Der Dachstuhl ist zum Teil verbrannt.

Wenn Leitungen einfach nur rumhängen

Die Installation einer Photovoltaikanlage lag etwa sechs Jahre zurück, als der Eigentümer eines Wohn- und Geschäftsgebäudes Rauch von seinem Dach aufsteigen sah. Er lief ins Haus und nach oben, sah bereits Flammen am Dachstuhl und alarmierte die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte konnten den Brand auf einen Teil des Daches eingrenzen. Später sollte das IFS herausfinden, was am Schadentag geschehen war. Schon bei der Installation war nicht alles ganz nach Plan gelaufen, wie der Gutachter erfuhr. Die vom Eigentümer beauftragte Fachfirma beauftragte ihrerseits einen Subunternehmer, der die Module der Anlage auf dem Dach installierte und die dazugehörigen Gleichstromleitungen in den Dachstuhl legte. Auch die Wechselrichter sollten dort installiert werden.

Der Dachstuhl ist zum Teil verbrannt.
Der Dachstuhl ist zum Teil verbrannt.

Doch dann wurden die Arbeiten unterbrochen, und der Eigentümer beauftragte ein anderes Unternehmen, das Projekt fertigzustellen. Diese neue Firma war jedoch der Meinung, die Wechselrichter sollten sich besser im Keller befinden. Darum verlängerte sie die Leitungen im Dachstuhl mit Crimpverbindern und führte sie bis ins Untergeschoss. Allerdings wurden die Leitungen samt Verlängerungen im Dachboden nicht befestigt; sie hingen einfach lose über den Dachbalken, wie der Gutachter vor Ort feststellte. In dem Bereich, in dem die Verbindungsstellen für die Leitungsverlängerungen über einem Balken hingen, gab es am Holz intensive Brandzehrungen. Die Leitungen waren an mehreren Stellen durchtrennt, und die Adern wiesen zum Teil Schmelzspuren auf.

Die Leitungen der PV-Anlage hängen lose über einem Balken.
Die Leitungen der PV-Anlage hängen lose über einem Balken.

Diese Kurzschluss-Spuren waren räumlich die ersten im Verlauf der Gleichstromleitungen von den Wechselrichtern zu den PV-Modulen. Da die Leitungen nach einem Kurzschluss nur noch in Richtung der PV-Module unter Spannung stehen konnten, mussten diese Kurzschluss-Spuren auch zeitlich die ersten gewesen sein – und damit die Brandausbruchsstelle. An einem der Crimpverbinder hatte sich die Leitung komplett aus dem Verbinder gelöst. Das war eines, aber nicht das einzige Merkmal einer mangelhaften Ausführung. Die Leitungen hätten überhaupt nicht lose herumhängen dürfen. Ihr Eigengewicht belastete die Verbindungsstellen so stark, dass es in diesem Bereich zu Kurzschlüssen und damit zum Brandausbruch kommen konnte.

Mit Crimpverbindern wurden die Leitungen verlängert. Allerdings haben sich einige Verbindungen gelöst (Pfeile). Das kleine Bild zeigt einen Verbinder, aus dem sich die Leitung auf einer Seite komplett gelöst hat
Mit Crimpverbindern wurden die Leitungen verlängert. Allerdings haben sich einige Verbindungen gelöst (Pfeile). Das kleine Bild zeigt einen Verbinder, aus dem sich die Leitung auf einer Seite komplett gelöst hat