Von der Verantwortung des Schornsteinfegers
Als ein altes Wohnhaus neu vermietet wurde, wurde der holzbefeuerte Küchenherd gegen einen Schwedenofen ausgetauscht. Der Bezirksschornsteinfeger nahm die Feuerstätte ab und kam regelmäßig zum Kehren ins Haus. Vier Jahre später brach dort ein Feuer aus. Am Morgen des Schadentages befeuerte der Mieter den Schwedenofen in der Küche. Weil er ein paar Tage fort sein würde, hatte er seine Nachbarin gebeten, ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Als sie am Nachmittag das Haus betrat, war die Küche warm, und ihr fiel nichts Ungewöhnliches auf. Beim zweiten Kontrollgang, ein paar Stunden später, waren die Räume stark verraucht. Sie rief die Feuerwehr. Durch die rechtzeitige Brandentdeckung konnten die Einsatzkräfte das Feuer auf dem Ausbruchsbereich eingrenzen. Dieser lag in der Küche an der Abgasführung des Ofens. Das einwandige Rauchgasrohr verlief unter der Decke in Richtung eines Wanddurchbruchs. Dort waren zwischen dem Rohr und einem Holzbalken nur wenige Zentimeter Platz. Durch die Strahlungswärme war das Holz überhitzt und in Brand geraten. Auf diese Schadenursache trifft das IFS häufig.
Dem Schornsteinfeger war durchaus nicht entgangen, dass es am Wanddurchbruch zwischen Holzbalken und Abgasrohr eng werden würde. Darum hatte er beim Einbau der neuen Feuerstätte empfohlen, in diesem Bereich eine Platte aus nicht brennbarem Material unter der Decke anzubringen. Eine Platte wurde also unter die Decke geschraubt – und sie machte die Lage nur noch schlimmer. Zur Verhinderung einer Überhitzung war diese Maßnahme nicht geeignet. Vielmehr wurde der Hitzestau unter der Decke dadurch noch verstärkt. Die gute Wärmeleitung von Metallschrauben heizte die Situation buchstäblich weiter auf. Am Schadentag wurde die Zündtemperatur des Holzbalkens schließlich überschritten, und es kam zum Brandausbruch.
Das Haus war über 200 Jahre alt, und viele Jahre hatte in der Küche ein holzbefeuerter Herd Dienst getan. Warum war es nicht schon früher zum Brand gekommen? Zum einen war der neue Schwedenofen leistungsstärker als der alte Küchenherd. Zum anderen sinkt die Zündtemperatur von Holz mit der Zeit ab, wenn es immer wieder starker Wärme ausgesetzt ist. Die Brandgefahr nimmt folglich im Laufe der Zeit zu. Der Schornsteinfeger hätte die Abgasführung in der Küche nicht abnehmen dürfen. Damit hätte er sich möglicherweise keine Freunde gemacht. Vielleicht wären ihm Hausbesitzer und Mieter aber auch dankbar gewesen. In jedem Fall lag es in seiner Verantwortung, die Einhaltung der in der Feuerungsverordnung festgelegten Mindestabstände einzufordern – und die wurden hier weit unterschritten.