Eiskrusten vor den Fenstern
Einem Nachbarn fiel im Januar die nasse Giebelwand eines Einfamilienhauses auf. Er informierte die Besitzerin, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht dort wohnte. Das Haus stand bereits seit drei Jahren leer; im Frühjahr wollte die Frau einziehen. Von dem Nachbarn alarmiert, bat sie einen Bekannten, nach ihrem Haus zu sehen. Als der Mann dort eintraf, lief Wasser aus der Haustür, und vor den Erdgeschossfenstern an der Nordseite hafteten dicke Eiskrusten. Im Obergeschoss trat Wasser aus dem Kaltwasserabsperrventil im Badezimmer.
Ein IFS-Gutachter untersuchte die Schadenstelle: Das Ventil befand sich zwar an einer Innenwand im Bad, doch die Zuleitung verlief durch die Außenwand des Gebäudes. Der Ventilkopf war herausgedrückt worden. An dessen Gewinde und auch am Gegengewinde des Ventilkörpers, der noch in der Wand installiert war, gab es deutliche Beschädigungen. Bei der späteren Laboruntersuchung des Ventilkopfes bestätigte sich, was der Gutachter schon vor Ort gesehen hatte: Am Gewinde gab es Abscherungen, die durch eine Krafteinwirkung von innen, also aus Richtung Kaltwasserleitung, entstanden waren. Die Leitung muss eingefroren gewesen sein; nur so lässt sich der nötige Druckanstieg für die Entstehung dieses Schadenbildes erklären.
Wie so oft in vergleichbaren Fällen, gab die Eigentümerin an, das Haus sei ausreichend beheizt und regelmäßig kontrolliert worden. Wie regelmäßig, darüber machte sie gegenüber dem Gutachter allerdings andere Angaben als im Fragebogen ihres Versicherers. Im Fragebogen hatte sie außerdem die Schadenentdeckung fast zwei Wochen früher datiert als gegenüber dem IFS. Über die jüngste Heizöllieferung gab es keine Rechnung, statt dessen erhielt der Gutachter eine Rechnung, die bereits vier Jahre alt war. Die Darstellung war also insgesamt nicht ganz wasserdicht und das Schadenbild zudem eindeutig: Frost hatte zu diesem enormen Wasseraustritt geführt, weil das Haus nicht ausreichend beheizt worden war. Der Schaden hätte durch das Absperren der Wasserversorgung erheblich reduziert und durch das Entleeren der Leitungen sogar komplett verhindert werden können.