
Vom Versuch, einen Blitzschaden vorzutäuschen
Bei einer Überspannung durch Blitzeinschlag zerplatzen Bauteile, Leiterbahnen der Platinen verdampfen, und es können Schmauchspuren entstehen. Ein solches Schadenbild mit einem Lötkolben „nachzubauen“, ist nicht möglich. Das bedeutet aber keinesfalls, dass es niemand versucht. Das IFS erhielt eine Telefonanlage mit dem Hinweis, diese sei bei einem Gewitter durch Blitzeinschlag beschädigt worden. Auf Anfrage bestätigte die Meteo-Info des VdS für den angegebenen Schadentag einen Wolke-Erde-Blitz in etwa 1,5 Kilometern Entfernung vom Schadenobjekt. Ein Überspannungsschaden lag demnach zunächst im Bereich des Möglichen.

Allerdings nur, bis der Gutachter das Schadenbild sah. Eingangs haben wir die Spuren beschrieben, die die hohen Ströme und Spannungen bei einem Blitzeinschlag verursachen. An der Telefonanlage waren die Hauptplatine und eine weitere, daneben verbaute Leiterplatte beschädigt. Bei diesen Schäden handelte es sich aber um punktuelle Verbrennungen. Jemand hatte die Platine mit einem Lötkolben „bearbeitet“. Deren Unterseite war zudem vollkommen unbeschädigt.

Der Überspannungsschaden war denkbar ungeschickt inszeniert worden. Hinzu kam, dass sich in der Telefonanlage eine SD-Karte befand, als sie ins IFS geschickt wurde. Darauf waren noch knapp eine Woche nach dem angegebenen Schadentag Daten gespeichert worden. Eine Randbemerkung: Die Telefonanlage wurde mit einem externen Netzteil betrieben, das sie mit 40 V Gleichspannung versorgte. Dieses Netzteil wurde dem IFS nicht zugeschickt. Intensive Schäden, wie die eingangs geschilderten, entstehen bei Geräten mit externem Netzteil gewöhnlich nur durch einen direkten Einschlag. Schlägt ein Blitz in der Nähe ein, und eine Überspannung breitet sich über das Stromnetz aus, dann wird in der Regel lediglich das Netzteil beschädigt.
