Eigenspannungen in zu hartem Messing
Im Duschbad eines Wohnhaues gab es einen Leitungswasserschaden, weil am Warmwasserzulauf der Duscharmatur ein Gewinde riss. Die Schadenstelle lag im Erdgeschoss. Gute zwei Wochen später riss auch in der Dusche im Keller ein Gewinde. In beiden Fällen lag die Bruchstelle an einer S-Verschraubung, einem so genannten Exzenterschaft. Die beiden beschädigten Bauteile und zum Vergleich ein nicht beschädigtes wurden ins IFS geschickt, wo eine Gutachterin sich auf die Suche nach der Schadenursache begab.
Unter dem Rasterelektronenmikroskop war zu sehen, dass die Risse durch Spannungsrisskorrosion entstanden waren. Die S-Verschraubungen bestanden aus Messing, und dieses Material ist anfällig für Spannungsrisskorrosion. Damit diese eintritt, müssen allerdings mehrere Bedingungen erfüllt sein: Neben dem dafür anfälligen Material muss ein auslösendes Korrosionsmedium vorhanden sein. In diesem Fall war es das Wasser, mit dem die Bauteile in den Duschen in Kontakt kamen. Außerdem muss es Zugspannungen im Material geben. Um das zu verhindern, werden Messingbauteile bei der Herstellung durch Glühen entspannt.
Der Indikator dafür, ob die notwendige Werkstoffentspannung in ausreichendem Maße durchgeführt wurde, ist die Materialhärte. Bei der Messung stellte die Gutachterin fest, dass sie bei den untersuchten Verschraubungen viel zu hoch war. Die Gütegemeinschaft Messing-Sanitär e.V. gibt hierfür klare Werte vor. Diese stehen auch im Arbeitsblatt W534 des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches). Verantwortlich für die Schäden war damit eindeutig der Hersteller. Der Versicherungsnehmer hatte die Exzenterschäfte in einem Baumarkt gekauft und erst wenige Monate zuvor von einem Fachmann installieren lassen.