Von Weintrauben und Messing
Nachdem es in den Kühlräumen eines Großmarktes zum dritten Mal einen Wasserschaden wegen eines gebrochenen Sprinklerkopfes gab, wurde das IFS beauftragt, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die zuständige Gutachterin erhielt den gebrochenen Sprinklerkopf aus dem jüngsten Schaden, vier weitere Sprinklerköpfe aus den Kühlräumen sowie einen neuen aus der Reserve. Gefertigt waren die Bauteile aus Messing.
An dem schadenursächlichen Sprinklerkopf war ein Bügel gebrochen. Die elektronenmikroskopische Untersuchung der Bruchflächen ergab, dass Spannungsrisskorrosion den Schaden verursacht hatte. Doch was hatte an den Sprinklerköpfen, die auf einer Leitung unter der Decke montiert gewesen waren, die Spannungsrisskorrosion verursacht? Alle Sprinklerköpfe aus den Kühlräumen waren mit grünen Ablagerungen belegt. In diesen Ablagerungen fand die Gutachterin bei der Laboruntersuchung Schwefel. Um herauszufinden, wie das Element auf die Sprinkler gelangen konnte, fuhr sie zum Großmarkt und nahm Proben in den betroffenen Kühlräumen.
Dort lagerten unter anderem Weintrauben, Trockenfrüchte und Orangen. Um Schimmelbefall vorzubeugen, werden Weintrauben bei der Lagerung mit Schwefeldioxid behandelt. Zitrusfrüchte erhalten aus diesem Grund eine schwefelhaltige Wachsschicht, und Trockenfrüchte sind in der Regel geschwefelt, um ihre Farbe zu erhalten. Schwefelverbindungen befanden sich also wegen des Lagergutes in der Raumluft und kondensierten an den Oberflächen der Sprinklerköpfe, wo sie Spannungsrisskorrosion verursachten. Im Datenblatt wies der Hersteller der Sprinklerköpfe darauf hin, sie ausschließlich in „normaler Umgebungsatmosphäre“ zu installieren. In Bereichen mit aggressiver, korrosiver Atmosphäre müssen Sprinkler mit geeigneter Beschichtung eingesetzt werden, riet er außerdem.