Glühzeiten werden stark unterschätzt

Nach dem Grillen gehören Kohlereste und Asche in die Restmülltonne – allerdings erst nach drei Tagen Abkühlzeit, wie das IFS aus gutem Grund empfiehlt.

Zwei Nachbarn entdeckten am späten Abend den Brand am Dach eines Einfamilienhauses. Während einer die Familie weckte, alarmierte der andere die Feuerwehr. Verletzt wurde niemand, doch die Flammen hinterließen einen Totalschaden an dem in Holzrahmenbauweise erstellen Gebäude.

So schlimm der Tag endete, so nett hatte er begonnen: An jenem Sonntag war Familienbesuch eingeladen. Auf der Terrasse hinter dem Haus hatte man am frühen Nachmittag gegrillt. Das lag bereits über vier Stunden zurück, als die Hauseigentümerin beim Aufräumen die Asche aus dem Holzkohlegrill in eine Plastiktüte umfüllte und diese unter einem Pflanztisch aus Holz ablegte, der neben dem Grill direkt an der rückseitigen Hauswand stand.

Diese Stelle war bei der späteren Ursachenermittlung unmissverständlich als Ausgangspunkt des Feuers zu erkennen. Von dem Tisch mit seinen zwei Ablageflächen war lediglich die metallene Abdeckplatte übrig geblieben. Ein Brandtrichter an der Hauswand zeichnete nach, wie die Flammen vom Tisch auf den darüber liegenden Dachüberstand geklettert waren.

In der Grillasche hatte sich noch Glut befunden. Der Fehler, den die Hauseigentümerin gemacht hatte, passiert nach Erfahrung des IFS immer wieder: „Die Glühzeit wird oft stark unterschätzt“, weiß IFS-Geschäftsführer Dr. Hans-Hermann Drews. Grillasche und Kohlereste können sehr lange eine so hohe Temperatur halten, dass dadurch andere Materialien in Brand geraten. Wie hoch die Temperatur steigt und wie lange es dauert, bis sie wieder auf ungefährliche Werte absinkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Grill, der Kohle und der verwendeten Kohlemenge.

Brandversuch mit einem Kugelgrill: Die Infrarotaufnahmen zeigen die hohe Temperatur, die sich über viele Stunden hält.
Brandversuch mit einem Kugelgrill: Die Infrarotaufnahmen zeigen die hohe Temperatur, die sich über viele Stunden hält.

Die Hauseigentümerin im beschriebenen Schadenfall war sich sicher, dass die Grillasche längst abgekühlt war. Ob sich in der Asche und den Kohleresten noch Glut befindet, ist auch beim Umfüllen nicht unbedingt zu erkennen. Darum sollten sie für eine Zeit lang in einem nicht brennbaren Behälter mit Deckel zwischengelagert werden, bevor sie in der Restmülltonne entsorgt werden dürfen. Ein Feuer, ausgehend von der Mülltonne, das mitten in der Nacht oder am frühen Morgen entdeckt wird, ist ein Klassiker der Brandursachenermittlung, denn es dauert häufig viele Stunden, bis sich aus einem Glimmbrand ein Flammenbrand entwickelt.

„Um sicherzugehen, empfehlen wir nach dem Grillen eine Abkühlzeit von drei Tagen“, sagt Drews. Alternativ können Kohle und Asche auch mit reichlich Wasser abgelöscht werden. Konkret bedeutet das, das Material komplett mit Wasser zu durchtränken. Im Grill selbst ist die Asche nur auf den ersten Blick gut aufgehoben. Ein kräftiger Windstoß oder neugierige Tiere haben schon manchen Grill zu Fall gebracht. Wenn Glut dann auf Holzdielen, den Gartenmöbeln oder an der mit brennbaren Baustoffen verkleideten Wand landet, kann das Unglück genauso seinen Lauf nehmen wie im eingangs geschilderten Fall. (is)