Edelstahl und Chlor
Leitungswasserschaden in einem Kindergarten: Unter der Spüle eines Wickeltisches war der flexible Anschlussschlauch der Armatur geplatzt. Durch eine Laboruntersuchung im IFS sollte die Ursache des Schadens ermittelt werden. Der Schlauch war aus transparentem Gummimaterial gefertigt, das von einem Drahtgeflecht aus Edelstahl gestützt wurde. Er trug das Qualitätszeichen des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) und war laut Aufdruck zwei Jahre alt. Allerdings bestand er nun aus zwei getrennten Abschnitten. Im Bereich der Trennung fehlten kleine Teile des Innenschlauchs, und das Drahtgeflecht war vollkommen zerstört.
Mit bloßem Auge waren bräunliche Ablagerungen auf den Edelstahldrähten zu erkennen, die sich unter dem Lichtmikroskop deutlich als Korrosionsprodukte zu erkennen gaben. Über die gesamte Schlauchlänge verteilt waren Drähte gebrochen oder angerissen. In der starken Vergrößerung des Rasterelektronenmikroskops wurden klar die Korrosionserscheinungen sichtbar. Darunter hatten sich Mulden und Risse im Material gebildet. Eine Elementanalyse der geschädigten Drahtoberfläche ergab einen Chloranteil.
Edelstahl ist unbeständig gegen chlorhaltige Substanzen; sie verursachen eine Korrosion des Materials. Genau dies hatte im vorliegenden Fall zum Schaden geführt: Durch eine chlorhaltige Substanz vermutlich ein Reinigungsmittel wurde das Drahtgeflecht angegriffen. Einzelne Drähte brachen, und die stützende Wirkung des Geflechts wurde immer stärker beeinträchtigt, bis schließlich der Innenschlauch dem Leitungsdruck nicht mehr standhalten konnte und platzte. Flexible Schläuche finden sich in jedem Spülschrank. Ihr Drahtgeflecht gewährleistet die Stabilität des Gummischlauches. Es ist allerdings empfindlich gegen mechanische und wie hier chemische Belastungen. Darum ist es wichtig, flexible Schläuche von scharfen Reinigungsmitteln fernzuhalten und vor mechanischen Beschädigungen zu schützen.