Aller guten Dinge sind vier

Bei den finalen Arbeiten an der Elektroinstallation eines neuen Altenwohnheimes stand der Elektriker plötzlich im Regen: Das Wasser lief in Strömen aus der Decke.

Anhand des Feuchtigkeitsverlaufes grenzte die Sanitärfirma, die die Trinkwasserinstallation erstellt hatte, die Leckage ein. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Darum schritt man – ohne eine Untersuchung des Schadens abzuwarten – direkt zur Tat, trennte den betroffenen Leitungsabschnitt heraus und ersetzte ihn.

An welcher Stelle genau das Wasser ausgetreten war, konnten die Handwerker leider nicht feststellen. Der herausgetrennte Rohrleitungsabschnitt wurde außerdem versehentlich entsorgt, und so konnte der IFS-Gutachter, der mit der Ermittlung der Schadenursache beauftragt war, vor Ort zunächst keine aussagekräftigen Hinweise finden.

Bei Untersuchungstermin war die Schadenstelle bereits repariert (links). Das rechte Bild zeigt die fehlerhafte Verbindung bei der Schadenentdeckung.
Bei Untersuchungstermin war die Schadenstelle bereits repariert (links). Das rechte Bild zeigt die fehlerhafte Verbindung bei der Schadenentdeckung.

Die Sanitärfachkräfte vermuteten einen Produktfehler. Eine fehlerhaft erstellte Pressverbindung sei hingegen ausgeschlossen, und das belegte man mit der stolzen Anzahl von vier Prüfprotokollen.

Wegen der baulichen Gegebenheiten sei der Leitungsabschnitt nämlich nicht wie vorgesehen nur einmal, sondern gleich viermal einer Druckprüfung unterzogen worden.

Unten den Mitarbeitern des Altenheims war jedoch eine ambitionierte Hobbyfotografin, die bei der Schadenfeststellung Interessantes festgehalten hatte: Die Pressverbindung an einem Bogenfitting des betroffenen Leitungsabschnitts war sichtbar nicht verpresst.

Das verpresste Fitting (links) weist eine sechseckige Kontur (rote Markierung) und Pressmarken (Pfeile) auf. An der zum Schadenzeitpunkt undichten Verbindung (rechts) sind keine Pressmarken vorhanden (Pfeile) und das Fitting weist eine runde Öffnung (rote Markierung) auf.
Das verpresste Fitting (links) weist eine sechseckige Kontur (rote Markierung) und Pressmarken (Pfeile) auf. An der zum Schadenzeitpunkt undichten Verbindung (rechts) sind keine Pressmarken vorhanden (Pfeile) und das Fitting weist eine runde Öffnung (rote Markierung) auf.

Pressfittings sind mittlerweile mit einer sogenannten „unverpresst undicht“-Funktion ausgestattet, so dass unverpresste Verbindungen bei einer korrekt durchgeführten Druckprüfung auffallen.

Trotzdem kommt es immer wieder zu Schäden an unverpressten Verbindungen. Ob die Druckprüfung in diesen Fällen nicht ordnungsgemäß oder gar nicht durchgeführt wurde, ist oft nicht mehr zu verifizieren.

Dass es im geschilderten Fall bei vier aufeinanderfolgenden Druckprüfungen nicht zu einem Druckverlust gekommen sein soll, war wenig überzeugend. (MKN)