Von feurigen Drahteseln

Das Elektrofahrrad ist längst kein Nischenprodukt mehr. Allein 2021 wurden in Deutschland zwei Millionen E-Bikes gekauft, wie der Zweirad-Industrie-Verband meldet. Das bedeutet auch, Millionen leistungsstarke Lithium-Ionen-Akkupacks befinden sich in Kellern und Garagen.

Von diesen Akkus geht ein generelles Brandrisiko aus, denn im Falle eines Defektes kann sich die gespeicherte Energie explosionsartig entladen. Die Gefahr ist nach unserer Einschätzung nicht unverhältnismäßig groß, doch sie ist schon wegen der großen Stückzahlen ein relevantes Thema in der Schadenforschung.

Ein Beispiel: Als der Eigentümer eines Einfamilienhauses die Tür zum Werkstattraum im Keller öffnete, schlug ihm dichter Brandrauch entgegen. Ein ungewöhnlicher Geruch hatte ihn und seine Frau am frühen Morgen beunruhigt. Als sie die Quelle fanden, waren die Flammen bereits von selbst erloschen. Direkte Brandschäden gab es lediglich in einem kleinen Bereich des großen Raumes, doch dicke Rußablagerungen bedeckten jede Oberfläche.

Das Fahrrad zeigt einen deutlichen Brandschwerpunkt im Bereich des Akkus.
Das Fahrrad zeigt einen deutlichen Brandschwerpunkt im Bereich des Akkus.

Der Brand war von einem Elektrofahrrad ausgegangen, dessen Akku zum Schadenzeitpunkt im Werkstattraum geladen wurde. Der IFS-Gutachter, der den Fall untersuchte, fand im Brandschutt die Zellen des Lithium-Ionen-Akkus, von denen einige thermisch durchgegangen waren. Ein technischer Defekt in dem Energiespeicher hatte zum Brandausbruch geführt. Das entsprechende Schadenbild ist unseren Brandursachenermittlern vertraut.

Auslöser von Akkudefekten können Handhabungsfehler sein, wenn der Energiespeicher zum Beispiel mechanisch beschädigt oder extremen Temperaturen ausgesetzt wird. Ein Fahrradakku sollte darum nicht unbeachtet in der unbeheizten Garage überwintern.

Daneben kommt es immer wieder zu Produktfehlern und entsprechenden Rückrufen. In der Schadendatenbank des IFS sind Brände durch Elektrofahrräder der Marken „Kalkhoff“, „Derby Cycle“ und „Raleigh“ aufgefallen. Diese Marken gehören zu dem großen deutschen Fahrradhersteller Kalkhoff, der außerdem unter dem Namen „Focus“ produziert. Das Fahrrad aus dem geschilderten Fall war ein E-Bike der Marke Kalkhoff, das im Jahr 2015 gekauft wurde.

Alle betroffenen E-Bikes, die das IFS in diesem Zusammenhang untersucht hat, wurden in den Jahren 2013 bis 2018 produziert wurden. In den meisten Fällen wiesen die IFS-Gutachter das thermische Durchgehen des Akkus als Brandursache nach. Einen Rückruf gibt es nach unserer Kenntnis bisher nicht. (is)