Akkuwerkzeug ohne Einzelzellenüberwachung

Wenn beim Laden eines Lithium-Ionen-Akkupacks die Einzelzellen nicht überwacht werden, kann es zu Überladungen und in der Folge zum Brand kommen. Das haben wir vor allem bei preiswerten Nachbauten festgestellt. Doch auch Markengeräte sind betroffen.

In hier beschriebenen Fall ging der Brand vom Akku eines Bosch-Werkzeuges aus. Der Besitzer hatte ihn im Keller seines Reihenhauses zum Laden angeschlossen. Eine Viertelstunde später hörte er vom Garten aus den Alarm des Rauchmelders. Als er die Tür zum Keller öffnete, quoll ihm dicker Rauch entgegen; für eigene Löschversuche war es bereits zu spät.

Die Werkbank mit den Überresten des Ladegerätes (Pfeil) und der Steckdose, mit der es verbunden war (Kreis)
Die Werkbank mit den Überresten des Ladegerätes (Pfeil) und der Steckdose, mit der es verbunden war (Kreis)

Die Feuerwehr lokalisierte die Brandstelle auf der Werkbank im Keller und löschte die Flammen, bevor sie sich ausbreiten konnten. Allerdings wurden weite Bereiche des Hauses durch Brandrauchniederschläge kontaminiert.

Auf der Werkbank fand ein IFS-Gutachter später die Überreste des angeschlossenen Ladegerätes und diverse geborstene Akkuzellen. Das Spurenbild war klar: Eine der Zellen war beim Laden thermisch durchgegangen.

Das Ladegerät (3) mit Vergleichsgerät (4) und die Überreste des Akkus (1) mit dem Vergleichsakku (2)
Das Ladegerät (3) mit Vergleichsgerät (4) und die Überreste des Akkus (1) mit dem Vergleichsakku (2)

Der Mann hatte noch ein weiteres Bosch-Werkzeug mit baugleichem Ladegerät und Akku. Von der brandgetroffenen Technik war noch genug übrig, um festzustellen, dass es sich tatsächlich um die gleiche Ausstattung handelte.

Die Stiftung Warentest hat im „test 11/2020“ akkubetriebene Werkzeuge unter die Lupe genommen. Die Werkzeugakkus der Firma Bosch aus der Linie „Professional“ hatten sich dabei ein „mangelhaft“ eingefangen, weil es keine Einzelzellenüberwachung des Ladevorganges gab.

Sie werde zwar seit 2016 von der Norm gefordert, heißt es im Testbericht. Doch es gab eine Übergangsfrist bis 2021. Der Hersteller versicherte den Testern, dass die Akkus ab dem Produktionsjahr 2019 mit einer Einzelzellenüberwachung ausgestattet sind.
Das betroffene Gerät wurde im Januar 2020 gebaut. Die darin verbaute Platine wurde jedoch schon 2017 produziert, wie die technische Untersuchung zeigte.

Im Brandschutt fand der Gutachter die zum Teil geborstenen Akkuzellen.
Im Brandschutt fand der Gutachter die zum Teil geborstenen Akkuzellen.

Dass der Brand in diesem Fall so früh entdeckt wurde und darum auf den Bereich der Werkbank eingegrenzt werden konnte, war dem Rauchmelder zu verdanken. Laden Sie Lithium-Ionen-Akkus in einem Raum mit Rauchmelder und möglichst nicht inmitten leicht brennbarer Materialien. (is)