Produktionshalle brennt nach Kurzschluss nieder
An der Rückseite einer Maschine zur Holzverarbeitung tauscht ein Mitarbeiter den Druckluftanschluss aus. Als er die Maschine wieder in Betrieb nehmen will, läuft die Fräse nicht an. Kurz darauf sieht der Mann Flammen hinter der Maschine. Das Feuer breitet sich so schnell aus, dass er sich nicht ohne Brandverletzungen in Sicherheit bringen kann. Mit einem Großaufgebot bekämpft die Feuerwehr den Brand auf dem Betriebsgelände. Die Halle ist jedoch nicht zu retten. Auf dem Foto des zerstörten Gebäudes haben wir die Stelle markiert, an der die Maschine steht.
Dort fand der IFS-Gutachter, der den Fall später untersuchte, im Brandschutt einen nach oben offenen Kabelkanal, der unter sehr viel Sägespäne vergraben lag. An einer Stelle führte eine elektrische Leitung über das Metallprofil des Kanals. Die Isolation war in diesem Bereich verbrannt, zwei Kupferadern waren getrennt und an der dritten befand sich eine aussagekräftige Schmelzspur. Dieses Spurenbild erzählt, was sich unmittelbar vor der Brandentstehung zugetragen hatte: Als der Mitarbeiter zum Wechsel des Druckluftanschlusses hinter die Maschine ging, muss er auf den Kabelkanal getreten sein, und zwar an der Stelle, an der die Leitung über die Metallkante lief.
Dabei wurde die Isolation beschädigt, und es kam zum Kurzschluss. Der Mann hatte davon sicher nichts mitbekommen, denn im Umfeld der Maschine lag eine ausgesprochen dicke Schicht Späne, die den Kanal verdeckte. Durch den Lichtbogen des Kurzschlusses wurden die Holzspäne entzündet. Das Feuer erfasste die Druckluftleitung hinter der Maschine. Als diese durchgebrannt war, breiteten sich die Flammen von der Druckluft begünstigt rasch unter der Maschine hindurch und auf die gesamte Halle aus. Die Entstehung dieses Schadens wurde durch Versäumnisse in den Betriebsabläufen möglich: Die Leitungen hätten nicht in dem offenen Kanal liegen dürfen. Der Gutachter stellte auch an anderen Leitungen massive Schäden an der Isolation fest, die früher oder später zum Kurzschluss geführt hätten. Hinzu kam, dass die Halle offensichtlich nicht regelmäßig gereinigt wurde. Die Späne, die im Bereich der Maschine lagen, konnten unmöglich bei der Produktion am Schadentag entstanden sein – zumal das Feuer am Morgen, zwei Stunden nach Arbeitsbeginn ausgebrochen war. Durch diese Verunreinigungen war der Kabelkanal nicht zu sehen, und auch die brisante Stelle, an der die Leitung über die Metallkante lief, lag im Verborgenen.