An der gelösten Verbindung haben wir die anhand der Pressmarken erkennbare Einschubtiefe rot markiert. Die grüne Linie am Fitting zeigt die vom Hersteller vorgesehene Einschubtiefe.

Handwerkerfehler zeigen sich im Labor

Nicht nur teuer, sondern auch sehr ärgerlich: Wenige Tage, bevor eine Sporthalle nach der Komplettsanierung wieder eröffnet werden sollte, gab es einen umfangreichen Wasserschaden. In der Trinkwasserinstallation hatte sich eine Verbindung gelöst. Zunächst wurde der Technikraum geflutet, bevor das Wasser die geschlossene Brandschutztür zum Bersten brachte und sich weiter verteilte. Es kam zu erheblichen Schäden an der Gebäudeinstallation und dem Hallenboden. Für die Sportler rückte die Nutzung nun wieder in die Ferne. Derweil erhielt das IFS den Leitungsabschnitt, in dem sich die getrennte Verbindung befand, für eine Laboruntersuchung.

An der gelösten Verbindung haben wir die anhand der Pressmarken erkennbare Einschubtiefe rot markiert. Die grüne Linie am Fitting zeigt die vom Hersteller vorgesehene Einschubtiefe.
An der gelösten Verbindung haben wir die anhand der Pressmarken erkennbare Einschubtiefe rot markiert. Die grüne Linie am Fitting zeigt die vom Hersteller vorgesehene Einschubtiefe.

Dabei handelte es sich um einen Rohrleitungsstrang aus Edelstahl, bestehend aus Pressfittings und Rohrabschnitten. Das Pressverbindungssystem trug eine DVGW-Kennzeichnung und stammte von einem bekannten Hersteller. Hinweise auf einen Produktmangel fand der Gutachter nicht. Dafür zeigten sich bei der Untersuchung gleich mehrere Installationsfehler. Zwar hatte der Handwerker ein geeignetes Werkzeug eingesetzt, um die Pressverbindungen herzustellen. Doch hatte er – zumindest an der gelösten Verbindung – so ziemlich alles andere falsch gemacht. Zum Schaden war es gekommen, weil das Rohrende nicht weit genug in das Fitting eingeschoben wurde. Die Markierungen im ersten Bild verdeutlichen, dass bis zur vorgeschriebenen Einschubtiefe ein gutes Stück fehlte. Es war keine kraftschlüssige Verbindung entstanden, und das Rohrende wurde durch den Betriebsdruck aus dem Fitting gedrückt.

Das Rohr wurde etwas schräg mit dem Fitting verpresst.
Das Rohr wurde etwas schräg mit dem Fitting verpresst.

In der Montageanleitung schreibt der Hersteller vor, die Einschubtiefe auf den Rohren zu markieren. Solche Markierungen gab es auf keinem der Rohre, die im IFS untersucht wurden. Die Pressmarken an der gelösten Verbindung zeigten zudem, dass das Rohrende etwas schräg im Fitting fixiert worden war. Das hatte zwar nicht den Schaden ausgelöst, spricht aber auch nicht für sorgfältige Arbeit. Die Untersuchung förderte ein weiteres Versäumnis zutage, das in wasserführenden Leitungen mit der Zeit zu Schäden führen kann: Die Rohrenden waren – entgegen der Montageanleitung – nicht entgratet worden. Solche Querschnittsverengungen verursachen Turbulenzen im Wasserstrom und sind ein potentieller Ansatzpunkt für korrosive Veränderungen des Werkstoffes. Die Fehler, die hier gemacht wurden, tauchen bei der Untersuchung von Leitungswasserschäden immer wieder auf. Dabei lassen sie sich zum einen sehr leicht vermeiden, zum anderen sind sie im Schadenfall ebenso leicht nachzuweisen.

Scharfkantige Grate ragen in das Rohr.
Scharfkantige Grate ragen in das Rohr.