Eine Verschraubung und diverse Fehler

Die Heizungs- und Trinkwasserinstallation in einem neu gebauten Mehrfamilienhaus war noch keine drei Monate in Betrieb, als sich ein Wasserschaden bemerkbar machte.

Eine Verschraubung an der Sicherheitsgruppe der Trinkwasserinstallation war undicht. Um die Schadenursache zu klären, wurden die betroffenen Bauteile für eine Laboruntersuchung an das IFS geschickt.

Die Leckage lag an einer Doppelverschraubung mit zwei Innengewinden aus Messing, an die ein Außergewindeübergang angeschlossen war. Sie war auf zwei gegenüberliegenden Seiten in Längsrichtung eingerissen. Einer der beiden Risse klaffte so weit auseinander, dass bei der Druckprüfung 165 Liter Wasser pro Stunde austraten.

Aus der Doppelverschraubung, die auf dem Bild rechts markiert ist, tritt bei der Dichtigkeitsprüfung im Labor Wasser aus.
Aus der Doppelverschraubung, die auf dem Bild rechts markiert ist, tritt bei der Dichtigkeitsprüfung im Labor Wasser aus.

Dem Gutachter fielen mehrere Dinge auf: An dem aufgerissenen Stutzen war das Innengewinde nur drei bis vier Umläufe lang bzw. kurz. Das spricht dafür, dass ein Bauteil für eine Verbindung mit Flachdichtung vorgesehen ist.

Hier war jedoch das Außengewinde eines Messingübergangs eingeschraubt und mit reichlich Hanf abgedichtet worden. Das Dichtmaterial wurde so großzügig verwendet, dass es den freiliegenden Teil des Außengewindes fast vollständig überdeckte.

Das Gewinde wurde großzügig eingehanft, und auf dem Sechskant des Außengewindeübergangs zeigen sich deutliche Werkzeugspuren (Pfeile).
Das Gewinde wurde großzügig eingehanft, und auf dem Sechskant des Außengewindeübergangs zeigen sich deutliche Werkzeugspuren (Pfeile).

Auf den Sechskantgriffflächen der gerissenen Doppelverschraubung und des eingeschraubten Übergangs waren deutliche Werkzeugspuren zu sehen. Offensichtlich hatte der Installateur bei der Montage mehr Kraft aufgewendet als für solche Arbeiten vorgesehen ist.

Das war nicht nur notwendig, weil die Hanffasern das Einschrauben erschwerten, sondern auch, weil die beiden Bauteile, die hier verbunden wurden, nicht zusammenpassten.

Der Werkstoff der Doppelverschraubung war für den Einsatz in Trinkwasserinstallationen zu hart, wie eine Härteprüfung ergab. Wahrscheinlich war das jedoch kein Produktfehler, sondern das Bauteil war schlichtweg für den Einsatz in Heizungswasserinstallationen vorgesehen.

Knapp 2000-fache Vergrößerung der Bruchfläche: Das Elektronenmikroskop zeigt die Strukturen von Spannungsrisskorrosion und Gewaltbruch.
Knapp 2000-fache Vergrößerung der Bruchfläche: Das Elektronenmikroskop zeigt die Strukturen von Spannungsrisskorrosion und Gewaltbruch.

Der Griff zum ungeeigneten Bauteil, das Einhanfen und das zu kräftige Anziehen der Verschraubung führten im Messing der Doppelverschraubung zu Spannungsrisskorrosion. Die Schadenentstehung war nur eine Frage der Zeit gewesen.

Das Verwenden von Dichtmitteln, wo vom Hersteller keine vorgesehen sind, schafft keine zusätzliche Sicherheit, sondern die Basis für die Entstehung von Leckagen. Wenn sich zwei Bauteile nur mit Mühe verbinden lassen, ist das außerdem ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. Mehr Kraftauswand ist in der Regel keine Lösung. (is)