Eine brenzlige Familientradition
Ein älteres Paar wacht in der Nacht auf: Das Haus der Eheleute, das zu einem landwirtschaftlichen Hof gehört, ist verraucht. In der Küche im Erdgeschoss gibt es einen Glimmbrand an der Zimmerdecke. Die Feuerwehr muss anrücken. Bei der späteren Untersuchung des Schadens wurde schnell klar, dass der Brand von dem Raum über der Küche ausgegangen ist. Dieses Zimmer wurde als „Räucherraum“ genutzt. In einem Holzschrank, der über ein Ofenrohr an der Oberseite an den Schornstein angeschlossen war, pflegte die Familie Fleisch zu räuchern. Dafür wurden glühende Holzkohle und Sägespäne in einen Metallbehälter gelegt, der von zwei Holzleisten im Schrank gehalten wurde. Über dem Metallbehälter hing die Räucherware.
Der Bezirksschornsteinfeger gab an, zwar den Hof zu kennen, aber nicht die interessante Eigenkonstruktion, die im Obergeschoss betrieben wurde. Dabei handelte es sich ganz und gar nicht um eine Neuerung: Der Schrank sei schon mindestens so alt wie seine Mutter, sagte der Sohn der Eheleute, der den Hof bewirtschaftete. Und der Dame fehlten nur noch wenige Jahre zu ihrem achtzigsten Geburtstag. Erstaunlicherweise schien beim Räuchern all die Jahre niemals etwas schief gelaufen zu sein. Dabei war der Holzschrank nach unten offen; nur ein darunter liegendes Blech schützte den Holzfußboden des Raumes vor herabfallenden, glimmenden Partikeln.
Von diesem Blech fand die Feuerwehr bei den Löscharbeiten nur noch Reste. Möglicherweise war es schon vor dem Brandausbruch korrodiert und nur noch in Bruchstücken vorhanden gewesen. Vor der Schadennacht wurde der Räucherschrank in Betrieb genommen. Ob glühende Partikel in der Nacht herabfielen und den Fußboden in Brand setzten oder ob der ganze Metallbehälter heruntergefallen war, konnte der Gutachter nicht mehr feststellen. Sicher war, dass der Brand durch den Betrieb des Räucherschrankes verursacht wurde, der gar nicht hätte betrieben werden dürfen. Die Eigenkonstruktion war nicht brandsicher.