Aus der Nase, aus dem Sinn

Wie wir die subjektive Wahrnehmung von Brandgeruch objektivieren können und damit einen nach einer Brandschadensanierung einen neues Niveau der Hygiene sicherstellen.

Küchenbrand in einem 200 Jahre alten Haus. Die Flammen können auf die Küche eingegrenzt werden, doch Ruß und Rauchgasniederschläge verunreinigen auch die anderen Räume. Nach einer umfangreichen Sanierung sind die gesundheitsgefährdenden Verschmutzungen nachweislich beseitigt, doch der Brand scheint noch immer in der Luft zu hängen. Ist da noch etwas?

Unser Geruchssinn ist subjektiv, und wie alle Sinne ist er trügerisch. Um den Sanierungserfolg auch in dieser Hinsicht beurteilen zu können, ist eine objektive Größe notwendig, ein Messwert. Für das IFS sind Raumluftmessungen zur Erfolgskontrolle nach der Sanierung von Schimmelschäden ein übliches Vorgehen. Bisher gab es allerdings keine vergleichbare Methode für die Einordnung von Brandgeruch. Ein solches Verfahren haben wir nun entwickelt.

Brandgeruch setzt sich aus etwa einem Dutzend chemischen Verbindungen zusammen. Schon wenige µg/m3 dieser Komponenten kann der menschliche Geruchssinn wahrnehmen. „Die Grenze zur Toxizität liegt um ein Vielfaches höher. Unsere Messungen orientieren sich jedoch an der unteren Geruchsschwelle“, erklärt Dr. Stefan Schallmoser. Der IFS-Gutachter ist federführend bei der Entwicklung und Einführung der neuen Methode. „Erst wenn der Summenwert aller relevanten Verbindungen unter ein µg/m3 liegt, gehen wir davon aus, dass keine brandbedingten Geruchsbeeinträchtigungen mehr vorliegen“, so der Chemiker.

Im eingangs geschilderten Beispiel lag der Summenwert leicht über der Geruchsschwelle. Die Brandrückstände hatten sich in den Fugen und Rissen der Sichtholzbalken des alten Gemäuers abgelagert. In solchen Fällen können die noch verbliebenen Verbindungen ausgeheizt werden. Dafür wird die Raumtemperatur auf bis zu 40 °C erhöht. Alternativ kann eine Ozonbehandlung durchgeführt werden, um die Restbelastung zu beseitigen.

Bei der Messung von Brandgeruch steht nicht die Feststellung eines möglichen Gesundheitsrisikos im Vordergrund. Ein solches lässt sich mit der klassischen Probenahme identifizieren, die auch weiterhin als Standardverfahren eingesetzt wird. Die ergänzende Raumluftmessung geht einen entscheidenden Schritt weiter und berücksichtigt unsere Wahrnehmung. Erst wenn der Brand aus der Nase verschwunden ist, kann er auch aus dem Kopf verschwinden. Besonders relevant ist dieser Hygienegrad in sensiblen Bereichen wie Kindertagesstätten, Schulen und Krankenhäusern. Das IFS bietet die Messung bundesweit über alle Standorte an. (is)