Das Mahlwerk der Zimtmühle steht im ersten Obergeschoss des Produktionsgebäudes.

Zimt neigt zur Selbstentzündung

Im Produktionsgebäude eines Lebensmittelherstellers gaben die Rauchmelder Alarm. Auf der Suche nach der Ursache stießen Mitarbeiter auf einen Brand an einer der Zimtmühlen. Nur sechs Minuten später traf die automatisch informierte Feuerwehr ein und begrenzte das Feuer auf die betroffene Anlage. Ein IFS-Gutachter sollte herausfinden, wie es zu der Brandentstehung kommen konnte. Die Mühle erstreckte sich über zwei Ebenen: Im Obergeschoss des Gebäudes stand das Mahlwerk mit Motor und Turbine. Direkt darunter, im Erdgeschoss, befanden sich die Siebmaschine und die Abfüllung. Das Mahlgut fiel aus einem Trichter im Obergeschoss über ein durch die Geschossdecke geführtes Rohr nach unten in die Siebanlage.

Das Mahlwerk der Zimtmühle steht im ersten Obergeschoss des Produktionsgebäudes.
Das Mahlwerk der Zimtmühle steht im ersten Obergeschoss des Produktionsgebäudes.

An der gesamten Anlage entdeckte der Gutachter Brandspuren. So waren die Filtereinsätze vollkommen verbrannt, und am Mahlwerk gab es Rußablagerungen. Dem Spurenbild nach musste das Feuer in der Anlage, genauer im Mahlgut, entstanden sein. Dabei handelte es sich um Zimt, denn mit der Mühle wurde Zimtrinde zu Zimtmehl gemahlen. Beim Öffnen des Flansches am Durchführungsrohr zur Geschossdecke quoll dem Gutachter Zimtmehl entgegen. Es war zum Teil verbrannt, und Gutnester waren noch zu erkennen. Das klumpige Material hatte das Rohr zugesetzt.

Direkt unter dem Mahlwerk stehen im Erdgeschoss die Siebmaschine und die Abfüllung.
Direkt unter dem Mahlwerk stehen im Erdgeschoss die Siebmaschine und die Abfüllung.

Der Gutachter nahm Proben und führte im IFS Versuche durch. Dabei stellte er eine Neigung des Zimtmehls zur Selbstentzündung fest. Bei den ätherischen Ölen des Zimts handelt es sich um ungesättigte Verbindungen. Diese können mit dem Sauerstoff der Raumluft reagieren – eine exotherme Reaktion läuft ab. Kann die entstehende Wärme nicht abgeführt werden, so staut sie sich und ein Kreislauf wird initiiert, in dem die Temperatur immer weiter steigt, bis es zur Selbstentzündung kommt. Gegen die chemischen Eigenschaften konnte der Hersteller selbstverständlich nichts tun. Doch durch den Produktionsablauf, bei dem sich das Zimtmehl relativ lange in der Anlage befand, wurde sie Selbstentzündung begünstigt. Der Gutachter empfahl, den Mahlprozess zu optimieren, um weiteren Schäden vorzubeugen.

Aus dem geöffneten Anschlussflansch am Durchführungsrohr zur Geschossdecke fällt Zimtmehl.
Aus dem geöffneten Anschlussflansch am Durchführungsrohr zur Geschossdecke fällt Zimtmehl.