Verbundrohre sind hitzeempfindlich

In einem Restaurant in einem alten Speicher kam es zu einer so starken Leckage im Fußboden, dass das Wasser an der Außenfassade des Gebäudes bemerkt wurde. Mehr als 600 m3 Warmwasser waren ausgetreten. Bereits längere Zeit vor dem Schaden war den Mitarbeitern des Restaurants aufgefallen, dass das Warmwasser ungewöhnlich heiß war. Die Leckage wurde im Fußboden der Küche geortet und dieser geöffnet. Das dort in der Estrichdämmschicht verlaufende Verbundrohr wurde von einer Sanitärfirma repariert. Den beschädigten Abschnitt übergab man der IFS-Gutachterin, die wenig später vor Ort war.

Das Wasser lief an der Außenfassade des Restaurants aus der Wand.
Das Wasser lief an der Außenfassade des Restaurants aus der Wand.

Sie erkannte typische Merkmale einer betriebsbedingten Überlastung des Rohres und prüfte an der Heizung und am Boiler die eingestellten Temperaturwerte. Diese lagen zum Zeitpunkt des Ortstermins mit 65 °C in einem Bereich, der für die Rohre zulässig ist. Gemäß den Vorgaben des Herstellers soll das Mehrschichtverbundrohr für einen dauerhaften Betrieb mit einer maximalen Trinkwassertemperatur von 70 °C geeignet sein. Kurzfristig darf es auch darüber betrieben werden. Die Untersuchung im IFS-Labor zeigte jedoch, dass das Rohr höheren Temperaturen ausgesetzt war, und dieses vermutlich über einen längeren Zeitraum:

Die Innenseite des Verbundrohres ist gelblich verfärbt und die einzelnen Schichten haben sich teilweise getrennt (delaminiert).
Die Innenseite des Verbundrohres ist gelblich verfärbt und die einzelnen Schichten haben sich teilweise getrennt (delaminiert).

Die ursprünglich weiße Rohrinnenseite war gelblich verfärbt. Stellenweise erfolgte bereits eine Delamination der einzelnen Verbundrohrschichten. Das Innenrohr zeigte in mehreren Bereichen mit verzweigten Rissbildungen im Kunststoffmaterial die typischen Merkmale einer temperaturbedingten Versprödung. Diese war an einer Stelle so weit fortgeschritten, dass ein Loch vorlag. Hier war die zwischen den Kunststoffschichten liegende Aluminiumschicht durch den erfolgten Wasserzutritt bereits deutlich korrodiert und „undicht“. In der Folge stand der Leitungsdruck direkt an dem äußeren Kunststoffmantel an. Dieser platzte und es kam zum Wasseraustritt. Das Versagen des Mehrschichtverbundrohres war somit auf eine betriebsbedingte vorzeitige Alterung zurückzuführen. Die Ursache hierfür lag vermutlich in einem Fehler der Temperaturregelung des Warmwasserspeichers, was vor dem Schaden zu überhöhten Temperaturen geführt hatte. Die Gutachterin empfahl daher, die Temperaturregelung von einer Fachfirma überprüfen zu lassen. Außerdem war davon auszugehen, dass das gesamte Rohrleitungssystem der Warmwasserinstallation vorgeschädigt war. Sie riet daher, alle Rohre auszutauschen. (Ma)

An einer Stelle ist ein "Loch" in der mittleren Aluminiumschicht vorhanden.
An einer Stelle ist ein „Loch“ in der mittleren Aluminiumschicht vorhanden.