Die Armatur und die beiden damit verbundenen S-Anschlüsse: Der Anschluss auf der Kaltwasserseite ist gebrochen (Markierung).

Schwere Armatur, filigranes Gewinde

Bei der Rückkehr aus dem Urlaub wartet eine unangenehme Überraschung auf den Eigentümer eines Einfamilienhauses: Ausgehend vom Badezimmer im ersten Stock hat es einen Wasserschaden gegeben. Das Wasser ist bis in den Keller gelaufen. Die Leckage liegt am Kaltwasseranschluss der Duscharmatur. Das Gewinde des S-Anschlusses ist rundum abgebrochen. Der Hausbesitzer hatte die Armatur etwa zweieinhalb Jahre zuvor von einem Fachgroßhändler gekauft und selbst eingebaut. Sie wurde inklusive der beiden S-Anschlüsse ausgeliefert.

Die Armatur und die beiden damit verbundenen S-Anschlüsse: Der Anschluss auf der Kaltwasserseite ist gebrochen (Markierung).
Die Armatur und die beiden damit verbundenen S-Anschlüsse: Der Anschluss auf der Kaltwasserseite ist gebrochen (Markierung).

Der gebrochene S-Anschluss bestand aus vernickeltem Messing. Bei der Untersuchung der Bruchflächen im IFS-Labor zeigte sich, dass Spannungsrisskorrosion die Ursache für den Bruch war. Es galt also, die Ursache der Spannungsrisskorrosion zu finden. Diese Korrosionsart setzt drei Bedingungen voraus: Die ersten beiden sind die Anfälligkeit des Materials und ein Korrosionsmedium. Messing ist anfällig für Spannungsrisskorrosion, und Trinkwasser erfüllt in der Regel die zweite Voraussetzung. Messingbauteile sind dennoch für Trinkwasserinstallationen zugelassen, weil es ohne die dritte Voraussetzung nicht zur Spannungsrisskorrosion kommt.

Das Gewinde ist im dritt- und vorletzten Gewindegang rundum abgebrochen.
Das Gewinde ist im dritt- und vorletzten Gewindegang rundum abgebrochen.

Dabei handelt es sich um erhöhte Zugspannungen. Sie sind zum Beispiel im Messing vorhanden, wenn der Werkstoff zu hart ist. Das war hier aber nicht der Fall. Auch können sie durch eine Krafteinwirkung von außen eingebracht werden – etwa durch zu großen Krafteinsatz bei der Montage. Auch das traf nicht zu. Bei der Vermessung des gebrochenen Gewindes fand die Gutachterin die Ursache: In den Gewindekerben war der S-Anschluss sehr dünnwandig, wodurch es in diesem Bereich unter normalen Montagebelastungen zu erhöhten Zugspannungen kam. Hinzu kam, dass die Armatur, die an den S-Anschluss montiert war, ein relativ hohes Gewicht hatte. Das ist gewöhnlich ein Merkmal guter Qualität. Für das zu filigrane Gewinde des S-Anschlusses war es aber eine sehr hohe Belastung. Ein solcher Produktmangel – das im Gewindekerb zu dünnwandige Bauteil – ist weder für den Laien noch für den Fachmann von außen erkennbar. Prüfsiegel helfen, den Kauf von ungeeigneten Bauteilen zu vermeiden. Weder auf der Armatur noch auf den S-Anschlüssen aus diesem Fall gab es ein Prüfzeichen.

In den Gewindekerben ist das Bauteil sehr dünnwandig.
In den Gewindekerben ist das Bauteil sehr dünnwandig.