Lackstäube zünden durch
Eine Stunde nachdem die Lackierstraße in einer Produktionshalle am Montagmorgen in Betrieb genommen wurde, bemerkte ein Mitarbeiter Rauch im Bereich des Trockenofens. Der Betriebsschlosser schaute nach der Anlage: Er sah Flammen im Ofen, schaltete die Gasversorgung ab und erstickte das Feuer mit einem CO2-Löscher. Doch damit war das Problem keinesfalls beseitigt… Ummittelbar nach dem Löschen kam es im Trockenofen zu einer Durchzündung, die sich bis in die Lackierkabine der Anlage fortsetzte. Die Lackablagerungen im Ofen und in der Spitzkabine brannten nun, und die Feuerwehr musste anrücken.
Auf dem ersten Foto ist die Lackierstraße zu sehen. Die Bleche der Verkleidung sind nach außen gewölbt, weil es in der Anlage zu einer Explosion gekommen ist. Der IFS-Gutachter, der sie später untersuchte, fand in der Lackierstraße große Mengen von Lackrückständen. Am Schadentag hatten sich diese abgelagerten Lackstäube an den heißen Oberflächen des Trockenofens entzündet. Beim Löschen dieses zunächst überschaubaren Brandes wurden Lackstäube aufgewirbelt, die kurz darauf durchzündeten.
Im Zuge der Untersuchung erhielt der Gutachter den Reinigungsplan der Anlage. Dem Zustand der Lackierstraße nach zu urteilen, konnten die vorgesehenen Reinigungsarbeiten allerdings nicht regelmäßig durchgeführt worden sein. In der Spritzkabine und dem Trockenofen einer Lackierstraße kann sich eine explosionsfähige Staubatmosphäre bilden. Darum müssen nach der Gefahrstoffverordnung Maßnahmen zum Explosionsschutz dokumentiert und die Anlage muss regelmäßig überprüft werden. Die erforderlichen Dokumente lagen im hier beschriebenen Fall nicht vor. Dies ist nicht der erste vom IFS untersuchte Brandschaden, bei dem eine Anlage durch eine Entzündung von Lackstäuben zerstört wurde. Die regelmäßige Reinigung solcher Anlagen ist ein wesentlicher Bestandteil der Betriebsabläufe – deren Vernachlässigung teuer werden kann.