Die schadenursächliche Mehrbereichskupplung mit dem teilweise herausgerutschten Rohrstück im Labor

Kräfte durch Wasserdruck nicht unterschätzen

Im Technikraum eines Freibades löste sich eine Rohrverbindung mit 17 cm Durchmesser. Als der Hausmeister am nächsten Morgen seinen Dienst antrat, war der gesamte Keller mit Wasser vollgelaufen. Die Verbindung wurde zur Untersuchung ins IFS geschickt. Es stellte sich heraus, dass sie erst fünf Monate zuvor erstellt worden war. In die 20 Jahre alte Leitung waren zu diesem Zeitpunkt zwei neue Wasserfilter eingebaut worden. Dabei hatte der Installateur eine Mehrbereichskupplung als Übergang zwischen der alten Edelstahlleitung und neuen PVC-Rohren eingesetzt. Die Kupplung ist auf Bild 1 zu sehen. Bei solchen Bauteilen wird durch das Anziehen der Verschraubung des sogenannten Spannringes die Dichtung im Inneren auf das eingeschobene Rohr gepresst und dichtet so gegen das anstehende Wasser ab. Hier war das Rohr aus der Kupplung herausgerutscht.

Die schadenursächliche Mehrbereichskupplung mit dem teilweise herausgerutschten Rohrstück im Labor
Die schadenursächliche Mehrbereichskupplung mit dem teilweise herausgerutschten Rohrstück im Labor

Einen Hinweis, wie es dazu kommen konnte, gab die Montageanleitung des Herstellers: Ausdrücklich wurde beschrieben, dass Kupplungen dieses Typs für die „Herstellung von nicht zugfesten Rohrverbindungen in der Wasserversorgung“ geeignet waren. Für zugfeste Verbindungen bot er andere Kupplungen an, die eine Längskraftschlüssigkeit gewährleisten. Wenn man eine Verbindung herstellt, die keine Zugkräfte aufnehmen kann, besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit, die Kräfte auf andere Art abzufangen: Eine stabile Befestigung der angeschlossenen Rohre verhindert ihr Verschieben ebenso.

Einbausituation am Schadenort mit der Kupplung (roter Pfeil): Die starre Edelstahl-Rohrleitung ist in Fließrichtung vor der Kupplung mit einer Rohrschelle gut befestigt (grüner Pfeil).
Einbausituation am Schadenort mit der Kupplung (roter Pfeil): Die starre Edelstahl-Rohrleitung ist in Fließrichtung vor der Kupplung mit einer Rohrschelle gut befestigt (grüner Pfeil).

Jedoch zeigten die Bilder von der Einbausituation, dass der Installateur auch das nicht ausreichend berücksichtigt hatte. Er hatte die Wasserfilter zwar mit einem Stahlprofilgestell montiert, dieses jedoch zu schwach befestigt: An der Wand war es mit nur wenigen Schrauben fixiert und auf dem Boden stand es lose auf. Dadurch konnte das Gestell die Filter und die Rohrleitungen nicht in ihrer Position halten, als die Rohrverbindung auseinanderrutschte. Offensichtlich hatte der Monteur die auftretenden Kräfte unterschätzt. Bei einer Kupplung dieser Dimension und dem hier anstehenden Wasserdruck von ca. 5 bar treten Schubkräfte in einer Größenordnung von mehreren hundert Kilogramm auf. Hierfür war weder die Kupplung geeignet noch das Gestell ausreichend befestigt. Als das Wasser die Verbindung auseinanderdrückte, wurden die Filter und das Gestell schlichtweg verschoben. (Ma)

Erstes Bild: Die hinter der Kupplung montierten PVC-Rohre (oranger Pfeil) wurden in Richtung des Stahlprofilgestelles und der beiden Filter (rote Pfeile) gedrückt. Auf dem zweiten Bild ist zu erkennen, dass das Gestell unten nach links verschoben wurde.
Erstes Bild: Die hinter der Kupplung montierten PVC-Rohre (oranger Pfeil) wurden in Richtung des Stahlprofilgestelles und der beiden Filter (rote Pfeile) gedrückt. Auf dem zweiten Bild ist zu erkennen, dass das Gestell unten nach links verschoben wurde.