Das Wohn- und Arbeitszimmer: Links steht die Schreibtischkombination.

Kein Aschenbecher zu finden

Durch ein Geräusch aus dem Dachgeschoss wurde die Tochter eines Versicherungsnehmers um drei Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen. Nachdem das Mädchen seine Eltern geweckt hatte, bemerkte der Vater Brandgeruch und Rauchentwicklung aus dem Dachgeschoss. Daraufhin alarmierte er die Feuerwehr und eilte mit der Familie aus dem Haus. Es gelang den Einsatzkräften, das Feuer im ausgebauten Dachgeschoss schnell einzugrenzen. Direkte Brandschäden entstanden nur im Verbindungsbereich von zwei, im rechten Winkel zueinander aufgestellten Schreibtischen. Allerdings wurden das Wohn- und Arbeitszimmer und auch das angrenzende Badezimmer stark durch Ruß und Rauchgasablagerungen verunreinigt.

Das Wohn- und Arbeitszimmer: Links steht die Schreibtischkombination.
Das Wohn- und Arbeitszimmer: Links steht die Schreibtischkombination.

Ein Brandursachenermittler des IFS untersuchte die Schadenstelle: Die Holzplatte, die beide Schreibtische verbunden hatte, lag auf dem Fußboden, und die Kunststoffwinkel, mit denen sie vor dem Schaden an den beiden Schreibtischen befestigt war, waren geschmolzen. Außerdem war eine ihrer Ecken weggebrannt, wie der Gutachter beim Rekonstruieren der ursprünglichen Lage sehen konnte. Die Oberfläche der Verbindungsplatte wies deutliche Brandzehrungen auf, während es an der Unterseite kaum Brandspuren gab. Dieses Bild ließ sich durch ein Feuer unter dem Schreibtisch – unter der weggebrannten Ecke der Verbindungsplatte – erklären. Bereits in der frühen Brandphase schmolzen die Befestigungswinkel, und die Platte fiel herunter.

Der Gutachter rekonstruiert die Position der herabgefallenen Verbindungsplatte.
Der Gutachter rekonstruiert die Position der herabgefallenen Verbindungsplatte.

Nachdem er den Fußboden in diesem Bereich vom Brandschutt befreit hatte, erkannte der Gutachter eine leichte Einbrennung im Laminat, die rund war wie ein Papierkorb. Von einem Papierkorb war allerdings nichts mehr zu sehen. Es habe aber einen gegeben, versicherte der Familienvater. Im Eckbereich der beiden Schreibtische gab es noch eine weitere interessante Spur: Eine Verlängerungsleitung verlief unter den Arbeitsplatten von einem Tisch zum anderen. Zwischen den Tischen war ihre Isolation verbrannt. Doch es gab keine Kurzschlussspuren. Somit war dies nur eine Brandfolge und nicht die Ursache. Der Versicherungsnehmer war Raucher. Im Dachgeschoss sei er zum Rauchen aber stets in das Badezimmer gegangen, sagte der Mann. Allerdings konnte der Gutachter im stark verrußten Badezimmer weder einen Aschenbecher noch Abdrücke eines möglicherweise bereits entfernten Aschenbechers finden. Das Spurenbild im Arbeitszimmer ließ sich zudem nur durch ein Feuer unter der Schreibtischverbindung erklären. Dort hatte es keine elektrotechnischen Geräte oder Installationen gegeben. Jemand musste eine brennende Kippe oder noch glühende Asche im Papierkorb unter dem Schreibtisch entsorgt haben. Es gab keine Rauchmelder im Dachgeschoss. Durch sie wäre das Feuer noch früher entdeckt worden und der Schaden möglicherweise geringer ausgefallen. Die Familie hatte großes Glück, dass die Tochter aufgewacht ist und so Schlimmeres verhindert hat.

Die Isolation der Verlängerungsleitung ist zwischen den beiden Schreibtischen verbrannt.
Die Isolation der Verlängerungsleitung ist zwischen den beiden Schreibtischen verbrannt.