Grünes Licht für massive Mängel

Als sie zu Bett gehen will, bemerkt eine Frau Brandgeruch in ihrer Wohnung. Er kommt aus der Küche. Aus dem offenen Spalt am Schornstein, nur ein kleines Stück über dem Fußboden, quillt Rauch.

Die Feuerwehr kann den Brand wenig später auf den Bereich des Schornsteines in der Küche eingrenzen.

Den Leichtbauschornstein gab es in der Etagenwohnung erst zwei Jahre. Die Eigentümer hatten ihn von einem Fachbetrieb einbauen lassen, um einen Holzofen anschließen zu können, und der Bezirksschornsteinfegermeister hatte ihn ohne Beanstandungen abgenommen.

Der Schornstein und der Herd, der auf diesem Bild ein bisschen vorgezogen wurde
Der Schornstein und der Herd, der auf diesem Bild ein bisschen vorgezogen wurde

Dabei hatte er jedoch ein paar Kleinigkeiten übersehen. Der Schornstein hatte einen senkrecht verlaufenden, nach unten offenen Wasserablauf. Durch dieses Rohr konnte nicht nur Kondenswasser, sondern auch heiße Asche nach unten aus dem Schornstein rieseln.

Darum war für die Konstruktion nach den Plänen des Herstellers ein nicht brennbarer Unterbau vorgesehen. Diesen Unterbau hatte der Schmiede- und Metallbaumeister beim Einbau des Schornsteins allerdings weggelassen.

Unter der Schornsteinklappe (1) befindet sich der Spalt (Pfeil), durch den der Brandrauch in die Küche quoll.
Unter der Schornsteinklappe (1) befindet sich der Spalt (Pfeil), durch den der Brandrauch in die Küche quoll.

Stattdessen befand sich unter dem Schornstein einfach eine Pressspanplatte. Ein paar Stunden vor dem Brandausbruch hatte die Frau einen Kuchen gebacken. Ofen und Schornstein waren also in Betrieb. Rauch und glühende Partikel strömten durch den Schornstein, und dabei fielen brennende Partikel durch den Wasserablauf auf die Spanplatte.

Ein Glimmbrand wurde initiiert, der sich in den darauffolgenden Stunden zu einem Flammenbrand entwickelte.

Dass der gesamte Unterbau des Schornsteins fehlte, hätte dem Schornsteinfeger auffallen müssen. Er hätte außerdem sehen müssen, dass auch zu den Seiten die vorgegebenen Mindestabstände nicht eingehalten wurden. Dazu hatte er nicht nur bei der Abnahme, sondern auch bei der jüngsten Überprüfung Gelegenheit, die ziemlich genau ein Jahr zurücklag.

Blick durch den Spalt unter den Schornstein: Die Linie umreißt den verbrannten Teil der Spanplatte.
Blick durch den Spalt unter den Schornstein: Die Linie umreißt den verbrannten Teil der Spanplatte.

Dass der Handwerksmeister beim Einbau einen wesentlichen und vor allem sicherheitsrelevanten Teil der Konstruktion weggelassen hat, ist ebenfalls schwer nachvollziehbar. Die Herstellerunterlagen beinhalteten unmissverständliche Angaben und sogar Zeichnungen. Sehr viele Schäden ließen sich verhindern, wenn einfach der Herstellerangaben berücksichtigt würden. (is)