Ein Vergleichsfilter: Bei dem beschädigten Filter hatte sich die Filtertasse (mitte) aus dem schwarzen Ventilgehäuse (links) gelöst.

Gewinde mit zu viel Spiel

In einem erst wenige Jahre alten Einfamilienhaus gab es wegen eines defekten Rückspülfilters einen recht großen Leitungswasserschaden. Während der Hausbesitzer im Urlaub war, bemerkte sein Nachbar, dass Wasser aus der Haustür lief. Glücklicherweise hatte der Mann einen Ersatzschlüssel. So konnte er im Gebäude den Haupthahn schließen und einen noch umfangreicheren Schaden verhindern. Der Rückspülfilter wurde für eine Untersuchung ins IFS geschickt. Er war knapp drei Jahre zuvor, direkt nach Fertigstellung des Gebäudes, eingebaut worden. Bei dem Schaden hatte sich die Filtertasse aus dem Ventilgehäuse gelöst.

Ein Vergleichsfilter: Bei dem beschädigten Filter hatte sich die Filtertasse (mitte) aus dem schwarzen Ventilgehäuse (links) gelöst.
Ein Vergleichsfilter: Bei dem beschädigten Filter hatte sich die Filtertasse (mitte) aus dem schwarzen Ventilgehäuse (links) gelöst.

Die Gutachterin untersuchte das Kunststoffgewinde der Filtertasse. Dabei fielen ihr Dehnungsspuren auf, die auf eine Krafteinwirkung in Ausschraubrichtung des Gewindes deuteten. Außer dem beschädigten Filter stand ihr auch ein Vergleichsgerät zur Verfügung. Bei beiden überprüfte sie die Durchmesser der Gewinde am Ventilgehäuse und an der Filtertasse. Bei dem Filter aus dem Schadenfall zeigte sich eine größere Abweichung am Außendurchmesser des Ventilgehäuses. Durch diese Abweichung hatte das Gewinde zu viel Spiel und konnte übersprungen werden. In der Folge löste sich die Filtertasse.

CAD-Zeichnung der beiden ineinander verschraubten Gewinde von Ventilgehäuse (rote Linie) und Filtertasse (schwarze Linie) eines baugleichen Rückspülfilters: Die Gewinde fassen passgenau ineinander.
CAD-Zeichnung der beiden ineinander verschraubten Gewinde von Ventilgehäuse (rote Linie) und Filtertasse (schwarze Linie) eines baugleichen Rückspülfilters: Die Gewinde fassen passgenau ineinander.

Einen deutlichen Beleg für dieses zu große Gewindespiel lieferten computertomografische Aufnahmen, die die Gutachterin in Auftrag gab. Diese zeigen, dass die Gewinde nur in einer Position genau ineinander griffen (siehe CAD-Zeichnung links). Wurde die Verschraubung um 90° gedreht, waren die Gewinde nicht mehr passgenau, und es kam zum Übersprung. Zeitgleich zu diesem Fall untersuchte das IFS zwei weitere Rückspülfilter des gleichen Modells vom selben Hersteller, die ebenfalls Wasserschäden ausgelöst hatten. Auf Nachfrage beim Hersteller erfuhr die Gutachterin, dass es sich um einen Serienschaden handelte, der bereits bekannt und behoben war. Bei dem Vergleichsfilter, der ebenfalls im Labor untersucht wurde und einige Monate später gefertigt worden war als der schadenursächliche, war das Gewindeproblem nicht vorhanden.

CAD-Zeichnung wie in Abbildung 2, hier mit einer Drehung um 90°. In dieser Position greifen die Gewinde nicht ineinander.
CAD-Zeichnung wie in Abbildung 2, hier mit einer Drehung um 90°. In dieser Position greifen die Gewinde nicht ineinander.