Amateure in der Profiliga
Am frühen Morgen bemerkten ein Landwirt und seine Frau Brandgeruch. Auf der Suche nach der Quelle entdeckte der Mann Rauch über dem Dach des Stallkomplexes. Die Tiere waren am Tag zuvor ausgestallt worden – Schwein gehabt.
Allerdings brannte der Gebäudekomplex mit zwei Schweineställen und zwei Technikräumen bis auf die Grundmauern nieder.
Nachdem der Landwirt den Brand entdeckt und die Feuerwehr gerufen hatte, filmte er die Brandentwicklung mit seinem Handy. Die Aufnahme zeigt, wie das Feuer in der frühen Phase im Bereich eines Technikraumes lodert und sich dann rasch auf die benachbarten Ställe ausweitet.
In dem ausgebrannten Technikraum, dessen Mauern zum Teil eingestürzt waren, stieß der beauftragte Brandursachenermittler des IFS später auf einen deutlichen Schadenschwerpunkt: In einem Bereich hatte es eine so starke Hitzeeinwirkung gegeben, dass selbst die schwarzen Rauchgasablagerungen verbrannt waren. Die Glasbausteine eines Fensters waren geschmolzen.
Hier lagen im Brandschutt die Überreste eines Kompressors, der zur Versorgung der Druckluftanlage des Stalles genutzt worden war. Das Gerät hatte der Landwirt vier Monate zuvor bei einem Onlinehändler gekauft.
Bei der späteren Untersuchung des Kompressors im Elektrolabor zeigte sich ein markantes Spurenbild: Einer der beiden Verdichterkolben war restlos zerstört, und das Lager auf der Achse des Elektromotors war ebenfalls nicht mehr vorhanden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte es in diesem Bereich einen technischen Defekt gegeben.
Dieser Schaden hatte sich bereits angekündigt: Etwa einmal im Monat sei der Kompressor „auf Störung gegangen“, erzählte der Landwirt dem IFS-Gutachter. Diese Störung bedeutet, der Motor des Gerätes war überlastet, so dass es sich abschaltete.
Einen deutlichen Hinweis auf den Grund für die Ausfälle lieferte die Bedienungsanleitung. Dort wies der Hersteller darauf hin, dass der Kompressor nicht für den gewerblichen, handwerklichen oder industriellen Einsatz konstruiert wurde. Bei solchen oder gleichzusetzenden Aufgaben übernehme man keine Gewährleistung.
Der Kompressor war also der Aufgabe, die er zu bewältigen hatte, nicht gewachsen und hatte das durch mehrfache Ausfälle sogar deutlich gemacht, bis am Schadentag schließlich ein brandauslösender Defekt auftrat.
Brände durch überlastete Geräte, die für den häuslichen Gebrauch vorgesehen sind und gewerblich genutzt werden, untersucht das IFS immer wieder. Profigeräte sind für größere Belastungen ausgelegt und entsprechend teurer. (is)