Als Küchenbrand getarnte Brandstiftung

Um Hilfe rufend rannte ein Mann aus der Haustür. Es brannte in der Küche. Mit dem Feuerlöscher eines Nachbarn ausgestattet lief er wieder hinein und löschte den Brand.

Als ein IFS-Gutachter später zur Ermittlung der Brandursache ins Haus kam, war jede Oberfläche im Erdgeschoss mit Löschpulver bedeckt. Der Einsatz von Pulverlöschern führt häufig zu umfangreichen Folgeschäden, weil sich das feine, korrosive Pulver in der jeder noch so kleinen Fuge ablagert.

In der Küche sind alle Oberflächen mit Löschpulver bedeckt.
In der Küche sind alle Oberflächen mit Löschpulver bedeckt.

Direkte Brandspuren gab es in der Küche und im Flur des älteren, nicht sehr gepflegten Hauses. Das Spurenbild vermittelte den Eindruck eines Fettbrandes. Vor dem Haus hatte eine Bratpfanne im Brandschutt gelegen. In der Küche stand eine Flasche Bratöl neben dem Herd, und in der Spüle lag ein noch nicht zubereitetes Tiefkühlgericht.

An den Küchenzeile und auf dem Fußboden gab es Spuren, die auf den Abbrand einer Flüssigkeit deuteten. Sie setzen sich stellenweise auch im Hausflur bis zur Eingangstür fort.
Es sah so aus, als sei Fett in der Pfanne in Brand geraten und jemand sei mit der brennenden Pfanne nach draußen gerannt. So wie es der Bewohner beschrieben hatte. Dabei hatte er sich so schwere Verletzungen zugezogen, dass er operiert werden musste.

Auf dem Fußboden vor der Küchentür ist eine Flüssigkeit verbrannt.
Auf dem Fußboden vor der Küchentür ist eine Flüssigkeit verbrannt.

Gibt es an einer Brandstelle Hinweise auf den Abbrand von Flüssigkeiten, so werden in der Regel Proben entnommen. In diesem Fall verließ der Gutachter mit dem Eindruck eines Fettbrandes und einer Probe vom Küchenboden die Brandstelle.

Als er das Ergebnis der Laboruntersuchung bekam, fuhr er allerdings zu einem zweiten Untersuchungstermin zurück zum Haus. In der Probe wurden Reste von Vergaserkraftstoff gefunden. Beim zweiten Besuch entnahm der Gutachter weitere Proben. Das Ergebnis: Sowohl in der Küche als auch im Flur wurde Benzin verschüttet.

Auf dem Boden im Flur sind Reste einer Flüssigkeit zu sehen. Der Photoionisationsdetektor gibt kein Signal, doch die Laboruntersuchung geht weiter in die Tiefe.
Auf dem Boden im Flur sind Reste einer Flüssigkeit zu sehen. Der Photoionisationsdetektor gibt kein Signal, doch die Laboruntersuchung geht weiter in die Tiefe.

Es gab im Haus mehrere räumlich getrennte Brandherde. Das ist ein deutlicher Hinweis auf eine Brandstiftung. Doch mit dem vorgetäuschten Bild eines Fettbrandes und von brennend verschüttetem Fett ließen sich diese Spuren zunächst scheinbar plausibel erklären. Überführt wurde der Brandstifter hier durch eine Standarduntersuchung. (is)