Vorsicht: Rückstau!

Rückstausicherungen verhindern – vor allem bei Starkregen – kostspielige Schäden. Allerdings muss man beizeiten ihre Funktion sicherstellen

Bei Starkregen kann das Wasser in der Kanalisation bis zur Rückstauebene ansteigen. Immobilien, die Abläufe unterhalb dieser Ebene haben, sollten darum durch Rückstausicherungen geschützt werden. In der Regel ist das auch der Fall, doch nicht immer sind die Eigentümer mit der Installation vertraut, wie dieser vom IFS untersuchte Schaden zeigt:

Im Keller eines Einfamilienhauses kam es zum Rückstau von Abwasser, während die Eigentümer im Urlaub waren. Das Handwaschbecken in einem Kellerraum lief über, und der Raum stand schließlich mehrere Zentimeter unter Wasser. Ein Rückstau, aber von einem ungewöhnlichen Ausgangspunkt, wie sich herausstellte. Es gab eine Rückstausicherung, an die neben dem Waschbecken auch die Entwässerungsleitung für das Kondensatwasser eines Brennwertheizgerätes angeschlossen war. Bei dem Rückstauverschluss handelte es sich um ein Gehäuse mit zwei eingesetzten Klappen. Über einen Hebel auf der Oberseite konnte man die Klappen festsetzen, also dauerhaft schließen. Diese Notsperre ist für Installations- oder Reparaturarbeiten vorgesehen. Vor dem Start in den Urlaub hatte der Eigentümer sie festgesetzt. Offenbar hatte er nicht verstanden, dass die Rückstauklappe das Eindringen von Wasser funktionsbedingt blockieren würde und er mit dem zusätzlichen Verschließen nun auch das Abfließen von Wasser verhinderte. Das Kondensatwasser der Heiztherme füllte bald den Abwasserstrang, der sich gebäudeseitig hinter der Rückstausicherung befand und nur etwa 20 Liter Wasser aufnehmen konnte.

In einem anderen Fall kam es in einem Geschäftsgebäude bei Starkregen zum Wasseraustritt aus einem Rückstauverschluss. Das Bauteil wurde zur Ermittlung der Schadenursache im IFS-Labor untersucht. Auch hier handelte es sich um ein Kunststoffgehäuse mit zwei eingesetzten Klappen. Auf dem Grundkörper befand sich ein Verriegelungsdeckel mit Schnellverschluss, und dieser war auf einer Seite abgebrochen. Die Bruchstelle offenbarte Strukturen eines Gewaltbruchs.

Die Rückstausicherung aus dem zweiten unten geschilderten Fall besteht aus einem Grundkörper mit zwei eingesetzten Klappen und einem Deckel mit Notverschluss-Hebel (rot).
Die Rückstausicherung aus dem zweiten unten geschilderten Fall besteht aus einem Grundkörper mit zwei eingesetzten Klappen und einem Deckel mit Notverschluss-Hebel (rot).

Der Deckel ließ sich nur schwer einsetzen. Mit etwas Gleitmittel auf der Dichtung funktionierte es allerdings problemlos. Ursache dieses Schadens war ein Montagefehler. Dem Spurenbild nach hatte man versucht, den Deckel mit dem Schnellverschlusshebel auf den Grundkörper zu drücken und ihn dabei an- bzw. abgebrochen. Die Folge war eine beschädigte Rückstausicherung, die im Ernstfall versagte.

Allerdings hätte das lange vor dem Schaden auffallen müssen. In der DIN 1986-3 und in der Einbau- und Betriebsanleitung des Herstellers wird eine monatliche Sichtprüfung auf Dichtheit und auf die Beweglichkeit des Notverschlusshebels gefordert. Zweimal jährlich muss die Rückstausicherung demnach außerdem durch Fachpersonal gewartet werden. Weder das eine noch das andere war in diesem Fall geschehen.

Die Detailaufnahme lässt erahnen, dass sich der Deckel schwer einsetzen lässt. Der schwarze Schnellverschlusshebel ist jedoch weder dafür vorgesehen noch geeignet, einen schwergängigen Deckel in die richtige Position zu hebeln.
Die Detailaufnahme lässt erahnen, dass sich der Deckel schwer einsetzen lässt. Der schwarze Schnellverschlusshebel ist jedoch weder dafür vorgesehen noch geeignet, einen schwergängigen Deckel in die richtige Position zu hebeln.

Mit zunehmender Häufigkeit von extremen Wetterereignissen gewinnen Rückstausicherungen bei vielen Gebäuden an Bedeutung. Wie bei allen Bestandteilen der wasserführenden Installation ist es unerlässlich, sie regelmäßig zu inspizieren und die vorgesehenen Wartungen durchführen zu lassen. Wer ein Bestandsgebäude kauft, sollte sich außerdem informieren, ob und wo Rückstausicherungen vorhanden sind. Gibt es Abläufe, die nicht (mehr) genutzt werden, ist es sinnvoll, sie dauerhaft zu verschließen. (is)