Vergleichbarer Schaden – andere Ursache
In beiden Fällen ist ein Kombi-Eckventil aus verchromtem Messing betroffen, und bei beiden Ventilen ist die Stopfbuchse im Griff rundum abgebrochen. Auch die elektronenmikroskopische Untersuchung der Bruchflächen ergibt in beiden Fällen die gleiche Ursache: Spannungsrisskorrosion.
Unterschiedlich ist hingegen der Auslöser der Spannungsrisskorrosion. Für diese Korrosionsart gibt es generell drei Voraussetzungen, die zeitgleich auftreten müssen: einen dafür anfälligen Werkstoff, ein geeignetes Korrosionsmedium und Zugspannungen. Die üblichen Messinglegierungen haben diese Anfälligkeit, und im Trinkwasser sind häufig Inhaltsstoffe gelöst, mit denen es die zweite Bedingung erfüllt. Interessant sind also in der Regel die Zugspannungen. Denn sie stellen die einzig beeinflussbare Größe dar.
Während bei unserem ersten Fall der Schaden durch die zu geringe Dimensionierung der Stopfbuchse und damit durch einen Produktfehler entstanden ist, ist die Buchse aus diesem Schaden fachgerecht gefertigt. Die Wandstärke beträgt 1,54 mm bei einem Durchmesser von 15 mm.
Auch die Werkstoffhärte entspricht den Regeln der Technik, wie die Prüfung im Labor zeigt. Die Härte ist ein indirektes Maß für innere, materialeigene Zugspannungen: Je härter der Werkstoff, desto höher die inneren Zugspannungen.
Die hohen Zugspannungen in der Stopfbuchse haben hier einen anderen Grund: Das Ventil wurde einfach zu fest zugedreht. „Nach fest kommt ab“ bedeutet nicht unbedingt, dass man sofort den abgebrochenen Griff in der Hand hält. Durch den zu hohen Kraftaufwand wurde Spannungsrisskorrosion initiiert, und der Schaden entwickelte sich im Laufe der Zeit.
Schuldig sind wir noch eine Erklärung der Markierungen im oberen Bild. Der Pfeil deutet auf einen Dichtring am Anschlussgewinde des Eckventils, und die Ellipse markiert Werkzeugspuren auf den Schlüsselflächen. Das durch den Dichtring selbstdichtende Gewinde wurde zusätzlich eingehanft. Um das Gewinde trotz Hanf einschrauben zu können, musste der Installateur mehr Kraft aufwenden als vorgesehen, was sich durch die Werkzeugspuren ausdrückt.
Durch das überflüssige Einhanfen und den Kraftaufwand bei der Installation sind auch am Anschlussgewinde hohe Zugspannungen entstanden. Dieser Installationsfehler hatte allerdings keine Zeit, Folgen zu zeigen.