Produktfehler schlägt mehrfach zu

Insgesamt 75 Kalt- und Warmwasserventilzähler waren ca. ein Jahr zuvor in einem Mehrfamilienhaus installiert worden. Jetzt brach in einer Wohnung im fünften Obergeschoss schon der zweite. Wenige Monate vorher war es aus gleicher Ursache in einem anderen Stockwerk zu einem Wasserschaden gekommen. Was lief hier falsch?

Der Hausmeister bemerkte den Wasseraustritt im Keller. Die Wohnung im fünften OG stand zu dieser Zeit leer, so dass das Wasser unbemerkt durch einen Kabelschacht bis in den Keller gelangen konnte. Nach dem Öffnen der Wohnung fand er das gleiche Bild wie beim ersten Schaden: Ein Ventilkopfstück einer Armatur war gebrochen und das Wasser trat aus der Gewinde¬verbindung zum Gehäuse aus.

Im Einbauzustand trat das Wasser zwischen Ventilkopf und Gehäuse aus (Pfeil).
Im Einbauzustand trat das Wasser zwischen Ventilkopf und Gehäuse aus (Pfeil).

Das Bauteil wurde dem IFS für eine Untersuchung zugesandt. Im Inneren war das Gewinde umlaufend gebrochen. Die Untersuchung der Bruchstrukturen im Rasterelektronenmikroskop förderte eine Rissfläche zutage, auf der mit interkristallinen Strukturen die typischen Merkmale einer Spannungsrisskorrosion vorhanden waren. Diese war die Ursache für das Versagen des Ventils.

Nun galt es zu ermitteln, worauf die Spannungsrisskorrosion zurückzuführen war. Die Röntgenmikroanalyse zeigte, dass die chemische Elementzusammen¬setzung des Messingwerkstoffes in Ordnung war. Auch ein schadenursächlicher Montagefehler durch den Installateur konnte ausgeschlossen werden, da das Ventilkopfstück von diesem beim Einbau in der Regel nicht verändert wird und auch entsprechende Spuren nicht vorhanden waren.

Der Bruch erfolgte im Gewinde (Mitte)
Der Bruch erfolgte im Gewinde (Mitte)

Blieb noch die letzte mögliche Ursache für die Spannungsrisskorrosion: die Werkstoffhärte. Bei der Herstellung von Messingbauteilen werden im Material Eigenspannungen erzeugt. Sollen die Bauteile später in Trinkwasserinstallationen eingesetzt werden, müssen sie nach der Bearbeitung einer Wärmebehandlung unterzogen werden, um diese Materialspannungen auf ein unkritisches Maß zu reduzieren. Ansonsten kommt es aufgrund des im Trinkwasser vorhandenen Sauerstoffes zu Spannungsrisskorrosion.

Diese Behandlung war hier wohl nicht erfolgt, denn die Härteprüfung im Labor des IFS ergab einen Wert, der für den Verwendungszweck deutlich zu hoch war. Ursächlich für den Schaden war somit ein Produktmangel. Weil schon zwei gleichartige Schäden in dem Gebäude vorlagen, empfahl die Gutachterin, auch die übrigen Armaturen zu überprüfen. (Ma)

Unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigt sich eine Bruchfläche mit interkristallinen Strukturen.
Unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigt sich eine Bruchfläche mit interkristallinen Strukturen.