Korrosionsproblem an einer Biogasanlage

Die großen Faulbehälter – die Fermenter – von Biogasanlagen sind schon von weitem zu sehen. Aus dem Dach eines Fermenters schlugen im hier beschriebenen Fall Flammen, und zwar in dem Bereich, in dem das Rührwerk in den Behälter eingesteckt wird.

Nachdem der Einsatz von Feuerlöschern nicht den gewünschten Erfolg brachte, schütten die Betreiber den Brand mittels Radlader einfach mit Humus zu.

Das Austauschrührwerk auf dem Dach des Fermenters
Das Austauschrührwerk auf dem Dach des Fermenters

Als das IFS später die Schadenstelle untersuchte, war das Rührwerk bereits gegen ein neues ausgetauscht worden. Sowohl an dem neuen als auch an dem brandbetroffenen gab es aussagekräftige Spuren.

Grob beschrieben besteht das Rührwerk aus zwei Teilen: dem Motor mit Getriebe (im Bild blau) und dem eigentlichen Rührwerkzeug mit der Welle, dem Hauptlager und einer Abdeckplatte mit Schwenkbock. Der Schwenkbock war ursprünglich mit zehn Schrauben an der Abdeckplatte befestigt gewesen. Davon fehlen bei der Untersuchung allerdings die meisten. Der Gutachter fand sie zum Teil noch an der Schadenstelle. Alle Schrauben waren korrodiert und einige gebrochen.

An dem neuen Rührwerk waren die entsprechenden Schrauben vom Hersteller mit einem grauen Anstrich versehen worden – aus optischen Gründen, wie man dem Gutachter mitteilte. Ohne diesen Hinweis hätte er die Maßnahme glatt als Versuch des Korrosionsschutzes interpretiert.

Das rechte Bild zeigt den Schwenkblock des alten Rührwerkes mit den fehlenden Schrauben. Auf dem linken Bild ist der graue Anstrich an den Schraubverbindungen des neuen Rührwerkes zu erkennen.
Das rechte Bild zeigt den Schwenkblock des alten Rührwerkes mit den fehlenden Schrauben. Auf dem linken Bild ist der graue Anstrich an den Schraubverbindungen des neuen Rührwerkes zu erkennen.

Die Schrauben waren aus nicht rostbeständigem Stahl gefertigt, während die anderen Komponenten aus Edelstahl bestanden. In Verbindung mit einem leitenden Medium – etwa Regenwasser – musste es bei dieser Zusammenstellung zu Bimetallkorrosion kommen. Insbesondere problematisch war das Flächenverhältnis der Bauteile: Die Schrauben aus unedlerem verzinktem Stahl waren im Vergleich zu den Edelstahlbauteilen deutlich kleiner, was eine Bimetallkorrosion erheblich beschleunigt.

Die Schrauben sind korrodiert und zum Teil abgebrochen.
Die Schrauben sind korrodiert und zum Teil abgebrochen.

Auf einem Foto, das direkt nach dem Löschen aufgenommen wurde, war zu sehen, dass sich das Rührwerk vor der Brandentstehung umgedreht hatte. Dazu konnte es kommen, als sich genügend Schrauben gelöst hatten. Dabei entstand eine Undichtigkeit, und das Biogas im Fermenter vermischte sich mit der Umgebungsluft. Durch die mechanische Reibung muss auch ein Funke entstanden sein, der das Gas-Luftgemisch zündete. (is)