Hundert Stunden in 50 Jahren

Schäden an Verbundrohren durch zu hohe Temperaturen

Ein Verbundrohr wird im Wasserbad auf Undichtigkeit geprüft.
Ein Verbundrohr wird im Wasserbad auf Undichtigkeit geprüft.

Neun von zehn Trinkwasserinstallationen werden heute mit Verbund­rohren erstellt, schätzt der Fachverband der Kunststoffrohr-Industrie (KRV). Sie sind relativ kostengünstig und auch dort einsetzbar, wo Kupfer wegen der Wasserqualität nicht in Frage kommt. Ein weiterer Vorteil: Korrosion ist kein Thema. Dafür untersucht das IFS immer wieder Verbundrohre mit thermischen Schäden. Nach der DIN EN ISO 15875-1:2003 sind Verbundrohre der Trinkwasserinstallation für eine Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgelegt. In dieser Zeit dürfen sie 49 Jahre lang mit bis zu 70 °C betrieben werden, ein Jahr mit 80 °C und 100 Stunden mit 95 °C.

Für sehr hohe Temperaturen in Trinkwasserleitungen gibt es zwei Gründe: den Ausfall der Temperaturregelung und eine thermische Desinfektion. Letztere wird übrigens häufig falsch und ebenso häufig unnötig durchgeführt. Bevor eine Leitung mit dieser Maßnahme belastet wird, sollte ein Befund über die Verunreinigung vorliegen und die Quelle identifiziert werden. Als reine Vorbeugung ist eine thermische Desinfektion nicht sinnvoll.

Das Verbundrohr ist aufgedehnt, und an der markierten Stelle ist die Rohrwand durchbrochen.
Das Verbundrohr ist aufgedehnt, und an der markierten Stelle ist die Rohrwand durchbrochen.

Wird sie aus belegbarem Grund durchgeführt, so muss der Betrieb bei hohen Temperaturen so kurz wie möglich gehalten werden. Die Fotos oben zeigen einen Rohrabschnitt aus einer Warmwasserleitung in einem Seniorenheim, die von einem Fachbetrieb fünf Tage lang thermisch desinfiziert wurde – angeblich mit 80 °C heißem Wasser. Danach kam es zum Leitungswasserschaden. Bei der Laboruntersuchung zeigten sich die Folgen der „gründlichen“ Desinfektion: Die Rohre waren stellenweise blasenartig aufgewölbt und gerissen, die äußere Lage stark gedehnt, die Innenrohre versprödet. Wasser war durch die innere Rohrschicht gedrungen, und in der Folge war der im Verbundmaterial liegende Aluminiummantel der Rohre korrodiert und stellenweise vollkommen zerstört. Diese massiven Schäden deuteten darauf hin, dass die dokumentierte Wassertemperatur von 80 °C noch überschritten wurde.

Wenn auffällig heißes Wasser aus dem Hahn kommt oder aus den Leitungen ein Knistern zu hören ist, so ist das ein Hinweis auf den Ausfall der Temperaturregelung. Ein Fachmann sollte sich die Installation so schnell wie möglich ansehen. Treten nach einer Desinfektion oder dem Ausfall der Temperaturregelung Schäden an einem Rohrabschnitt auf, so ist ein Austausch der gesamten Leitung angezeigt, weil sie wahrscheinlich nicht nur lokal geschwächt wurde.