Feuer ohne Zündquelle: Selbstentzündung bei Renovierungsarbeiten

In den frühen Morgenstunden sah ein Mann Flammen am Nachbarhaus, das unbewohnt war, weil es gerade komplett renoviert wurde. Das Feuer zerstörte Teile des Daches und hinterließ im gesamten Gebäude umfangreiche Schäden durch Ruß und Rauchgaskondensate.

Ein IFS-Gutachter nahm wenig später die Brandursachenermittlung auf. Dabei stand das Treppenhaus im Mittelpunkt, das sich in einem Gebäudevorspung auf der Vorderseite des Hauses befand. Die Holztreppe, die dort mit einer 180 °-Kehre vom Erdgeschoss ins Dachgeschoss geführt hatte, wurde fast restlos zerstört.

Blick ins Erdgeschoss: Die rechte Tür führt ins Treppenhaus.
Blick ins Erdgeschoss: Die rechte Tür führt ins Treppenhaus.

Im Vorfeld des Schadens waren Arbeiten an der Treppe ausgeführt worden. Sie sollte in drei Schritten mit Parkettöl, Grundierung und Lack behandelt werden. Um Arbeitsschritte einzusparen, hatte der Handwerker die drei Mittel zusammengemischt und die Treppe damit gestrichen. Das hatte allerdings zur Folge, dass sich das Holz verfärbte. Also musste er den kreativen Anstrich auf dringlichen Kundenwunsch wieder herunterschleifen.

Das hatte er am Vortag des Brandes erledigt. Die Schleifstäube schütte er in einen Kunststoffsack und stellte diesen auf einem Zwischenpodest der Treppe ab, wo sie auch nach Feierabend blieben.

An dieser Stelle konnte der IFS-Gutachter später dem Spurenbild nach den Brandausbruch lokalisieren. Die Ursache fand er auf dem Gebinde des Parkettöls: Leinöl. Auf dem Gebinde hatte der Hersteller Warnhinweise abgedruckt, die man nicht fehlinterpretieren konnte:

„Achtung! … Bei Kontakt des Produkts mit Pads oder textilen Materialien besteht Selbstentzündungsgefahr. Deshalb getränkte Lappen, Pads o.ä. mit Wasser durchfeuchten und in dicht verschlossenen Behältern aufbewahren/entsorgen. Wichtiger Hinweis: Schleifstäube von sauerstofftrocknenden Systemen (Öle, IS-Lacke) sind selbstentzündlich. Brandgefahr! Nach Abschluss der Schleifarbeiten muss der angefallene Schleifstaub gewässert und in dicht verschlossenen Behältern entsorgt werden!“

Impressionen aus dem ausgebrannten Treppenhaus
Impressionen aus dem ausgebrannten Treppenhaus

Fein verteilt auf den Schleifstäuben und dann unter idealen Wärmestaubedingungen in dem Kunststoffsack lagernd, war die Temperatur des Leinöls am Abend und in der Nacht allmählich so weit angestiegen, bis es schließlich zur Selbstentzündung kam.

Der Handwerker aus dem geschilderten Fall ist nicht der erste und bei weitem nicht der einzige, der die Hinweise auf die Selbstentzündungsgefahr von Naturölen, insbesondere Leinöl ignoriert hat. Solche Fälle untersucht das IFS immer wieder. Mittel zu Holzpflege beinhalten häufig diese Öle. Zur Schadenprävention genügt es in der Regel, die Herstellerangaben zu lesen und zu befolgen. (is)

Der Blick vom Treppenpodest nach oben: Auch das Dach über dem Treppenhaus wurde zerstört.
Der Blick vom Treppenpodest nach oben: Das Dach über dem Treppenhaus wurde zerstört.