Explosion in einer Schnapsbrennerei
Bei der Untersuchung einer Schnapsbrennerei fand der beauftragte IFS-Gutachter das typische Schadenbild einer Explosion vor: Massive Wände waren nach außen gedrückt worden, Türzargen und -blätter beschädigt und Gegenstände oberflächlich angebrannt. Die Destille der betroffenen Edelbrandbrennerei stand in einem kleinen Raum, der mit Leichtbauwänden von der Probierstube abgetrennt worden war. Die Leichtbauwände wölbten sich nun in die Stube; ihre Mineralwolldämmung war angekokelt.
Am oberen Teil der Destille, dem kupfernen „Helm“, gab es Anlauffarben, die trichterförmig auf einen Punkt zuliefen. Dort war eine Hülse mit einem Thermometer eingeschraubt. Zwei Tage vor dem Schaden hatte der Eigentümer das Thermometer ausgetauscht – samt Hülse, wie er dem IFS-Gutachter erzählte. Denn ihm sei nicht klar gewesen, dass es sich dabei um zwei Teile handelte.
Das Gewinde stand jedoch etwas nach außen, wie der Gutachter bemerkte. Er konnte es etwas mehr als einen Gewindegang weiter einschrauben. Durch die nicht vollständige Verschraubung konnte Ethanol aus der Destille entweichen. Am Tag nach dem Thermometerwechsel hatte die Tür der Brennerei meist offen gestanden, wie der Gutachter erfuhr. Dadurch gab es genügend Luftaustausch. Am Schadentag war die Tür jedoch geschlossen, und es bildete sich ein zündfähiges Ethanol-Luftgemisch, das sich schließlich entzündete.