Im Strahlraum steht noch das zum Schadenzeitpunkt behandelte Werkstück. Der Pfeil markiert den Ansaugkanal, über den die Stäube in die Filteranlage im Nebenraum gelangen.

Konstruktionsfehler führen zu Brand in Filteranlage

Am späten Vormittag sieht ein Mitarbeiter Rauch und Flammen im Bereich der Hauptfilterkammer einer Patronenfilteranlage. Sie ist über einen Ansaugkanal mit dem Nebenraum verbunden, in dem ein Kollege gerade ein großes Werkstück behandelt. Im Lichtbogenspritzverfahren trägt er eine metallische Zinkschicht auf, die das Werkstück vor Korrosion schützen soll. Bei diesem Verfahren werden zwei Zinkdrähte durch einen Lichtbogen geschmolzen und mit Hilfe eines Zerstäubergases auf die Oberfläche aufgetragen. Die Zinkteilchen, die nicht auf der Oberfläche landen, werden über den Kanal, der den Strahlraum mit dem Filterraum verbindet, in die angeschlossene Filteranlage gesaugt.

Im Strahlraum steht noch das zum Schadenzeitpunkt behandelte Werkstück. Der Pfeil markiert den Ansaugkanal, über den die Stäube in die Filteranlage im Nebenraum gelangen.
Im Strahlraum steht noch das zum Schadenzeitpunkt behandelte Werkstück. Der Pfeil markiert den Ansaugkanal, über den die Stäube in die Filteranlage im Nebenraum gelangen.

Sofort nach der Brandentdeckung schaltet der Mitarbeiter die Filteranlage und sein Kollege die Lichtbogen-Spritzanlage ab. Bis die Feuerwehr eintrifft, halten die beiden Männer die Flammen mit Handfeuerlöschern in Schach. Ein größerer Schaden an der Filteranlage lässt sich aber nicht mehr verhindern. Bei der Untersuchung der Schadenstelle stellt ein IFS-Gutachter fest, dass der Brand von der Hauptfilterkammer ausging. Heiße Zinkpartikel hatten das Filtermaterial entzündet. Zink schmilzt bei 420 °C. Beim Lichtbogenspritzverfahren werden die Zinkdrähte sogar mit bis zu 4000 °C geschmolzen. Der entstehende Staub ist also sehr heiß. Durch den Ansaugkanal wurden Partikel direkt in die Hauptfilterkammer der Filteranlage gesaugt, ohne vorher abzukühlen.

Blick von der Strahlkammer durch den Ansaugkanal in die Filteranlage
Blick von der Strahlkammer durch den Ansaugkanal in die Filteranlage

Das Problem war die sehr schlichte Konstruktion des Ansaugkanals, bei der die hohe Temperatur der Partikel, die aus dem Strahlraum gesaugt werden, nicht berücksichtigt wurde. Eine Umlenkung innerhalb des Kanals – also eine Verlängerung des Weges in die Filteranlage – hätte zu einer Abkühlung der Partikel geführt und eine Entzündung des Filtermaterials verhindert. Konstruktionsfehler kommen häufig nicht allein, und auch hier gab es noch einen zweiten: Der Kanal bestand aus aus Grobspanplatten. Auch deren Holz hätte früher oder später durch die heißen Stäube in Brand geraten können. Andere Filteranlagen im selben Betrieb hatten Ansaugkanäle aus Stahlblech, das für diesen Zweck sehr viel besser geeignet ist. Begünstigt wurde die Brandentstehung, weil sich in der Filteranlage größere Mengen Zinkstäube angesammelt hatten. Zwar war sie mit einer Druckimpulsreinigung ausgestattet, die eine solche Anreicherung hätte verhindern können. Aber man hatte sich entschlossen, die Filteranlage ohne diese Reinigung zu betreiben.

Die Filteranlage: Durch die geöffnete Tür der Hauptfilterkammer sieht man intensive Brandschäden (Pfeil).
Die Filteranlage: Durch die geöffnete Tür der Hauptfilterkammer sieht man intensive Brandschäden (Pfeil).