Wirtschaftgebäude (links) und Wohnhaus sind miteinander verbunden und von der Hofseite über die Tenne (Pfeil) zugänglich.

Feuer bricht erneut aus

Mitten in der Nacht hatte die Feuwehr einen Brand im Heizungsraum eines Wirtschaftsgebäudes gelöscht. Keine zwei Stunden waren seit dem Abzug der Einsatzkräfte vergangen, als in der Zentrale erneut eine Meldung einging. Diesmal brannte es im angrenzenden Wohnhaus. Während die Feuerwehr zur Brandstelle eilte, mussten sich einige Familienmitglieder über eine Leiter aus dem Obergeschoss des brennenden Hauses retten, weil der Weg über die Treppe bereits zu stark verraucht war. Mehrere Menschen erlitten dabei Verbrennungen und andere Verletzungen. Das Wohnhaus musste bei den Löscharbeiten zum Teil eingerissen werden.

Wirtschaftgebäude (links) und Wohnhaus sind miteinander verbunden und von der Hofseite über die Tenne (Pfeil) zugänglich.
Wirtschaftgebäude (links) und Wohnhaus sind miteinander verbunden und von der Hofseite über die Tenne (Pfeil) zugänglich.

Ein IFS-Gutachter sollte die Ursache der beiden Brände finden. Seine Suche begann im Erdgeschoss des Wirtschaftsgebäudes, im Heizungsraum des Anwesens. Dort stand ein Festbrennstoffkessel, in dessen Seitenwand eine Explosionsklappe eingelassen war. Gegenüber der Seitenwand standen ein Pufferspeicher und ein Warmwasserbereiter. Dazwischen hatte ein Stuhl gestanden, auf dem Textilien lagen, wie der Gutachter erfuhr. Weder von den Textilien noch von dem Stuhl hatte das Feuer etwas übrig gelassen. Einer der Bewohner sagte, er habe eine gute Stunde vor der Entdeckung des ersten Feuers ein Bund Stroh in den Brennkessel gegeben. Beim Öffnen der Brennraumklappe sah der Gutachter massive Rußablagerungen. Der Brennraum war mit Asche und Resten von Papier gefüllt. Insgesamt zeugte das Bild von einer intensiven Nutzung des Kessels vor dem Schaden.

Der Festbrennstoffkessel im Heizungsraum: In der rechten Seitenwand befindet sich eine Explosionsklappe (Pfeil).
Der Festbrennstoffkessel im Heizungsraum: In der rechten Seitenwand befindet sich eine Explosionsklappe (Pfeil).

Beim Nachlegen von Brennstoff kann es zunächst zu einer unvollständigen Verbrennung kommen, bei der Gase entstehen, die sich nach einer Weile entzünden. Genau dies musste dem Schadenbild nach geschehen sein. Um den Druck einer solchen Verpuffung entweichen zu lassen, gab es die Explosionsklappe. Als sie sich öffnete, wurden brennende Partikel herausgeschleudert und entzündeten die Textilien auf dem Stuhl, der genau gegenüber der Klappe stand. Zwar war zwischen der Seitenwand des Kessels und dem Sitzmöbel etwa ein Meter Platz und damit mehr, als die Feuerungsverordnung als Mindestabstand fordert. Doch in diesem Fall war es trotzdem nicht genug. Die Feuerwehr hatte nach dem ersten Löscheinsatz mit einer Wärmebildkamera nach Glutnestern gesucht. Allerdings hatten die Einsatzkräfte nicht entdeckt, dass es zwischen der Wand des Wirtschaftsgebäudes und der des angrenzenden Wohnhauses einen Hohlraum gab. Über diesen Weg gelangte das Feuer in die Zwischendecke über dem Erdgeschoss und schließlich ins Obergeschoss des Wohnhauses, wo die Bewohner schliefen.

Der Brandschwerpunkt im Obergeschoss: Zwischen der Wand des Wohnhauses und der des Wirtschaftsgebäudes befindet sich ein Hohlraum (Pfeil).
Der Brandschwerpunkt im Obergeschoss: Zwischen der Wand des Wohnhauses und der des Wirtschaftsgebäudes befindet sich ein Hohlraum (Pfeil).