Gesund – und manchmal brandgefährlich

Wenn Speiseöle in den Wäschetrockner geraten

Ungesättigte Fettsäuren gelten als sehr gesund. Unter bestimmten Umständen können sie allerdings auch gefährlich werden, nämlich dann, wenn sie zunächst auf dem Geschirrtuch und am Ende im Wäschetrockner landen. Es geht die Selbstentzündung von mit Speiseölen und Fett verschmutzter Wäsche. Diese Brandursache taucht in Betrieben einiger Branchen immer wieder auf.

Den Pächter einer Gaststätte traf es innerhalb eines guten Jahres gleich zweimal. In beiden Fällen stand der Wäschetrockner seines Betriebes im Mittelpunkt des Brandgeschehens und das Feuer war jeweils in der Maschine entstanden. Nach dem zweiten Schaden schilderte er dem beauftragten IFS-Gutachter, was vorgefallen war: Am Abend vor dem Brand habe er Geschirrtücher getrocknet. Zuvor habe er sie mehrfach gewaschen, weil die Öl- und Fettverschmutzungen sonst nicht herausgingen. Als er das Gebäude bei Betriebsschluss verließ, blieb die Wäsche im Trockner liegen. Knapp sechs Stunden später meldete die Alarmanlage seinem Mobiltelefon, dass im Betrieb etwas nicht stimmte. Als er dort eintraf, brannte es in dem Raum, in dem der Trockner stand.

Dieser vom IFS untersuchte Wäschetrockner ist noch relativ gut erhalten. Man kann erkennen, dass es im Inneren der Trommel gebrannt hat.
Dieser vom IFS untersuchte Wäschetrockner ist noch relativ gut erhalten. Man kann erkennen, dass es im Inneren der Trommel gebrannt hat.

Links ist das Foto eines Wäschetrockners aus einem anderen Schadenfall zu sehen, den das gleiche Schicksal ereilt hat. An der Maschine ist das typische Schadenbild zu erkennen: Der Brand ist in der Trommel entstanden, wo sich gewöhnlich keine Zündquellen befinden. Die verkohlte Wäsche liegt noch darin.

Pflanzliche Öle mit ungesättigten Fettsäuren neigen zur Selbsterwärmung – einige allerdings mehr als andere. Bei Leinöl kann die exotherme Reaktion zum Beispiel schon bei Raumtemperatur einsetzen. Sesam- oder Rapsöl benötigen hingegen Aktivierungsenergie: zum Beispiel die Wärme eines Wäschetrockners. Ist der Prozess einmal initiiert und die entstehende Wärme kann nicht an die Umgebung abgegeben werden, so steigt die Temperatur bis zur Selbstentzündung weiter an. IFS-Gutachter Alfons Moors hat die ablaufenden chemischen Reaktionen im „schadenprisma“ sehr anschaulich beschrieben (Ausgabe 3/2004, schadenprisma.de).
Nun ist aber niemand in Gefahr, nur weil in der heimischen Küche ein Tropfen Olivenöl auf das Geschirrtuch geraten ist. Bei den vom IFS untersuchten Brandschäden waren stets Betriebe betroffen, in denen stark verschmutzte Wäsche gewaschen und dann maschinell getrocknet wurde – zum Beispiel Wäsche­reien, Gaststätten und Wellness-Studios. Letztere verwenden oft pflanzliche Öle mit ungesättigten Fettsäuren bei Massagen.

Um Wäscheselbstentzündungen zu ver­meiden, muss zunächst die Wäsche möglichst sauber gewaschen werden. Starke Verschmutzungen mit Ölen und Fetten restlos zu entfernen, ist aber nicht einfach. Dazu ist eine ausreichend hohe Waschmitteldosierung erforderlich. Die benötigte Waschmittelmenge kann dabei die Empfehlungen der Hersteller durchaus übersteigen. Wird die Wäsche anschließend im Wäschetrockner getrocknet, muss gewährleistet sein, dass entstehende Wärme immer entweichen kann. Die getrocknete Wäsche sollte folglich nach der Trocknung nicht in der Trommel liegenbleiben oder noch warm – zum Beispiel in einem Wäschekorb – gestapelt werden.

Einen Sonderfall unter den Speiseölen stellt das bereits erwähnte Leinöl dar. Zwar hält Leinöl auch Einzug in die gesunde Küche. Bisher wird es aber vor allem in Holzpflegemitteln verwendet. Für eine Selbsterwärmung bis hin zur Selbstentzündung benötigen mit Leinöl benetzte Textilien – meist handelt es sich dabei um Lappen oder Polierpads, die beispielsweise bei der Parkettpflege benutzt wurden – keine Aktivierungsenergie. Sie müssen daher im Freien ausgebreitet getrocknet werden, zum Beispiel auf einer Wäscheleine. Noch sicherer ist es, sie in Wasser oder in einem geschlossenen, feuerfesten Behälter zu lagern und natürlich auch in einem solchen zu entsorgen.