IFS Report 4-2020

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.


23. Jahrgang
Dezember 2020
Eine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Photovoltaikanlagen sind Teil der
Energiewende und des Zeit-
geistes; Solarmodule sind auf
einer wachsenden Zahl von Dächern
zu sehen. Für die gewonnene Energie
bedarf es eines Energiespeichersystems
für den Haushalt, eines sogenannten
Heimspeichers, und die arbeiten in den
meisten Fällen mit Lithium-Ionen-Akkus.
Das IFS hat in den vergangen Monaten
mehrere Brände an Heimspeichern
von LG Chem untersucht. Bei allen
betroffenen Anlagen war es innerhalb
des Akkuteils zur Brandentstehung
gekommen, in dem nach Angabe des
südkoreanischen Herstellers jeweils
Lithium-Ionen-Akkus aus dem gleichen
Produktionszeitraum verbaut waren. Sie
sind bei den verschiedenen Modellen
allerdings unterschiedlich geschaltet.
Betroffen sein können laut Her-
steller Heimspeicher, die unter
den Produktnamen RESU10, RESU
Für die Speicherung von Solarstrom werden
oft Lithium-Ionen-Akkus eingesetzt.
Brände an Heimspeichern von LG Chem
Der Hersteller tauscht Akkus einiger Modelle wegen Überhitzungs-/Brandgefahr aus
Wie Schimmel in Wohn-
räumen vermieden werden
kann, lesen Sie auf ⟶ S. 3
Foto: Adobe Stock
7H Type-R, RESU10H Type-R und
RESU10H Type-C vermarktet wurden
sowie einige modulare Speicherein-
heiten. Der Produktionszeitraum der
betroffenen Akkuzellen liegt nach
Herstellerangabe im Jahr 2017.
Das IFS hat allerdings auch brand-
betroffene Anlagen untersucht, deren
Akkus nicht in die erwähnte Gruppe
gehören. Für die vom Hersteller
genannten Speicher hat das Unter-
nehmen ein Austauschprogramm
gestartet, das noch in diesem Jahr
weitgehend abgeschlossen werden soll.
Man bemühe sich, die Kunden über
die Händler zu erreichen und über die
Austauschmaßnahme zu informieren,
so LG Chem. Die Speicher werden von
zahlreichen Fachhändlern und auch
auf Online-Marktplätzen angeboten.
Der Hersteller bewertet die ihm
vorliegenden Informationen so,
dass Kunden ihre Speicher nicht
abschalten müssen. Das IFS ist an der
Untersuchung weiterer betroffener
Speicher interessiert und bittet beim
Auftreten von Bränden an Heim-
speichern um eine kurze Mitteilung
per E-Mail an info@ifs-ev.org.
Ein generelles Überhitzungs-/Brandrisiko
Mit Lithium-Ionen-Akkus geht ein
generelles Risiko einher, das sich
mittlerweile zu einer der typischen
Brandursachen im Alltag entwickelt
hat, wie die IFS-Statistiken zeigen.
Betroffen ist eine breite Produkt-
palette von der E-Zigarette bis zum
Elektrofahrzeug. Informationen zu
den technischen Hintergründen und
die wichtigsten Tipps zur Schadenver-
hütung haben wir auf unserer Inter-
netseite zusammengestellt:
www.ifs-ev.org/lithium-akkus
2 IFS-Report 4/2020
Fragen Sie Ihren SchornsteinfegerFür Brände durch Kamin- und Kachelöfen gibt es zwei typische Ursachen. Außerdem
müssen einige Anlagen diesen Winter stillgelegt werden
Für die eigentliche Beheizung sind
Kamin- und Kachelöfen heute
meist nicht von großer Bedeutung.
Und doch gibt es in Deutschland rund
elf Millionen sogenannte Einzelraum-
feuerstätten für feste Brennstoffe, wie
der Bundesverband des Schornstein-
fegerhandwerks weiß. Das Knistern des
Feuers und die direkte Wärme schaffen
eine gemütliche Atmosphäre an grauen
Tagen und langen Winterabenden.
Allerdings ist die Strahlungswärme
auch genau das, was zum Problem
wird, wenn man sie unterschätzt.
Ein Schadenszenario, dem die Brand-
ursachenermittler des IFS häufig
begegnen, ist der Korb mit Brennholz,
der zu nah am Ofen gestanden hat.
Auch Polstermöbel werden manchmal
nicht weit genug vom Kaminofen
aufgestellt. Wie groß der Abstand
mindestens sein muss, variiert stark
von Anlage zu Anlage und steht in der
Bedienungsanleitung. Dort beschreiben
die Hersteller außerdem die korrekte
Befeuerung. Um eine Brandent-
stehung zu vermeiden, müssen auch
diese Hinweise unbedingt befolgt
werden. Wird ein Ofen falsch befeuert,
so kann die Nennwärmeleistung
erheblich überschritten werden.
„Dann steigt auch die Strahlungs-
wärme und damit die Gefahr, dass
Gegenstände in der Nähe entzündet
werden“, erklärt IFS-Geschäftsfüh-
rer Dr. Hans-Hermann Drews.
Brandausbruch mit Zeitverzögerung
Die zweite typische Brandursache im
Zusammenhang mit Kamin- und Kachel-
öfen entsteht schon bei der Montage
eines Ofens und der Installation der
Abgasanlage. Denn oft werden dabei
die Mindestabstände nicht eingehalten.
Nach der Inbetriebnahme können
durchaus Jahre mit scheinbar problem-
loser Nutzung vergehen, bevor es zu
Überhitzungen an Bauteilen kommt.
Wie viel Raum zwischen dem Ofenrohr
und brennbaren Baustoffen liegen
muss, hängt ebenfalls von der Anlage
ab. Die Angaben sind in den Feuerungs-
verordnungen der Bundesländer
festgelegt. Ob sie eingehalten wurden,
prüft der Schornsteinfeger bei der
Abnahme des Ofens. Die Betriebs- und
Brandsicherheit muss vom Fachmann
darüber hinaus zweimal innerhalb von
sieben Jahren bei der sogenannten
Feuerstättenschau überprüft werden.
„Am besten sollte man den Schornstein-
feger fragen, was für den jeweiligen
Kamin oder Ofen notwendig ist“, rät
Drews. „Eine falsch installierte Anlage
oder nicht gekehrte Abgaswege
bedeuten eine erhebliche Brandgefahr“.
Neuer Gutachter für
das IFS in Stuttgart
Arne Lehmann
IFS Stuttgart
Tel. +49 711 380 42 60 80
lehmann@ifs-ev.org
Das IFS begrüßt einen neuen
Kollegen: Arne Lehmann ist
Maschinenbauingenieur und
erweitert das Gutachterteam des
IFS in Stuttgart. Der erfahrene
Schadenanalytiker wird für das
Institut Brandursachen ermitteln
und Leitungswasserschäden
untersuchen.
Anlagen, die zwischen 1985 und 1994
erstellt wurden, müssen übrigens bis
spätestens Ende des Jahres stillgelegt
werden. Grund ist eine Verschärfung
der Emissionswerte, die am 1. Januar
2021 in Kraft tritt. Eigentümer sollten
von ihrem Schornsteinfeger rechtzeitig
einen Hinweis auf die Neuregelung
erhalten haben. Die Grenzwerte sind
der BImSchV (Verordnung zur Durch-
führung des Bundes-Immissionsschutz-
gesetzes) festgelegt. Sie sieht eine
weitere Verschärfung der Emissions-
werte mit Beginn des Jahres 2025 vor.
Bis dahin müssen auch Einzelraumfeuer-
stätten stillgelegt werden, die bis ein-
schließlich 21.03.2010 erstellt wurden.
Wenn der Korb mit dem Brennholz zu nah am Ofen steht, kann es gefährlich werden.