IFS Report 4-2019

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
22. Jahrgang
Dezember 2019
Eine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Die Brandmeldung erreicht die
Feuerwehr in der Nacht: Eine
Schule steht in Flammen. Große
Teile des Gebäudes werden durch das
Feuer zerstört. Zurück bleiben ein
Millionenschaden und die Herkules-
aufgabe, so rasch wie möglich ein
Ausweichquartier zu finden, um den
Schulbetrieb provisorisch aufrecht-
erhalten zu können. Derweil zeigt die
Untersuchung des Gebäudes, dass
der Brand neben dem Haupteingang
entstanden ist, wo die Überreste eines
Papiermüllcontainers gefunden werden.
In einem weiteren Fall, den das IFS
kürzlich untersuchte, kam es zu einem
umfangreichen Verrauchungsschaden:
Auch hier wurde in der Nacht die Feuer-
wehr zu einer Schule gerufen. Unter
einem Vordach des Gebäudes brann-
ten mehrere Bänke und ein Tisch aus
Kunststoff. Die Einsatzkräfte konnten
eine Brandausbreitung ins Gebäude-
innere jedoch weitgehend verhindern.
Teile des Schulgebäudes wurden
durch das Feuer zerstört.
Gelegenheit macht Brandstifter
An Schulgebäuden gibt es überdurchschnittlich viele Brandlegungen. Eine Spurensuche
In welchen Situationen die
meisten Frostschäden ent-
stehen, lesen Sie auf ⟶ S. 3
Foto: IFS
Weil durch die Hitze Glasscheiben im
Brandbereich barsten, zog aber eine
große Menge Rauch auch ins Gebäude
und führte dort großflächig zu starken
Verunreinigungen. Das IFS wurde beauf-
tragt, eine mögliche Belastung durch
toxische Substanzen zu untersuchen.
Schäden wie die geschilderten Brand-
stiftungen treten auffällig oft auf.
Die Auswertung der IFS-Daten zeigt,
dass Schulgebäude überdurchschnitt-
lich häufig davon betroffen sind. Die
Folgen reichen von einer erforder-
lichen Gebäudesanierung, die eine
Teilnutzung gestattet, bis hin zum
Totalverlust des Gebäudes. Selbst bei
einem relativ kleinen Schaden müs-
sen die Brandfolgen untersucht und
bewertet werden, um eine Gefährdung
der Gebäudenutzer auszuschließen.
Nach Erfahrung des IFS folgen die
Täter in der Regel keinem ausgefeilten
Plan, sondern nutzen eine Gelegenheit,
die sich ihnen bietet. Beim oben
beschriebenen Schaden stand mit der
Sitzgruppe eine opportune Brandlast
bereits unter einem Vordach. Im ein-
gangs geschilderten Fall musste ein
Kunststoffcontainer nur ein Stück näher
ans Gebäude gezogen werden. „Müll-
tonnen sollten so aufgestellt sein, dass
bei einem Feuer die Brandübertragung
auf das Gebäude ausgeschlossen ist“,
sagt IFS-Gutachter Arnt Engfeld. Zudem
sollten Abfalltonnen, die in der Regel
aus Kunststoff bestehen, insbesondere
nachts nicht frei zugänglich sein.
Gesetzliche Vorschriften dazu fehlen
allerdings bisher. Um Gelegenheits-
brandstifter nicht „einzuladen“, darf
das Verschließen der Türen und Fenster
nach Unterrichtsschluss nicht vergessen
werden. Der Anschluss der Zugänge an
eine Gefahrenmeldeanlage ermöglicht
schnelles Eingreifen bei einem Ein-
bruchsversuch. Schon Bewegungsmelder
und Kameras im Außenbereich können
helfen, potentielle Täter abzuschrecken.
2 IFS-Report 4/2019
10.000 zusätzliche Brände im Dezember
Der eine wartet auf das Christkind, der
andere auf die Feuerwehr. Alle Jahre
wieder steigt die Zahl der Wohnungs-
brände im Dezember deutlich an. Der
GDV meldet für die zurückliegende
Weihnachtszeit 10.000 zusätzliche
Brandfälle, die insgesamt Kosten von
31 Millionen Euro verursachten.
Ein Grund für diese ungewollte Fest-
tagstradition ist offenes Feuer: Nichts
vermag den mitteleuropäischen
Schmuddelwinter so in einen ganz-
vollen Advent zu verwandeln wie
Kerzenschein. Nach aktuellen Zahlen
der „European Candle Association“
kauft jeder EU-Bürger durchschnittlich
1,5 Kilogramm Kerzen pro Jahr. Ein Teil
davon landet auf dem Adventskranz
oder am Weihnachtsbaum, ganz in
der Nähe von Tannennadeln, die leicht
entzündbare ätherische Öle enthalten
und im Wohnzimmer außerdem Tag
für Tag trockener werden. Fängt ein
Zweig Feuer, dann bleibt nicht viel
Neue Mitarbeiter für das Feuerteam und die IT
Stefan Zenzes
IFS Kiel
Tel. +49 431 775 78 30
zenzes@ifs-ev.org
Jonas Müller
IFS Kiel
Tel. +49 431 77578 69
mueller@ifs-ev.org
Dieser
Weihnachtsbaum
stand zum Glück im
Brandversuchshaus
des IFS.
Das IFS Kiel darf drei neue Mitarbeiter
begrüßen: Stefan Zenzes (M.Sc.) hat
an der Universität Wuppertal Sicher-
heitstechnik studiert und anschließend
an der TU Kaiserslautern berufs-
begleitend ein Masterstudium des
vorbeugenden Brandschutzes
absolviert. Er wird für das IFS Brand-
ursachen ermitteln und den Bereich
Brandsimulationen unterstützen. Der
Brandschutzingenieur ist außerdem
seit Jahren in der Freiwilligen Feuer-
wehr aktiv. Der zweite Neuzugang ist
Jonas Müller (M.Sc.). Er hat an der
Universität Oldenburg Elektrotechnik
mit dem Schwerpunkt Meerestechnik
studiert und vor dem Masterstudium
bereits Erfahrungen in der Elektro- und
Softwareentwicklung gesammelt. Der
Elektroingenieur wird für das IFS
Brandursachen ermitteln. Mit Sönke
Morga verstärkt das IFS außerdem die
EDV-Abteilung, die mittlerweile zehn
Standorte sowie komplexer werdende
IT-Systemlandschaften und Daten-
banken betreut. Der Fachinformatiker
war bisher als IT-Administrator in
einem mittelständischen Unternehmen
sowie als Netzwerkspezialist für einen
internationalen Konzern tätig.
Sönke Morga
IFS Kiel
Tel. +49 431 775 78 61
morga@ifs-ev.org
Zeit, nach einem geeigneten Lösch-
mittel zu suchen. Ein Feuerlöscher
oder zumindest ein Eimer mit Wasser
sollte für den Fall der Fälle schon
bereitstehen, sonst kann sich die
festlich geschmückte Stube binnen
weniger Minuten in ein Inferno ver-
wandeln. Für brennende Kerzen gilt
außerdem: Lassen Sie sie niemals
allein. Der kurze Moment, in dem in
der Küche schnell ein paar Handgriffe
für das Festtagsmenü zu erledigen
sind, kann genau der Augenblick sein,
in dem der Baumkerzenhalter den
Kampf mit der Gravitation verliert.
Wie diese Weihnachtsgeschichte
ausgeht, haben wir ausprobiert.
Hier geht’s zum Video:
www.ifs-ev.org/weihnachtsbaum