IFS Report 4-2012

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.

Feuchteschäden
Schimmelbefall als Folge
baulicher Mängel
Seite 2
Frostsaison
Die IFS-Checkliste für
Hausbesitzer
Seite 3
Saunabrände
Oft ist ein Versehen die
Schadenursache
Seite 3
Elektromobilität
Bei Pedelecs unbedingt auf
Qualität setzen
Seite 4
„Keine heiße Asche einfüllen“In den Wintermonaten haben Brände durch unachtsam entsorgte Kaminasche Saison
Etwa 4,5 Millionen Kaminöfen sind zur Zeit in deutschen

Haushalten installiert. Jährlich kommen rund 50 000 hinzu,
denn nichts ist so gemütlich wie ein knisterndes Kaminfeuer an

einem kalten Wintertag. Von der behaglichen Wärme bleiben

nach ein paar Stunden freilich nur ein Häufchen Asche und die

unbequeme Frage: Wohin damit? Die Brandursachenermittler

des IFS haben es immer wieder mit kreativen Antworten zu tun.

In Plastikeimern, Müllbeuteln, Pappkartons oder sogar

Staubsaugern verschwinden die ungeliebten Überbleibsel, um

einige Zeit später ein flammendes Comeback zu feiern.

„Keine heiße Asche einfüllen“, stand früher auf jeder

Mülltonne – eine Warnung, die viele Fachbetriebe heute für ob-

solet halten. Die Meinungen und Angaben darüber, wie lange

Asche Glutpartikel enthalten kann, wie lange sie also so heiß

ist, dass von ihr eine Brandgefahr ausgeht, gehen weit aus-

einander. Einen bis drei Tage, sagen die Feuerwehren hierzu-

lande und lassen Platz für eigene Interpretationen, während

städtische Feuerwehren in den USA zum Teil erst nach vier

Tagen Entwarnung geben. Für seinen diesjährigen Vortrag beim

Internationalen Workshop des IFS im September hat sich Dr.

Andreas Pfeiffer eingehend mit dem Thema beschäftigt. „Bei

Versuchen mit Holzkohle haben wir Glühzeiten über 28

Stunden gemessen“, sagt der fachverantwortliche Gutachter

für Brandursachen. Um unangenehme Überraschungen zu ver-

meiden, empfiehlt das IFS eine Abkühlzeit von drei Tagen oder

einen feuerfesten, verschlossenen Behälter.
Liebe Leser,
ich möchte mich Ihnen als
neuer Geschäftsführer des IFS

vorstellen. Seit August habe

ich diese verantwortungsvolle

und spannende Funktion

inne. Als Chemiker, der aus

einem Handwerksbetrieb

stammt, liegen mir technische

Fragestellungen sehr nahe.

Darüber hinaus weiß ich um

die Bedeutung der Öffentlich-
Die Zahl der Kaminöfen in Deutschland wächst kontinuierlich. Foto: IFS
keitsarbeit. Der IFS-Report

wurde von meinem Vor-

gänger, Herrn Dr. Voigtländer,

1998 ins Leben gerufen und

hat sich als Mitteilungsblatt in

Sachen Schadenverhütung

fest etabliert. Aus den eige-

nen Arbeitsergebnissen

berichten wir im IFS-Report

über Ursachen von Feuer-

und Leitungswasserschäden.

Hinter dem „Rohrbruch“ oder

dem „Dachstuhlbrand“ ver-

bergen sich stets konkrete

Ursachen. Diese wollen wir
aufzeigen und damit auch
Möglichkeiten zur Schaden-

verhütung. In diesem Sinne

will der IFS-Report auch

zukünftig über das aktuelle

Schadengeschehen infor-

mieren: Aus Schaden klug

werden! Ich würde mich sehr

freuen, wenn der IFS-Report

hierzu auch weiterhin einen

kleinen Beitrag leisten kann.
Dr. Hans-Hermann Drews
Geschäftsführer des IFS
EIN WORTAUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
unzureichend isolierten Wand
kondensiert auch bei umsich-

tigem Wohnverhalten Wasser

an der kalten Oberfläche,

und so entstehen ideale

Wachstumsbedingungen für

Schimmelpilze.

In einem Mehrfamilienhaus

stieß Dr. Axel Althaus auf die

beschriebenen Probleme: In

allen Räumen der Etagen-

wohnung, die der IFS-

Fachverantwortliche für

Feuchteschäden untersuchte,

lagen Durchfeuchtungs- und

Schimmelschäden vor. Mieter

und Hausbesitzer waren über

die Ursache und die Verant-

wortlichkeit in Streit geraten.

Schimmelpilzbildung durch

falsches Heiz- und Lüftungs-

verhalten tritt an charakteris-
tischen Stellen auf. Das

Schadenbild in diesem Haus

war dafür untypisch. Bauteil-

flächen waren großflächig

durchfeuchtet; an der

Außenfassade gab es Risse.

Thermografische Aufnahmen

der Räume zeigten den zum

Teil erheblichen Wärme-

verlust über die massiv durch-

feuchteten Wandflächen. Auf

einer Außenaufnahme der

Fassade konnte man deutlich

den Wärmeverlust speziell im

Bereich eines Heizkörpers er-

kennen. Wenn auch der

Zustand der Wohnung insge-

samt nicht sehr gepflegt war,

so hätten die Mieter doch

weder die Durchfeuchtungen

noch den Schimmelpilzbefall

verhindern können.
2
Schadenverhütung
Seit über zwölf Jahren er-

fasst das IFS untersuchte
Schäden in einer Datenbank.

Diese Mühe zahlt sich zum

Beispiel aus, wenn Schaden-

häufungen auf ein Problem

bei der Herstellung eines

Produktes hinweisen.

Als in der Schadendatenbank

vermehrt Brandschäden an

Bauknecht-Waschmaschinen

auftauchten, schrieb IFS-

Gutachter Jürgen Hoyer darü-

ber einen Beitrag für das

„Schadenprisma“, die Zeit-

schrift für Schadenverhütung

und Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer. Alle

betroffenen Geräte wurden

2004 gebaut und gerieten –

zum Teil Jahre später – wäh-

rend des Betriebes in Brand.

Ursache war ein technischer

Defekt. Durch den Artikel auf

das Problem aufmerksam ge-

worden, setzte sich die

Gewerbeaufsicht Rhein-

hessen mit Bauknecht in

Verbindung. Dort hatte man

bereits reagiert und war dem

Fehler auf den Grund gegan-

gen: Eine Klammer, die die

beiden Teile der Wäsche-

trommel zusammenhielt, war
Von der Schadendatenbank zur Produktverbesserung
in der betroffenen Geräteserie

zu schwach dimensioniert.

Wenn sie versagte, wurde die

Trommel undicht, und geringe

Mengen Waschwasser traten

aus. Das abtropfende Wasser

drang in eine Steckverbin-

dung zwischen dem Motor

und der geräteinternen

Verdrahtung ein und verur-

sachte dort den technischen

Defekt, den die IFS-Gutachter

bei den verbrannten Maschi-

nen festgestellt hatten.

Bauknecht hatte das fehlerur-

sächliche Bauteil in der

Produktion bereits durch ein
neues ersetzt. Da keine neu-

en Brandfälle auftauchten,

verzichtete der Hersteller auf

einen Rückruf.

Durch die Schadendatenbank

wurde schon eine ganze

Reihe von Serienschäden ent-

deckt. Für den Versicherer be-

deutet das in der Regel, dass

er den Hersteller in Regress

nehmen kann. Doch auch

letzterer profitiert vom Hin-

weis auf einen Produkt-

mangel. In einigen Fällen

setzt sich das IFS bei techni-

schen Problemen direkt mit

dem Hersteller in Verbindung.
Schimmel in Wohnräumen
Um Schimmelpilzwachs-
tum in Wohnräumen zu
verhindern, ist neben dem

Heizen regelmäßiges und

richtiges Lüften unerlässlich.
Schon durch das ganz norma-
le Bewohnen steigt die relati-

ve Luftfeuchtigkeit in unseren

vier Wänden deutlich an. Ihr

Wert darf aber nicht dauer-

haft über 65 % liegen. Sonst

kann Schimmelwachstum

entstehen. Einen ausführ-
lichen Beitrag zum Thema
finden sie auf www.ifs-ev.org
im Reportarchiv, Ausgabe
2009 / 2.
Wenn allerdings Baumängel

vorliegen, nutzen auch

Thermometer und Hygro-

meter wenig. Kann zum

Beispiel Feuchtigkeit in eine
undichte Fassade eindringen,
so wird sich das an gleicher

Stelle im Innenraum früher

oder später durch Salzauf-

blühungen oder Schimmel-

pilzbefall zeigen. Das Wasser

muss aber gar nicht erst von

außen Eindringen. An einer
Infrarotaufnahme der Fassade: Die Wärme des Heizkörpers unter dem
rechten Fenster geht über die unzureichend isolierte Außenwand verloren.
„Wärmebrücken“ (blau) an der durchfeuchteten Außenwand
Nicht immer ist falsches Lüften die Ursache