IFS Report 4-2008

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
Brandrisiko
Ein Versuch im Brandraum
des IFS in Kiel
Titel
Zertifizierung
Die Berliner Wasserbetriebe
im Interview
Seite 2
Frost
Alle Jahre wieder
unterschätzt
Seite 3
Vorstand und Beirat
Die Gremienmitglieder
wurden neu gewählt
Seite 4
Feuergefahr in der guten Stube
Ein gemeinsamer Brandversuch des Landesfeuerwehrverbandes, der Provinzial und des IFS
Mit dem Christbaum kommt nicht nur festliche Stimmung,
sondern auch eine Brandgefahr ins Haus: Tannen und
Fichten, besonders deren Nadeln, enthalten relativ viel Harz,
das leicht entflammbar ist und gut brennt. Im Wohnzimmer
aufgestellt, sind sie zumeist längst nicht mehr frisch; in der
trockenen Luft der Wohnräume sinkt der Wasseranteil im Baum
schnell weiter. Nadeln und dünne Zweige sind bald sehr trocken. In Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband
Schleswig-Holstein und der Provinzial Nord hat das IFS diese
Situation im eigenen Brandraum nachgestellt: Der Funke einer
Wunderkerze, eine defekte Lichterkette oder die Flamme einer
Baumkerze, die zu nah an einen Zweig gerät, genügen, und der
Weihnachtsbaum steht augenblicklich in Flammen. Heiße Gase
entstehen, steigen in einer Säule zur Zimmerdecke und
verteilen sich in alle Richtungen. Die Einrichtung fängt Feuer. Es
wird heiß, und die entstehenden Verbrennungsgase können
den Druck in einem geschlossenen Raum so stark steigen
lassen, dass sich eine nach innen zu öffnende Tür von Hand
nicht mehr öffnen lässt. Die Brandgase können nach wenigen
Atemzügen zu Vergiftungen führen. Ein gefüllter Wassereimer
neben dem Weihnachtsbaum ist kein ausreichender Schutz.
Wichtig ist, sich der Gefahr bewusst zu sein und potentielle
Zündquellen auszuschließen. Eine elektrische Beleuchtung ist
wesentlich sicherer als brennende Kerzen. Doch um auch hier
das Risiko so gering wie möglich zu halten, empfiehlt das IFS,
beim Kauf unbedingt auf das Gütesiegel GS (Geprüfte
Das Jahr 2008 war ein besonderes Jahr: Zehn
Jahre zuvor wurde der
Gesellschaftervertrag der IFS
Umwelt und Sicherheit GmbH
unterzeichnet. Als Tochter
des IFS e.V. wollten wir zeigen, dass wir die vom Institut
gesammelten Erfahrungen im
Bereich Schadenuntersuchung und Risikobewertung
auch in Zertifizierungs- und
Beratungsprojekten für unsere Kunden nutzbar machen
Schnell steht der geschmückte Baum im Brandraum des IFS in Flammen. Foto: Provinzial
können. Während der zehn
Jahre ist es uns darüber hinaus gelungen, auf dem
Drittmarkt eine hohe Akzeptanz zu erreichen. Unternehmen aller Größen, wie
zum Beispiel die Berliner
Wasserbetriebe, beauftragen
unsere Berater und Auditoren.
Inzwischen sind wir in erster
Linie für die öffentlichen
Versicherer und die Verbundunternehmen tätig – in
Managementberatungs- und
Zertifizierungsprojekten. Die
Schwerpunkte dabei bilden
Qualitäts-, Arbeitsschutz- und
Umweltmanagement sowie
technisches Risikomanagement und Prozessoptimierung. Unsere Berater und
Auditoren sind präsent in vielen Betriebs- und Schadenbereichen, in der Verwaltung
und im Außendienst. Wir
werden diesen Weg fortsetzen. Auf die nächsten zehn
Jahre…
Dr. Axel Romanus
Geschäftsführer IFS GmbH
EIN WORT AUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
Sicherheit) zu achten. Ein Handfeuerlöscher sollte unbedingt
griffbereit sein, und selbstverständlich darf der Baum niemals
unbeaufsichtigt „brennen“.
viel Arbeit. Das Managementhandbuch musste entwickelt
werden; die vielen Einzelsysteme, die es im Unternehmen gab, mussten nun
unter ein Dach. Vor allem war
es am Anfang nicht immer
leicht, bei den Mitarbeitern
und Führungskräften das Verständnis zu wecken. Betroffen war ja im Grunde jeder.
Inzwischen ist die Arbeit am
Qualitäts- und Umweltmanagement aber zu einem
anerkannten und selbstverständlichen Bestandteil im
Unternehmen geworden.
IFS Report: Hat sich der
Aufwand gelohnt?
Euhus: In Euro kann man das
natürlich nicht ausdrücken.
Wir haben jetzt eine Systematik, mit der wir jährlich
überprüfen können, ob wir
die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen einhalten.
Zudem bedeutet
das Auditverfahren
eine kontinuierliche
Prozessoptimierung
und das Erkennen
von Potentialen. Die
Zertifizierung ist für
uns darüber hinaus
ein wichtiges
Image-Instrument. Unsere
Kunden können nicht zwischen verschiedenen Anbietern wählen; wir sind hier
Monopolist. Durch die Managementsysteme können
wir zeigen, dass wir großen
Wert auf Qualität und
Umweltverträglichkeit legen.
IFS Report: Welche
Erfahrungen haben Sie bei
der Zusammenarbeit mit den
Gutachtern der IFS GmbH gesammelt?
Euhus: Wir haben 200
Standorte; es gab also eine
ganze Menge gemeinsam zu
leisten. Immer wieder habe
ich dabei festgestellt, dass es
von beiden Seiten eine sehr
wertschätzende Zusammenarbeit war.
IFS Report: Vielen Dank für
das Gespräch.
Aus der IFS-Arbeit / News 2
News
Der Internationale Workshop des IFS ist bereits
Tradition. Auf Einladung der
Vereinigung Kantonaler Feuerversicherer der Schweiz und
des IFS trafen sich im September Schadenursachenermittler mit Mitarbeitern von öffentlichen Versicherern und
Ermittlungsbehörden. Die 70
Teilnehmer aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz
diskutierten Brände mit typischen Brandursachen, aber
auch Sicherheitskonzepte
und Betreiberpflichten als
schadenverhütende Aspekte.
Brandschäden bildeten den
Schwerpunkt. Um zudem der
steigenden Bedeutung von
Elementarschäden Rechnung
zu tragen, war ihnen und ihrer Verhütung ein Themenblock gewidmet. Die Resonanz der Teilnehmer auf den
Workshop war überaus positiv, sodass die Veranstaltungsreihe auch 2009 fortgesetzt
werden wird. Für den 14. /15.
September laden die Versicherungskammer Bayern und
das IFS zum 13. Internationalen IFS Workshop nach
München ein.
Internationaler IFS Workshop Verstärkung für die Abteilung Technik
Ein neuer Gutachter unterstützt die Abteilung Technik des IFS: Dr. Frank Nahrwold hat im November mit
der Einarbeitung begonnen.
Der Diplom-Geologe studierte
an der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel und promovierte dort 2004. Bei den
Stadtwerken Neumünster war
der gebürtige Kieler Projektleiter für regenerative Energien und Abfallmanagement.
Im IFS ist Dr. Nahrwold zu erreichen unter der Rufnummer
0431/ 7757838 und unter
f.nahrwold@ifs-ev.org.
“Wir wollen Sicherheit”
Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) sind mit rund
5 000 Mitarbeitern ein Riese
ihrer Branche. Das Unternehmen hat 2006 ein zertifiziertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem nach DIN
EN ISO 9001 und 14001 sowie ein Arbeitsschutzsystem
nach OHSAS 18001 aufgebaut. Anlässlich des Überwachungsaudits im Herbst, das
von Gutachtern der IFS
GmbH durchgeführt wurde,
haben wir der Managementsystembeauftragten der BWB,
Kerstin Euhus, ein paar
Fragen gestellt:
IFS Report: Warum haben
sich die BWB 2006 für die
Managementsysteme entschieden?
Euhus: Das entstand aus einem Sicherheitsdenken heraus. Wir wollten die Rechtssicherheit unserer Organisation unterstützten.
IFS Report: Waren die Vorbereitungen und der Aufbau
sehr aufwendig?
Euhus: Ja, die Dokumentation aufzubauen bedeutete
Kerstin Euhus im Gespräch. Unten: Motiv aus der Imagekampagne der BWB
BWB setzen auf zertifizierte Managementsysteme
Dr. Frank Nahrwold
Das im vergangenen Jahr in
Kraft getretene Umweltschadengesetz (USchadG) sorgt
für Diskussionen in der Versicherungswirtschaft. Mit der
Neuregelung setzt Deutschland eine Richtlinie des Europäischen Parlaments um.
Während Unternehmen zuvor
im Wesentlichen nur dann
haften mussten, wenn Dritte
einen Sach- oder Gesundheitsschaden erlitten, müssen
sie nun auch für die umweltrelevanten Folgen ihres Handelns einstehen. Zum Beispiel,
wenn eine bedrohte Art oder
ein Schutzgebiet in Mitleidenschaft gezogen wird. Kommen Natur oder Tiere zu
Schaden, so sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet,
für die Sanierung dieses Schadens aufzukommen. Eine verdrängte Tierart muss wieder
angesiedelt oder ein Gewässer in den Ausgangszustand
zurückversetzt werden. Das
kann im Einzelfall einen erheblichen, sogar existenzbedrohenen Kostenaufwand
bedeuten, da die Haftung in
der Höhe unbegrenzt ist. „Die
Folgen sind nicht überschaubar“, sagt Michael Marten
vom IFS. Es bestehe sicherlich
kein Grund zur Aufregung,
dennoch seien die Auswirkungen des Gesetzes schwer
kalkulierbar – insbesondere
vor dem Hintergrund, dass
Umweltverbänden das Recht
eingeräumt worden sei, die
Behörden verbindlich zum
Handeln aufzufordern.
Daher gilt es nach wie vor,
Umweltrisiken zu erkennen
und zu verbessern. Die Umweltexperten des IFS blicken
auf umfangreiche Erfahrungen bei der Ermittlung
und Bewertung solcher
Gefahrenpotentiale zurück.
Sie helfen auch und gerade
im Hinblick auf das USchadG.
Aus der IFS-Arbeit / News 3
Es gibt Risiken, die sich nur
schwer verbessern und
niemals auf Null reduzieren
lassen. Leitungswasserschäden durch Frosteinwirkung
gehören jedoch nicht dazu.
Wasserführende Leitungen
können durch ausreichende
Beheizung und Wärmedämmung vor zu niedrigen
Temperaturen geschützt oder
vor einer Frostperiode entleert werden. Dies ist bekannt
und auch ohne naturwissenschaftliches Studium nachvollziehbar. Trotzdem untersucht das IFS jedes Jahr wieder zahlreiche Frostschäden.
Anhand des Schadenbildes
können die Gutachter feststellen, ob eine Rohrleitung,
eine Verbindung oder Armatur durch einen Druckanstieg
in der Leitung geplatzt ist. Ein
Beispiel: Im Falle eines großen
Wasserschadens in einem leer
stehenden Wohngebäude
hatte der Versicherungsnehmer in einer schriftlichen
Erklärung die Möglichkeit eines Frostschadens explizit
ausgeschlossen. Die Räume
seien gut geheizt gewesen
und noch 40 Stunden vor
dem Schadenereignis kontrolliert worden. Durch eine
Untersuchung widerlegte das
IFS diese Aussagen: Die
Warm- und Kaltwasserleitung
einer Waschtischarmatur hatten sich durch einen erheblichen Druckanstieg gelöst.
Wegen der Lage in dem
Rohrleitungssystem und dem
Fotos: is (1), BWB (1), privat (1), IFS (3)
Bei Niedervolt-Halogenglühlampen werden etwa
85 % der zugeführten Energie in Wärme umgewandelt.
Dieser bescheidene Wirkungsgrad ist nicht nur
schlecht für die Umwelt und
das Portemonnaie, er birgt
auch ein Brandrisiko. Am
Lampenkolben können Temperaturen von über 500 °C,
am Reflektor häufig mehr als
200 °C auftreten.
Bei einer BrandursachenLeerstand des Hauses konnte
ein Druckanstieg aus dem
System selbst ausgeschlossen
werden. Außerdem war mehr
Wasser ausgetreten, als in 40
Stunden aus zwei Feuerlöschrohren hätte fließen
können.
Alle Frostschäden lassen sich
verhindern. Im Schadenfall
können ursächliche Versäumnisse zumeist rekonstruiert
werden.
Frostschäden lassen sich verhindern – und nachweisen
Alle Jahre wieder überraschend
Brandgefahr durch Niedervolt-Beleuchtungsanlagen
Viel Wärme, wenig Licht
Verantwortung für
die Umwelt
Der Warmwasseranschluss hat sich direkt
unterhalb der Waschtischarmatur gelöst.
ermittlung in
einem
Bekleidungsgeschäft traf IFS-Gutachter
Dr. Jacob Duvigneau auf genau dieses Problem. Das
Feuer war in einem
Schaufenster ausgebrochen
und dank des spontanen
Eingreifens eines Nachbarn
auch auf dieses beschränkt
geblieben. Der Mann hatte
kurzerhand die Scheibe eingeschlagen und die Flammen
mit einem Pulverlöscher unter
Kontrolle gebracht, noch ehe
die Feuerwehr eintraf. Bei der
Untersuchung vor Ort konnte
Dr. Duvigneau nachweisen,
dass ein Halogenstrahler
brennbares Material entzündet
hatte.
Die Rekonstruktion der ursprünglichen
Gestaltung des
Schaufensters
ergab, dass die
Halogenlampe
nur etwa 40 cm
neben einer bekleideten Schaufensterpuppe
gestanden hatte. In der
Betriebsanleitung des Gerätes
stand ausdrücklich, dass ein
Mindestabstand von 80 cm
zu der bestrahlten Fläche eingehalten werden musste.
Zudem war die Anlage ausschließlich für die Deckenmontage vorgesehen.
Das Schaufenster und die Reste der verbrannten Puppe
IMPRESSUM
Herausgeber:
Institut für Schadenverhütung
und Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
Tel. 0431 7 75 78 – 0
E-Mail: mail@ifs-ev.org
www.ifs-ev.org
Adressfeld
4
Redaktion, Layout:
Redaktion Kiel, Ina Schmiedeberg
Choriner Straße 64a
10435 Berlin
Tel. 030 44 04 31 31
E-Mail: schmiedeberg@redaktion-kiel.de
Druck:
Carius Druck Kiel GmbH
Boninstraße 25
24114 Kiel
Tel. 0431 6 24 46
Klaus Ross,
Münster, Beirat
Vorstand und Beirat des IFS neu gewählt
Martin Schulze-Bruckauf,
Dresden, Beirat
Michael Dirks,
Kiel
Beirat
Gregor Schwiebode,
Stuttgart, Beirat
Thomas Vorholt, Hannover
amtierender
Beiratsvorsitzender
Matthew Wilby, Kiel
Vorsitzender des Vorstands
Dr. Klaus Zehner, Stuttgart
neues Mitglied des Vorstands
Rainer Fürhaupter, München
Mitglied des Vorstands
Günter Fröhlich,
Karlsruhe
neu im Beirat
Günter Mohr,
Düsseldorf
Beirat
Wolfgang Raab,
München, Beirat
Während der jüngsten
Mitgliederversammlung am 16. Oktober in Berlin
wurden Vorstand und Beirat
des IFS turnusgemäß für die
kommenden drei Jahre neu
gewählt. Die Abstimmungsergebnisse waren einstimmig:
Matthew Wilby bleibt Vorsitzender des Vorstandes; ebenso wird Rainer Fürhaupter
weiterhin Vorstandsmitglied
sein. Neu in dem Gremium ist
Dr. Klaus Zehner. Der Jurist
und Diplom-Kaufmann leitet
seit 2008 das Ressort „Schaden / Unfall“ der SV Sparkassenversicherung. Dr. Zehner
tritt im IFS-Vorstand an die
Stelle von Siegfried Herber.
Im Beirat des IFS gibt es ebenfalls ein neues Mitglied:
Günter Fröhlich ist Abteilungsdirektor „Schaden“ der
BGV. Er ersetzt Hartmut
Heyde. Das IFS bedankt sich
herzlich bei Siegfried Herber
und Hartmut Heyde für die
von ihnen geleistete Arbeit
und Unterstützung. Vorstand
und Beirat haben die Arbeit
des IFS intensiv begleitet. Sie
sind das Bindeglied zwischen
dem Institut und seinen
Mitgliedsunternehmen und
leisten einen erheblichen
Beitrag zum kontinuierlichen,
lebendigen Austausch. IFSGeschäftsführer Dr. Rolf
Voigtländer bedankt sich bei
allen Gremienmitgliedern für
ihr Engagement und hofft auf
eine weitere fruchtbare
Zusammenarbeit.
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