IFS Report 3-2021

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
24. Jahrgang
September 2021
Eine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Sucht man in der Schadendaten-
bank des IFS nach Saunabränden,
läuft eine bemerkenswert lange
Liste über den Bildschirm. Meistens ist
die Schadenursache, dass die Sauna
im Laufe der Zeit zum Lagerraum
und der unter lauter brennbaren
Dingen vergrabene Ofen eines Tages
aus Versehen eingeschaltet wurde.
Doch es gibt eine weitere Ursache, die
immer wieder vorkommt: Fehler von
ambitionierten Hobbyhandwerkern.
Ein Beispiel: Auf der Dachterrasse eines
Wohnhauses kam es schon bei der ersten
Benutzung einer neuen Sauna zum
Brandausbruch. Der Eigentümer hatte
die Sauna selbst gebaut und war dabei
auch nach eigenen Plänen vorgegangen.
So hatte er für die Befeuerung im Bau-
markt einen Kaminofen ausgesucht,
der als Werkstattofen verkauft wurde.
Für den Saunaaufguss stellte er einen
Metallkorb mit Steinen darauf. Die
Abgasführung bestand aus einwandigen
Zu Sauna gehört oft eine Feuerstätte
und damit auch ein Brandrisiko.
Von Holz, Hitze und Heimwerkern
Beim Selbstbau einer Sauna sollten im eigenen Sinne die Vorgaben beachtet werden
Rückstauklappen schützen
das Haus bei Starkregen
vor Wasserschäden – wenn
sie funktionieren ⟶ S. 3
Foto: kichigin19 – stock.adobe.com
Blechrohren, die er durch die Wand
der Holzkabine nach draußen führte.
Das Spurenbild bei der späteren
Ursachenermittlung ließ keinen Zweifel
an einer Brandentstehung in der Sauna,
wenn sich auch die genaue Ausbruchs-
stelle wegen der stark ausgeprägten
Schäden nicht mehr lokalisieren ließ.
Der Gutachter konnte aber den Auf-
bau der Sauna rekonstruieren. Dabei
stelle sich heraus, dass die vom Her-
steller des Ofens geforderten Mindest-
abstände zu den Holzbauteilen der
Kabine weit unterschritten wurden.
Nach der Feuerungsverordnung des
entsprechenden Bundeslandes hätte
die Abgasführung außerdem an einen
Schornstein angeschlossen werden müs-
sen und nicht einfach durch das Dach
geführt werden dürfen. Nicht brennbare
Materialien für diese Durchführung des
einwandigen Abgasrohres waren im
Brandschutt nicht zu finden, und auch
der geforderte nicht brennbare Fuß-
bodenbelag wurde nicht entsprechend
der Verordnung ausgeführt. Nicht
zuletzt hatte der Bezirksschornstein-
feger keine Kenntnis von der Feuer-
stätte, obwohl er sie hätte abnehmen
müssen. Diese Abnahme wäre mit dem
Kaminofen anstelle eines Saunaofens
ohnehin nicht geglückt, denn dafür war
er überhaupt nicht zugelassen, wie ein
Blick in die Bedienungsanleitung verriet.
Der Hauseigentümer hatte also ein
paar Vorschriften nicht beachtet, und
in der Folge konnte es schon bei der
ersten Befeuerung zur Überhitzung
von Holzbauteilen kommen. Das
Feuer griff von der Saunakabine auf
die Holzüberdachung der Terrasse
und die mit Holz verkleidete Giebel-
wand über, bevor es sich auch auf
das Nachbargebäude ausweitete.
Was nach einem kuriosen Sonderfall
klingen mag, kommt nach unserer
Erfahrung gar nicht so selten vor.
2 IFS-Report 3/2021
Wenn die Sanierung verzögert wird
Feuchteschäden schaffen in Gebäuden ideale Bedingungen für Schimmelpilzbefall. Wenn
dann noch ein Schwammbefall hinzukommt, kann die Beseitigung aufwendig werden.
Nachdem über einen Keller-
schacht Wasser ins Unter-
geschoss eines historischen
Gebäudes gelangt war, wurde
Schimmelbefall im Wandaufbau der
Restaurantküche festgestellt, die sich
dort befand. Das zumindest teilte man
dem IFS mit, als es beauftragt wurde
zu klären, ob neben dem Schimmel-
befall auch ein holzzerstörender Pilz,
also ein Schwammbefall vorlag. Man
befürchtete, den Echten Hausschwamm
im Gebäude zu haben. Dieser richtet
besonders große Schäden an, weil
er nicht nur feuchtes Holz befällt,
sondern auch auf trockene Bauteile
übergreifen und sie zerstören kann.
Entsprechend umfangreich ist in der
Regel die Sanierung. In diesem Fall
gab es in dieser Hinsicht jedoch Ent-
warnung: Genauere Untersuchungen
zeigten eine massive Holzzerstörung
durch den „Wilden Hausschwamm“,
einen seltenen holzzerstörenden Pilz,
der mit dem Echten Hausschwamm
verwandt, aber nicht so aggressiv ist. Im
Gegensatz zum Echten Hausschwamm,
der ausschließlich in Gebäuden vor-
kommt, ist der Wilde Hausschwamm
gewöhnlich in Wäldern auf den Stäm-
men umgestürzter Bäume zu Hause.
In dem Restaurant hatte sich außerdem
die Styropordämmung im Bodenaufbau
mit Wasser vollgesogen – ein seltener
Vorgang, der ebenso wie der Schwamm-
befall auf eine sehr lang andauernde
Nässeeinwirkung hinweist. Als dann
noch im Wandaufbau weitgehend
intakte Holzbauteile neben bereits
völlig zersetztem Holz gefunden wur-
den, war klar, dass hier ein Altschaden
vorlag, bei dem bereits Reparatur-
versuche unternommen wurden.
Bei einem Schwammbefall greift die
sogenannte Schwammklausel. Der-
artige Schäden werden nicht durch
die üblichen Gebäudeversicherungen
reguliert. Es gibt also gute Gründe,
diese Schäden zu vermeiden, und
glücklicherweise gibt es auch Möglich-
keiten dazu: Zeigen sich Anzeichen von
Feuchteschäden im Gebäude, sollte auf
jeden Fall so schnell wie möglich nach
der Quelle gesucht und diese selbst-
verständlich beseitigt werden. Auch
der Feuchteschaden sollte durch eine
komplette Trocknung so rasch wie mög-
lich beseitigt werden, damit es gar nicht
erst zum Schimmel- oder gar Schwamm-
befall kommen kann. Im geschilderten
Fall wurde die Sanierung so lange
herausgezögert, dass sich ein holzzer-
störender Pilz ansiedeln konnte. Immer-
hin war es „nur“ der Wilde und nicht der
Echte Hausschwamm. Trotzdem muss-
ten in großem Umfang tragende Bau-
teile und Wände zurückgebaut werden.
Neue Mitarbeiter in Wiesbaden und Kiel
Roman Münnich
IFS Wiesbaden
Tel. 06172 92 13 99 – 26
muennich@ifs-ev.org
Michael Deeg
IFS Kiel
Tel. 0431 775 78 – 25
deeg@ifs-ev.org
Unser Gutachterteam in Wiesbaden
freut sich über Verstärkung: Roman
Münnich hat an der Universität Kassel
Nanostrukturwissenschaften studiert
mit dem Schwerpunkt organische
Chemie. Für das IFS wird der Berliner
Brandursachen ermitteln sowie
Brandfolgeschäden und Feuchte-
schäden untersuchen. Auch am
Standort Kiel darf das IFS einen neuen
Mitarbeiter begrüßen: Michael Deeg
aus Kappeln ist gelernter Chemie-
laborant und wird vor allem Proben-
analysen für die Brandursachen-
ermittlung und im Rahmen der
Untersuchung von Brandfolgeschäden
durchführen. Zu seinen Aufgaben
gehört außerdem die Vorbereitung
und Durchführung von Brand-
versuchen.
Ohne großen
Kraftaufwand
durchdringt die
Messerklinge das
durch
Würfelbruch
geschädigte Holz.