IFS Report 3-2018

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
1IFS­Report 3/2018
21. Jahrgang September 2018
Die Ursachen und Folgen von Gasexplosionen in Gebäuden
Handwerker haben ein Gasheizgerät
im Erdgeschoss aufgestellt und eine
Flüssiggasflasche angeschlossen,
um bei Renovierungsarbeiten in ein­
er Doppelhaushälfte die Gebäude­
trocknung zu unterstützen. Es kom­
mt zur Explosion; einer der Männer
wird getötet, ein weiterer schwer
verletzt. Die Haushälfte wird kom­
plett zerstört.
Bei der späteren Ursachenermitt­
lung stellt das IFS eine Manipulation
an dem 17 Jahre alten Gasheizer
fest. Das Gerät hat eine thermische
Zündsicherung, die einen Gasaus­
tritt ohne Verbrennung des Gases
verhindern soll. Doch diese Sicher­
heitseinrichtung wurde mit einer
Schraube und einer Kunststoffschei­
be überbrückt. Wahrscheinlich hatte
das betagte Heizgerät nicht mehr zu­
verlässig funktioniert, und jemand
hat eine Lösung für dieses Problem
gebastelt. Leider konnte so bei erlo­
schener Brennerflamme weiter Gas
austreten und mit der Raumluft ein
explosionsfähi
ges Gemisch bilden.
Als Zündquelle genügt in einem
solchen Fall schon der Schaltfunke
eines Lichtschalters.
Bei der Untersuchung von Gasex­
plosionen stößt das IFS sehr häufig
auf menschliches Fehlverhalten.
Das können unerlaubte Änderungen
sein wie im oben beschriebenen Fall
oder Bedienungsfehler, wenn etwa
ein Gasflaschenanschluss gelöst
statt festgezogen wird. Für Flaschen
mit brennbaren Gasen sind nämlich
Linksgewinde vorgeschrieben, um
Verwechslungen und den Anschluss
ungeeigneter Komponenten zu ver­
hindern. Gelegentlich wird allerdings
gerade diese Sicherheitsmaßnahme
zum Verhängnis.
Schon ein geringer Gasaustritt kann
enorme Folgen haben, denn Häus­
er sind nicht für einen plötzlichen
Druckanstieg gemacht. Bereits ein
Anstieg von 25 mbar kann Schäden
an Fenstern und Türen verursachen;
eine Druckwelle von 170 mbar kann
ein Dach zerstören und eine von 3,6
bar gar ein Backsteingebäude nie­
derreißen. Diese Werte nennt die
Bundesanstalt für Arbeitsschutz auf
ihrer Internetseite.
Das Loch in der Giebelwand, das auf
dem Foto unten rechts zu sehen ist,
entstand, als ein Mann die Decke
im Kinderzimmer eines Einfamilien­
hauses mit Spraydosen lackierte und
dabei nicht für ausreichende Lüftung
gesorgt hatte.
­ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Viele Leitungswasserschäden in
Neubauten ließen sich mit einer fach­
gerechten Druckprüfung verhindern.
Seite 3
Die Doppelhaushälfte wurde zerstört, nachdem ein Gasheizer manipuliert wurde.
Schäden von gewaltigem Ausmaß
In dem Haus links wurde eine Treibgas­ statt einer Flüssiggasflasche an ein Heizgerät
angeschlossen. Die Giebelwand rechts ist Spraydosentreibgas zum Opfer gefallen.
Fotos: IFS
Auf unserer Internetseite (www.ifs­ev.org) haben wir die wichtigsten Hinweise zum
sicheren Umgang mit Flüssiggas zusammengestellt.
WEITER …
2IFS­Report 3/2018
gewählte Lösung ist oft ein Abzweig
vor dem Stromzähler. Nun ist nicht
jede Idee so brillant, wie sie zunächst
schien. Das haben die Eigentümer des
oben abgebildeten Gebäudes spätes­
tens gelernt, als die Polizei und ein
IFS­Gutachter sich auf ihrem ausge­
brannten Dachboden umsahen.
An der Hauptstromverteilung im Erd­
geschoss des Hauses hatten die Er­
mittler bereits eine Leitung entdeckt,
die vor dem Stromzähler abzweigte
und direkt hoch zum Dachboden
führte. Daneben hing an der Wand ein
Sicherungskasten mit unprofessionell
zusammengebasteltem Innenleben.
Auf dem Dachboden lagen im Brand­
schutt Spezialleuchten, zerstörte
Pflanzentöpfe und jede Menge Strom­
leitungen mit Schmelzspuren. Einige
davon waren im Verlauf des Brandes
entstanden, andere durch Kurzschlüs­
se. Einer dieser Kurzschlüsse hatte am
frühen Morgen das Feuer verursacht,
bei dem das Dachgeschoss des ehe­
maligen Wohn­ und Wirtschaftsge­
Wenn es schon vor dem Rauchen qualmt
„Hanf“ ist ein Stichwort, bei dem man
im IFS an Leitungswasserschäden
denkt, denn die Fasern der Pflanze
werden zum Abdichten von Trinkwas­
serinstallationen benutzt, und der
allzu großzügige Umgang damit kann
Brüche verursachen. Mittlerweile ha­
ben allerdings auch die Brandursa­
chenermittler des Institutes immer
wieder mit der Hanf­ oder auch Cann­
abispflanze zu tun. Die gedeiht hierzu­
lande – der zurückliegende Sommer
mag eine Ausnahme gewesen sein –
nicht im heimischen Garten, sondern
in der Regel in Gebäuden. Dafür benö­
tigt das sonnenhungrige Gewächs die
Unterstützung von Spezialleuchten,
und die wiederum benötigen eine
Menge Strom.
Die hohen Energiekosten mögen nicht
alle Freunde pflanzlicher Halluzino­
gene selbst tragen. Zudem hat ein in
die Höhe schnellender Verbrauch die
Ermittlungsbehörden schon zu man­
cher illegalen Marihuanaplantage ge­
führt. Als Marihuana bezeichnet man
übrigens die getrockneten Blüten der
weiblichen Cannabispflanze.
Zurück zum Energieproblem: Die
bäudes samt Marihuanaplantage ver­
nichtet wurde.
Brände im Zusammenhang mit
Hanf
anbau sind meist auf elektro­
technische Defekte zurückzuführen,
wie im ersten geschilderten Fall. Von
einem anderen Feuer war ein Canna­
bisraucher betroffen, der das Gärt­
nern ein paar Nummern kleiner be­
trieb: In seiner Etagenwohnung hatte
er eine Art Gewächshauszelt mit einer
Halogenleuchte darin aufgestellt. Es
kam zum Wärmestau und schließlich
zum Brandausbruch. Möglicherweise
wurden die Pflanzen selbst durch die
Wärmestrahlung entzündet. Der Fuß­
boden des Raumes brannte durch,
so dass auch die darunter liegende
Wohnung geschädigt wurde. Auch in
diesem Fall war der Strom übrigens
illegal „abgezweigt“ worden.
Zur Diskussion um die gesundheitli­
chen Auswirkungen des Drogenkon­
sums haben wir nichts beizutragen.
Im Sinne der Schadenverhütung
weist das IFS jedoch darauf hin, dass
von nicht fachgerecht ausgeführten
Elektroinstallationen ein erhebliches
Brandrisiko ausgeht.
Das IFS untersucht immer wieder Brände, die im Zusammenhang mit Cannabisanbau stehen
Blick auf den ausgebrannten Dachboden. In der Bildmitte ist eine Spezialleuchte für die Pflanzenaufzucht zu sehen.
Die Brandursache ist zumeist ein
elektrotechnischer Defekt