
IFS Report 3-2015
Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
Auf ein Wort … Schutz bietet wie ein Pulverlöscher, aber
später weit weniger Probleme verur-
sacht. Kontinuierlich untersucht das IFS
Schäden, bewertet Ursachen und leitet
Maßnahmen zur Schadenverhütung ab.
Die Öffentlichkeitsarbeit des Institutes
erreicht mittlerweile ein breites Pub-
likum. So pro fitieren Versicherer und
Öffentlichkeit gleichermaßen von der
Arbeit der Experten. Denn die Erfah-
rung zeigt, dass die meisten Menschen
Gefahren meiden und Schäden zu ver-
hindern suchen. Das IFS liefert das er-
forderliche Know-how. »
«Ob Feuer oder Leckage, zu einem
Schaden kommt es häufig nur, weil die
Betroffenen das Risiko nicht kannten.
Auf das oben beschriebene Schadenpo-
tential von minderwertigen Bauteilen
trifft dies ebenso zu wie auf die weiter
hinten beschriebene Neigung von Pflan-
zenölen zur Selbsterwärmung und die
Brandgefahr durch scheinbar harmlose
Feuerwerksartikel. Mancher Brandfolge-
schaden wäre sicher kleiner ausgefallen,
wenn die Geschädigten vorher gewusst
hätten, dass ein Schaum- oder Wasser-
löscher im Brandfall meist den gleichen
Dr. Robert Heene
Vorstandsmitglied der Versicherungs-
kammer Bayern und des IFS
18. Jahrgang September 2015
Bei Messingbauteilen in Trinkwasserleitungen ist eine gute Produktqualität unerlässlich
Zahlreiche Leitungswasserschäden ent-
stehen durch Brüche an Messingbautei-
len. Bei einem Großteil davon ist Span-
nungsrisskorrosion die Ursache. Auch
bei dem oben abgebildeten Eckventil ist
das Ventil-Kopfstück aus Messing aus
diesem Grund umlaufend abgebrochen.
Die Folge war ein erheblicher Wasser-
austritt unter dem Spültisch in einer Kü-
che. In der Juni-Ausgabe haben wir die
Laboruntersuchung von Messingbautei-
len und den Nachweis von Spannungs-
risskorrosion erklärt. Das Material ist
anfällig für diese Art der Korrosion, und
das wirft zwei Fragen auf: Warum wird
es in Trinkwasserinstallationen über-
haupt eingesetzt, und wie lassen sich
Schäden verhindern?
Als Messing bezeichnet man metallische
Verbindungen aus Kupfer und Zink. Die
Eigenschaften einer solchen Legierung
sind überzeugend. Der Werkstoff lässt
sich gut verarbeiten und ist außerdem
kostengünstig. Bleibt die Anfälligkeit für
Spannungsrisskorrosion. Das Material
kann heute in so guter Qualität herge-
stellt werden, dass diese Schwäche in
den Hintergrund tritt. Bricht oder reißt
ein Bauteil wie das eingangs erwähnte
Eckventil, dann ist dies in der Regel auf
einen Installationsfehler oder auf einen
Produktmangel zurückzuführen.
Erstere können gute Installateure ver-
meiden. „Wie Elektroinstallationen ge-
hören auch Trinkwasserinstallationen
in die Hände von Fachleuten“, sagt Dr.
Thorsten Pfullmann, der im IFS Fachver-
antwortlicher für Leitungswasserschä-
den ist. Für die Qualität des Werkstoffs
hat die Gütegemeinschaft Messing-Sa-
nitär Parameter definiert, etwa die
Werkstoffhärte und die Zusammenset-
zung der Legierung. Das Siegel einer
anerkannten Prüfstelle – zum Beispiel
des DVGW – steht dafür, dass diese
Anforderungen und damit die Regeln
der Technik eingehalten werden, wie
es die Trinkwasserverordnung fordert.
Einige Produkte aus dem Baumarkt und
vom Discounter tragen noch nicht ein-
mal eine Herstellerkennzeichnung. Wer
Schäden an der Trinkwasserinstallation
verhindern will, setzt auf Qualität.
-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Lesen Sie auf Seite 4, warum
Feuerwerk für Kinder und
Jugendliche gerade im Herbst
gefährlich werden kann.
An diesem Eckventil ist das Ventil-Kopfstück aus Messing gebrochen. Foto: IFS
Auf anerkannte Prüfsiegel achten
2IFS-Report 3/2015
die entstehende Wärme kann nicht an
die Umgebung abgegeben werden, so
steigt die Temperatur bis zur Selbstent-
zündung weiter an. IFS-Gutachter Al-
fons Moors hat die ablaufenden chemi-
schen Reaktionen im „schadenprisma“
sehr anschaulich beschrieben (Ausgabe
3/2004, schadenprisma.de).
Nun ist aber niemand in Gefahr, nur weil
in der heimischen Küche ein Tropfen Oli-
venöl auf das Geschirrtuch geraten ist.
Bei den vom IFS untersuchten Brand-
schäden waren stets Betriebe betroffen,
in denen stark verschmutzte Wäsche ge-
waschen und dann maschinell getrock-
net wurde – zum Beispiel Wäsche reien,
Gaststätten und Wellness-Studios. Letz-
tere verwenden oft pflanzliche Öle mit
ungesättigten Fettsäuren bei Massagen.
Um Wäscheselbstentzündungen zu ver-
meiden, muss zunächst die Wäsche
möglichst sauber gewaschen werden.
Starke Verschmutzungen mit Ölen und
Fetten restlos zu entfernen, ist aber
nicht einfach. Dazu ist eine ausreichend
hohe Waschmitteldosierung erforder-
Gesund – und manchmal brandgefährlich
Ungesättigte Fettsäuren gelten als sehr
gesund. Unter bestimmten Umständen
können sie allerdings auch gefährlich
werden, nämlich dann, wenn sie zu-
nächst auf dem Geschirrtuch und am
Ende im Wäschetrockner landen. Es
geht die Selbstentzündung von mit Spei-
seölen und Fett verschmutzter Wäsche.
Diese Brandursache taucht in Betrieben
einiger Branchen immer wieder auf.
Den Pächter einer Gaststätte traf es in-
nerhalb eines guten Jahres gleich zwei-
mal. In beiden Fällen stand der Wäsche-
trockner seines Betriebes im Mittelpunkt
des Brandgeschehens und das Feuer
war jeweils in der Maschine entstanden.
Nach dem zweiten Schaden schilderte
er dem beauftragten IFS-Gutachter, was
vorgefallen war: Am Abend vor dem
Brand habe er Geschirrtücher getrock-
net. Zuvor habe er sie mehrfach gewa-
schen, weil die Öl- und Fettverschmut-
zungen sonst nicht herausgingen. Als er
das Gebäude bei Betriebsschluss verließ,
blieb die Wäsche im Trockner liegen.
Knapp sechs Stunden später meldete die
Alarmanlage seinem Mobiltelefon, dass
im Betrieb etwas nicht stimmte. Als er
dort eintraf, brannte es in dem Raum, in
dem der Trockner stand.
Rechts ist das Foto eines Wäschetrock-
ners aus einem anderen Schadenfall zu
sehen, den das gleiche Schicksal ereilt
hat. An der Maschine ist das typische
Schadenbild zu erkennen: Der Brand ist
in der Trommel entstanden, wo sich ge-
wöhnlich keine Zündquellen befinden.
Die verkohlte Wäsche liegt noch darin.
Pflanzliche Öle mit ungesättigten Fett-
säuren neigen zur Selbsterwärmung –
einige allerdings mehr als andere. Bei
Leinöl kann die exotherme Reaktion
zum Beispiel schon bei Raumtemperatur
einsetzen. Sesam- oder Rapsöl benöti-
gen hingegen Aktivierungsenergie: zum
Beispiel die Wärme eines Wäschetrock-
ners. Ist der Prozess einmal initiiert und
lich. Die benötigte Waschmittelmenge
kann dabei die Empfehlungen der Her-
steller durchaus übersteigen. Wird die
Wäsche anschließend im Wäschetrock-
ner getrocknet, muss gewährleistet
sein, dass entstehende Wärme immer
entweichen kann. Die getrocknete Wä-
sche sollte folglich nach der Trocknung
nicht in der Trommel liegenbleiben oder
noch warm – zum Beispiel in einem Wä-
schekorb – gestapelt werden.
Einen Sonderfall unter den Speiseölen
stellt das bereits erwähnte Leinöl dar.
Zwar hält Leinöl auch Einzug in die ge-
sunde Küche. Bisher wird es aber vor
allem in Holzpflegemitteln verwendet.
Für eine Selbsterwärmung bis hin zur
Selbstentzündung benötigen mit Leinöl
benetzte Textilien – meist handelt es
sich dabei um Lappen oder Polierpads,
die beispielsweise bei der Parkettpflege
benutzt wurden – keine Aktivierungs-
energie. Sie müssen daher im Freien
ausgebreitet getrocknet werden, zum
Beispiel auf einer Wäscheleine. Noch si-
cherer ist es, sie in Wasser oder in einem
geschlossenen, feuerfesten Behälter zu
lagern und natürlich auch in einem sol-
chen zu entsorgen.
Wenn Speiseöle in den Wäschetrockner geraten
Dieser vom IFS untersuchte Wäschetrockner ist noch relativ gut erhalten. Man kann
erkennen, dass es im Inneren der Trommel gebrannt hat.