IFS Report 3 – 2014

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.

Auf ein Wort … und damit ist häufig auch die Frage nach
der Verantwortlichkeit beantwortet. Die

großen und tendenziell steigenden Auf-
wände in der Leitungswasserversiche-
rung nehmen wir zum Anlass, unseren

Lesern die Möglichkeiten der techni-
schen Laboruntersuchung vorzustellen.

Zum Auftakt dieser kleinen Reihe haben

wir in der Juni-Ausgabe gezeigt, wie

Bruchflächen Installations- und Pro-
duktfehler verraten. Diesmal geht es um

Innen- und Außenkorrosion. Wir wün-
schen Ihnen viel Spaß beim Einblick in

die Laborarbeit des IFS. »
«Leitungswasserinstallationen haben
eine Grenznutzungsdauer von 30 bis

50 Jahren. Ist diese erreicht, so ist der

Schadeneintritt nur noch eine Frage der

Zeit. Doch das Erreichen der Lebensdau-
er ist nicht das einzige Problem: Allein

vier von zehn der vom IFS untersuchten

Leitungswasserschäden gehen laut Ur-
sachenstatistiken auf Fehler bei der In-
stallation oder Planung zurück. Warum

ein Schaden an einer Rohrleitung oder

an einem Bauteil entstanden ist, lässt

sich in den meisten Fällen durch eine

technische Untersuchung nachweisen –

Dr. Hans-Hermann Drews

Geschäftsführer des IFS
17. Jahrgang September 2014
VdS-Richtlinie gibt Mindestabstände zur Senkung des Brandrisikos vor
Bei Feuer in einem Geflügelmaststall

breiten sich die Flammen oft so schnell

aus, dass das Gebäude bis auf die

Grundmauern niederbrennt. Solche

Brände entstehen zumeist, wenn die

Einstreu erneuert wird oder noch frisch

ist – wenn der Stall also für neue Küken

vorbereitet wird oder sie gerade ange-
kommen sind. Bis die Tiere die Streu

durchfeuchtet haben, sollte der Stall da-
rum nach den VdS-Richtlinien regelmä-
ßig kontrolliert werden.

In einem vom IFS untersuchten Fall hatte

der Landwirt just neues Stroh auf dem
Stallboden verteilt und die Gasheiz-
strahler, die von der Decke hingen, in

Betrieb genommen, als er Brandrauch

bemerkte. Das Feuer breitete sich über

die gesamte Halle aus und zerstörte Tei-
le des Dachstuhls und der Dachdeckung,

die Wandverkleidung und zahlreiche

Module der PV-Anlage, die auf dem

Dach montiert war. Aus dem Lochpro-
filblech, das einen Gasheizstrahler um-
mantelte, hatte sich ein verzundertes,

glühendes Metallstück gelöst und war

in die frische Einstreu gefallen, stellte

ein Brandursachenermittler des IFS fest.
Auch bei Strahlern aus anderen Ställen

des Betriebes fehlten bereits kleine Tei-
le des Profilblechs. Hätte der Landwirt

die Geräte überprüft und korrodierte

Metallteile zum Beispiel mit einer Bürste

entfernt, wäre es wahrscheinlich nicht

zu diesem Brand gekommen.

Eine typische Schadenursache ist außer-
dem die Unterschreitung der Mindest-
abstände. So müssen Gasstrahler min-
destens einen Meter über der Einstreu

hängen. Bei gasbetriebenen Warmluft-
gebläsen, sogenannten Gaskanonen,

fordert die VdS-Richtlinie einen Abstand

von nicht weniger als 1,5 Meter nach

unten und in Ausblasrichtung eine fünf

Meter lange Brandschutzzone ohne Ein-
streu.

Gasheizstrahler und Gaskanonen sind

in der Geflügelmast üblich, weil sie ef-
fektiv und kostengünstig sind. Um das

Brandrisiko überschaubar zu halten, ist

es notwendig, Sicherheitsmaßnahmen

einzuhalten und den Zustand der Geräte

vor jeder Einstallung zu prüfen.

-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Den zweiten Teil unserer Reihe zu

technischen Laboruntersuchungen

von Leitungswasserschäden lesen

Sie auf Seite 3
Im Stall hingen Gasstrahler. Rechts ist eine Fehlstelle im Lochblech zu sehen. Fotos: IFS
Gasstrahler und Gaskanonen in der Geflügelzucht
2IFS-Report 3/2014
Große Schäden wegen fehlender Sicherheitseinrichtungen
Allzu hartes Wasser belastet die Haus-
installation und Geräte wie Waschma-
schinen und Geschirrspüler. Darum ist

in vielen Immobilien eine Enthärtungs-

anlage installiert. Wird diese mit einer

Hebeanlage beziehungsweise mit einer

Tauchpumpe kombiniert, kann es zu

Problemen kommen, wie eine ganze

Reihe von zum Teil sehr umfangreichen

Leitungswasserschäden zeigt, die das

IFS untersucht hat. Oft wird in solchen

Fällen reflexartig nach einem Produkt-
mangel gefragt. Doch die Ursache liegt

zumeist an anderer Stelle.

Enthärtungsanlagen arbeiten mit einem

Ionenaustauschverfahren: Das Wasser

durchläuft einen Behälter mit Kunstharz,

in dem Calcium- und Magnesium ionen
gegen Natriumionen ausgetauscht wer-
den. Die Geräte haben regelmäßige

Regenerationsphasen, in denen der Be-
hälter gespült wird. Das hierfür genutz-
te Wasser fließt über einen gesonderten

Abfluss ab. Wird die Stromversorgung

während des Regenerationsprozesses

unterbrochen, fließt das Wasser unauf-
hörlich weiter. Wenn zu diesem Zeit-
punkt auch die Pumpe oder Hebeanlage

ausfällt, wird das Gebäude geflutet.
In der Praxis haben sich zwei typische

Planungs- beziehungsweise Installa-
tionsfehler gezeigt: 1.) der Einbau von
Pumpen, die für die großen Durchlauf-
mengen während der Regenerations-
phase unterdimensioniert sind, und 2.)

die Verwendung von Pumpen, die das

salzhaltige Regenerationswasser der

Enthärtungsanlagen nicht vertragen.

Fällt die Pumpe aus letztgenanntem

Grund zuerst aus, so steigt das Wasser

bei der nächsten Regenerationsphase,

bis die elektrotechnischen Komponen-
ten der Entkalkungsanlage erreicht wer-
den und durch einen Kurzschluss der

Strom ausfällt. Das Wasser läuft dann

weiter, und am Ende steht zumeist ein

gefluteter Keller. In einem Geschäftsge-
bäude, in dem das IFS einen solchen Fall

untersuchte, erreichte der Wasserstand

im Keller 1,6 Meter. In einem Einfamili-
enhaus schwamm nicht nur der Keller,

als die Bewohner von einem Wochen-
endausflug zurückkamen, es entstanden

wegen des hohen Wasserstandes auch

umfangreiche Schäden an der Elek-
troinstallation des Gebäudes.
Bei der Kombination einer Enthärtungs-

anlage mit einer Abwasserhebeanlage

empfehlen sich also Sicherheitseinrich-
tungen, um Schäden zu verhindern oder

zumindest in ihrem Ausmaß einzugren-
zen. Die Hersteller von Entkalkungsanla-
gen bieten als Sonderausstattung in der

Regel Magnetventile an, die bei Strom-
ausfall die Wasserzufuhr stoppen. Ist in

dem Aufstellraum der Anlagen kein Bo-
denablauf vorhanden, wird dieses Extra

oft ausdrücklich empfohlen. Sinnvoll ist

auch ein akustischer Alarm im Fall eines

Pumpenausfalls oder wenn ein Sensor

im Keller Feuchtigkeit erkennt.

Leitungswasserschäden dieser Art ha-
ben in den vergangenen Jahren zuge-
nommen. Um verschiedene Schaden-
abläufe auszuwerten und Maßnahmen

zur Schadenverhütung erarbeiten zu

können, ist das IFS an der Untersuchung

weiterer Fälle interessiert. Dabei geht

es ausschließlich um Leitungswasser-
schäden in Gebäuden mit einer Enthär-
tungs- und einer Hebeanlage, in denen

es zu Überflutungen gekommen ist. Dr.

Thorsten Pfullmann, IFS-Fachverant-
wortlicher für Leitungswasserschäden,

bittet darum Betroffene und Versiche-
rungsmitarbeiter, die einen vergleichba-
ren Fall bearbeiten, um eine Nachricht

an pfullmann@ifs-ev.org oder unter der

Telefonnummer 0431 77578-0.
Die Anlage aus einem der beschriebenen Schadenfälle: Der Abfluss der blauen Enthärter-
anlage ist über eine Art Trichter in die ungeeignete weiße Pumpe geleitet (Pfeil).
Planungs- und Installationsfehler bei der Kombination von Entkalkungs- und Hebeanlagen
Eine zerlegte Pumpe aus einem weiteren

Schaden: Korrosionsspuren und Kalkabla-

gerungen durch das Regenerationswasser.
Zwei typische Fehler zeigen
sich immer wieder