IFS Report 3 -2013

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download. Auf ein Wort … geeignete theoretische Überlegungen
mit adäquaten praxisnahen Versuchen

zu belegen. Auch hier sind die Experten

des IFS gefragt.

Die Ergebnisse solcher Untersuchungen

liefern wichtige Fakten für die Schaden-
bearbeitung und sind gleichzeitig ein

wertvoller Beitrag für die Schadenver-
hütung. Ein nützliches und konkretes

Beispiel aus der praktischen Forschung

des IFS.

Bis zu drei Tage kann Glut aus einem

Grill noch glühen. Hätten Sie das ge-
dacht? Wir berichten auf Seite drei. »
«Wie lange glühen die Kohlen nach
dem Grillen?

Oft sind bei der Arbeit der IFS-Gutach-
ter zur Ermittlung der Brandursache

besondere Aspekte zu beachten. So

zum Beispiel, wenn die Entstehung ei-
nes Brandes auf Glut oder heiße Asche

zurückgeführt werden kann. In diesem

Fall ist die Zeitspanne, über die sich die

Glut halten kann, ein entscheidender

Faktor. Daher geht das IFS auch sol-
chen grundlegenden Fragestellungen

in seiner Arbeit nach. Um dazu belast-
bare Aussagen treffen zu können, sind
Klaus Ross

Hauptabteilungsleiter VKB,

Mitglied des IFS-Beirates
16. Jahrgang September 2013
Das Juni-Hochwasser hat hohe Schäden durch aufgeschwemmte Heizöltanks verursacht
Was vor einigen Jahren noch kontro-
vers diskutiert wurde, ist mittlerweile

eine unumstrittene Tatsache: Extreme
Wetter ereignisse nehmen zu. Entspre-
chend steigt die Zahl der Elementarschä-
den. Fischerdorf, ein Teil der Kreisstadt

Deggendorf in Niederbayern, wurde be-
sonders stark in Mitleidenschaft gezo-
gen, als die Donau im Juni über ihre Ufer

trat. Das IFS München hat seither alle

Hände voll zu tun, betroffene Häuser zu

untersuchen. „Neben dem Wasser selbst

ist vor allem Heizöl ein großes Problem“,
erklärt IFS-Gutachter Dr. Stefan Tewin-
kel. Die zum Teil mehrere tausend Liter

fassenden Tanks sind in vielen Häusern

ausgelaufen. Das Öl stand mit dem Was-

ser in manchen Fällen zwei Wochen lang

im Gebäude, hat sich in allen Keller- und

Erdgeschossräumen verteilt und ist in

die Wände eingedrungen.
Während sich Wasser durch eine Bau-
trocknung wieder entziehen lässt, gibt

es kein Verfahren, mit dem man Öl wie-
der zuverlässig aus den Materialien ent-
fernen kann. Oberflächlich kann es mit
chemischen oder mikrobiellen Verfah-
ren behandelt werden. „Ist das Öl aber

tief in den Wandaufbau eingedrungen,
bleibt in Wohnräumen nur der Bauteil-
austausch“, sagt Tewinkel.

Heizöl wirkt als Lösungsmittel, das or-
ganische Materialien wie zum Beispiel

Bitumen und Polystyrol (Styropor) auf-
löst. Damit ist es nicht nur für Gebäude,

sondern vor allem auch für die Umwelt

eine ernste Bedrohung, die man auf kei-
nen Fall auf die leichte Schulter nehmen

darf – nicht nur aus versicherungstech-
nischer Sicht.

Heizöltanks müssen gegen Hochwasser

gesichert werden. Eine einfache Veran-
kerung hilft allerdings nicht gegen die

gewaltigen Auftriebskräfte, die bei einer

Überschwemmung auftreten. Dies bele-
gen verschiedene Fälle aus Fischerdorf,

in denen Tanks aus der Verankerung

gerissen und beschädigt wurden. Doch

es gibt für Hochwassergebiete speziell

gesicherte Tanks, deren Befestigungen

den Fluten standhalten.

-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Zu viel Papier auf dem Schreib­
tisch? Den IFS­Report gibt es auch
online. Melden Sie sich an unter
report@ifs­ev.org
In Fischerdorf ist fast jedes Haus vom Hochwasser betroffen. Foto: IFS
In manchen Fällen bleibt nur der Abriss
2IFS-Report 3/2013
Seit Mai verstärkt Dr. Matthias Molski,
M. Sc., das IFS in München. Der Berliner
hat an der Freien Universität

seiner Heimatstadt Chemie mit

dem Schwerpunkt Anorgani-
sche Chemie / Fluorchemie stu –
diert.

Wegen der aktuellen Lage ist er

bereits voll in die Untersuchung

von Hochwasserschäden einge-
bunden. Doch wird er für das

IFS vor allem Brandursachen

und Brandfolgen untersuchen.

Dr. Molski ist zu erreichen un-
Trocknung mit Unterdruck
Ist nach einem Leitungswasserschaden

in einem Gebäude die Dämmschicht des

Fußbodens durchfeuchtet, so sind Art

und Intensität des entstandenen Scha-
dens entscheidend für die Sanierung.

Gibt es keine massive Belastung durch

Schimmelpilze oder Bakterien, so kann

eine technische Trocknung nach dem

Sanierungsleitfaden des Umweltbun-
desamtes ausreichen. Dafür stehen das

Über- und das Unterdruckverfahren

zur Auswahl. Bei Ersterem wird trocke-
ne Luft in die Dämmschicht geblasen.
ter 089 689 99 88 18 sowie per E-Mail an

molski@ifs-ev.org.
Auch im Norden hat das Gutach-
ter-Team Zuwachs bekommen: Carina
Birkholz, M. Sc., hat im Dezem-
ber das Physikstudium mit dem

Schwerpunkt Festkörper- und

Oberflächenphysik an der Chris-
tian-Albrechts-Universität zu Kiel

abgeschlossen. Seit August ist sie

für das IFS tätig. Ihre Kernaufga-
be liegt in der Untersuchung von

Leitungswasserschäden. Carina

Birkholz ist unter 0431 775 78 44

sowie per E-Mail an birkholz@

ifs-ev.org zu erreichen.
Sie durchströmt den durchfeuchteten

Fußbodenaufbau und entweicht in den

Randbereichen. Dabei können jedoch

Schimmelpilzsporen, Bakterien, Schad-
stoffpartikel und bei Mineralwolldäm-
mung auch Fasern ungefiltert in die

Raumluft gelangen. Problematisch ist

dabei sowohl das gesundheitliche Ri-
siko durch die Belastung der Atemluft

als auch die Verschleppung von Schim-
melpilzen und Schadstoffen in zunächst

nicht betroffene Bereiche.

Mit der Trocknung geht in vielen Fäl-
len außerdem eine Desinfektion einher.

Wird dann mit dem Überdruckverfahren

gearbeitet, so verteilt sich auch das Des-
infektionsmittel in der Raumluft. Häufig

werden zu diesem Zweck Mittel einge-
setzt, die zwar Gerüche beseitigen so-
wie Keime und Bakterien abtöten. Aber

diese Chemikalien reizen die Atemwege

und sollten daher nicht in die Raumluft

gelangen.

Stand der Technik ist das aufwendigere

Unterdruckverfahren. Dabei wird feuch-
te Luft aus der Dämmschicht angesaugt

und durch Trocknungsaggregate ent-
feuchtet. Schadstoffe werden gefiltert,

bevor die angesaugte Luft wieder in

den Raum strömt. Leider wird auch in

sensiblen Bereichen immer wieder das

kostengünstigere Überdruckverfahren

gewählt und damit der Sanierungser-
folg gefährdet. So auch bei einem vom

IFS untersuchten Fall, in dem der Fuß-
bodenaufbau im Erdgeschoss eines

zweigeschossigen Geschäftsgebäudes

durch Schimmelpilze belastet war. We-
gen des ungeeigneten Trocknungsver-
fahrens wurde die Raumluft mit Sporen

belastet, die sich im gesamten Gebäude

verteilten. Außer dem betroffenen Erd-
geschoss konnte auch das Obergeschoss

erst nach einer Feinreinigung wieder ge-
nutzt werden.
Nach der Durchfeuchtung wurden zunächst Trocknungsmaßnahmen im Überdruckverfah-
ren eingeleitet. Wegen des Schimmelbefalls empfahl der Gutachter, auf das Unterdruck-
verfahren umzustellen.
Bei Bau-Trocknung auf geeignete Verfahren setzen
Neue Gutachter für Kiel und München
Carina Birkholz Dr. Matthias Molski