IFS Report 3-2011

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
Schadenverhütung
Brandversuche für Kinderfernsehsendung
Titel
Brandrisiko
Restglut nach dem Grillen
nicht vergessen
Seite 2
Schadensbegrenzung
Filmbeiträge zu automatischen Absperrventilen
Seite 3
Leitungswasserschäden
Schlechte Bedingungen für
flexible Schläuche
Seite 4
„Hilfe, es brennt!“
IFS unterstützt das Kinder- und Jugendprogramm des ZDF
Wenn ein Feuer das Zuhause zerstört, kann eine
Versicherung nur den finanziellen Schaden ausgleichen.
„ZDFtivi“, das Kinder- und Jugendprogramm des Senders, hat
eine Folge seines Entdeckermagazins „pur+“ den
Brandgefahren im Haushalt gewidmet. Bei der Produktion der
Sendung wurde das Team vom IFS unterstützt.
„Wir haben ziemlich viele Brandschäden, die durch Kinder
verursacht werden“, sagt Dr. Andreas Pfeiffer, der im IFS
Fachverantwortlicher für dieses Gebiet ist. „Sie können nicht
einschätzen, was alles passieren kann“. Alle drei Minuten rückt
in Deutschland die Feuerwehr zu einer Brandstelle aus. Einer
dieser Einsätze führte zum Haus von Marcel. Wegen einer defekten Lichterkette brannte das Zuhause des Jungen vollständig
aus. Dr. Pfeiffer geht mit ihm im neuen Haus auf die Suche nach
möglichen Brandgefahren. Und sie werden fündig: eine
Halogenlampe direkt am Bett, Wunderkerzen im Kinderzimmer,
eine Einkaufstüte auf dem Ceranfeld in der Küche. Im
Brandversuchshaus des IFS in Kiel werden die Situationen
nachgestellt. Oft entsteht in Sekundenschnelle ein
Flammenbrand. Wie kann das verhindert werden? Und was soll
man tun, wenn es tatsächlich einmal brennt? „pur+“ gibt
Antworten, die Kinder verstehen.
Die knapp 25 Minuten lange Sendung wurde bereits im Juli
zweimal vom ZDF ausgestrahlt. Doch der Film ist weiterhin über
das Internet zu sehen. Ein Link auf der Webseite des IFS
(www.ifs-ev.org) führt direkt zum Beitrag.
S
chadenverhütung hat
neben dem technischen
auch einen kommunikativen
Aspekt. Basis für den technischen Aspekt ist die gutachterliche Tätigkeit, bei der
Schadenursachen ermittelt
und Maßnahmen zur
Vermeidung abgeleitet werden. Nun muss sich Kommunikation anschließen. Denn
nur wenn die Erkenntnisse
möglichst weit verbreitet werEindrücke von den Filmaufnahmen Fotos: ZDF
den, können sie der
Schadenverhütung dienen.
Klassisches Kommunikationsmedium im Umfeld von Versicherern ist das Merkblatt –
das auch heute noch seine
Berechtigung hat. Aber andere Medien sind hinzugekommen. Das IFS engagiert
sich seit 1995 im Internet, das
heute unser wichtigstes Kommunikationsmedium ist. Vor
zwei Jahren haben wir begonnen, Videos zu Schadenverhütungsthemen zu drehen, was die Aufmerksamkeit
der Fernsehjournalisten erregt
und zu mehreren Fernsehbeiträgen geführt hat. Jetzt
gehen wir die ersten Schritte
in Richtung Social Media und
haben eine Facebook-Seite
mit aktuellen Informationen
eingerichtet (lesen Sie dazu
mehr auf Seite drei). Wir
freuen uns auf Ihren Besuch
auf unserer neuen Seite.
Dr. Rolf Voigtländer
Geschäftsführer des IFS
EIN WORT AUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
diesem Zeitpunkt bereits
mehrere Stunden zurück.
In einem anderen Fall war die
Zeitspanne noch größer: Die
Familie hatte mittags gegrillt.
Am späten Nachmittag wurde die vermeintlich ausgekühlte Asche der verwendeten Grillbriketts in einen
Pappkarton neben dem Grill
geschüttet. Als die Versicherungsnehmerin spät abends –
sieben weitere Stunden waren seit dem Aufräumen vergangen – noch einmal auf die
Terrasse ging, schien dort alles in Ordnung zu sein. Doch
in der Nacht kam es schließlich durch die Restglut zu einem Feuer.
Holzkohle bleibt in Abhängigkeit von der Holzart und
der Größe der Kohlestücke
über mehrere Stunden gefährlich heiß. „In ganz seltenen Fällen kann das
Brandrisiko bei Grillbriketts
oder großen Kohlestücken
von Harthölzern sogar noch
nach einem Tag bestehen“,
erklärt Hoyer. Dabei kann
man nicht unbedingt sehen,
ob in dem Material noch Glut
vorhanden ist, wenn man es
zum Beispiel in einen anderen
Behälter umschüttet. Auch
die oft nach Schadenfällen
genannte Wärmeüberprüfung durch Fühlen mit der
Hand oberhalb der Asche ist
nicht dazu geeignet, das
Vorhandensein von Glutnestern sicher auszuschließen. Vorsicht ist also geraten:
Kohle und Briketts sollten
nach dem Grillen mit Wasser
abgelöscht und am besten in
einem feuerfesten Behälter
entsorgt werden.
2
Brandstiftungen
J
eden zweiten Tag rückt allein in Berlin die Feuerwehr
aus, weil in einem Treppenhaus ein Kinderwagen
brennt. „Manche Treppenräume werden wie ein zusätzliches Zimmer genutzt“, sagt
Klaus-Dieter Weiß, Sprecher
der Berliner Feuerwehr.
Brandstiftungen in Hausfluren und Kellern von
Mehrfamilienhäusern können
für die Bewohner lebensgefährlich sein. Meist werden
sie nachts vom Feuer überrascht. Immer wieder mahnt
die Feuerwehr, kein Gerümpel und auch keine Kinderwagen im Treppenhaus abzustellen. Abgesehen davon,
dass diese Gegenstände im
Notfall den Fluchtweg versperren, sind sie für manche
Menschen geradezu eine
Einladung zur Brandstiftung.
In einem vom IFS untersuchten Fall lagerten Müllsäcke im
Flur eines Fachwerkhauses.
Aus einem Affekt heraus zündete eine junge Frau die
Säcke an, und ein Feuer breitete sich aus, während sich
die Bewohner im Haus befanden. Dank des schnellen
Gelegenheit macht nicht nur Diebe
Eingreifens der Feuerwehr
blieb es bei einem Sachschaden.
„Sicherstellen, dass die Haustür gerade abends verschlossen ist, keine Dinge im Treppenhaus aufbewahren und
Müll immer etwas vom Haus
entfernt lagern“, fasst Dr.
Andreas Pfeiffer zusammen.
Er ist im IFS Fachverantwortlicher für Brandursachen. Viel
mehr könne man gegen
„Gelegenheits-Brandstifter“
nicht tun, sagt Pfeiffer. Aber
immerhin diese Maßnahmen
sollte jeder ernst nehmen.
Ein unterschätztes Risiko
Die letzten Spätsommertage verführen dazu,
noch einmal den Grill anzufeuern. Auch im IFS ist die
Grillsaison ein Thema, allerdings ein brenzliges. „Viele
Leute unterschätzen, wie lange es in der Asche noch
Glutnester gibt“, sagt Jürgen
Hoyer. Der IFS-Gutachter hat
bereits eine Reihe von
Bränden untersucht, die
durch glühende Holzkohle
oder Briketts verursacht wurden. In einem Fall hatte eine
Windböe nachts einen Windschutz und dieser wiederum
den Grill umgeworfen. Die
Restkohle darin war noch
heiß genug, um einen
Glimmbrand zu initiieren, der
sich durch den Holzdielenboden der Terrasse fraß. Das
Feuer weitete sich daraufhin
auf den darunter liegenden
Raum aus. Das Grillen lag zu
Glutbett in einem Gartengrill
Hier wurden Müllsäcke unter der
Treppe angezündet.
Holzkohle und Briketts können noch Stunden nach dem Grillen Feuer verursachen
Das 2004 gegründete
Unternehmen hat inzwischen
mehr als 750 Millionen aktive
Nutzer weltweit und wird
längst nicht mehr nur für den
privaten Austausch verwendet. Auch das IFS hat mittlerweile eine Facebook-Seite
eingerichtet, über die aktuelle
Meldungen schnell interessierte Kreise erreichen. Über
das Netzwerk ist außerdem
ein unkomplizierter Austausch mit anderen Fachleuten, aber auch mit der Öffentlichkeit möglich. Von diesem direkten Feedback profitieren wir. Unsere FacebookSeite finden Sie unter
www.facebook.com/ifs.de.
Sie ist außerdem auf der
Startseite unseres Internetauftritts (www.ifs-ev.org) verlinkt.
3
Leitungswasserschäden
sind wegen ihrer
Häufigkeit und der zum Teil
erheblichen Schadenhöhe ein
Problem für die Versicherungswirtschaft. Leckagen
lassen sich nicht zuverlässig
verhindern. Selbst bei fachgerechter Installation und idealen Betriebsbedingungen
wird ein Leitungssystem
durch Materialalterung irgendwann versagen – und
wer weiß schon, wann es soweit ist. Der Schadenverhütung sind in diesem
Bereich also Grenzen gesetzt.
Das IFS setzt darum auf
Schadensbegrenzung. „Automatische Absperrventile sind
hier eine große Chance“, sagt
Dr. Rolf Voigtländer. Sie ermöglichen es, die Wasserversorgung beim Verlassen
des Hauses per Knopfdruck
abzusperren. „Dies könnte so
selbstverständlich werden wie
das Ausschalten des Lichts“,
Fotos: IFS
Ein Feuerschein war das
Erste, was der Eigner einer
Motoryacht wahrnahm, als er
in seiner Kabine aufwachte.
so der IFS-Geschäftsführer.
Um die technischen Möglichkeiten vorzustellen, hat das
IFS mehrere kurze Filmbeiträge zu verschiedenen
Ventilmodellen produziert.
Sie zeigen den Aufbau und
die – recht unkomplizierte –
Installation der Systeme.
Außerdem erläutert Dr.
Voigtländer die Funktionsweise und welches Ventil für
welchen Einsatzbereich sinnvoll ist. Die Videos stehen auf
der Interseite www.ifs-ev.org.
Zum Thema Absperrventile
hat das IFS zudem eine
Messewand erstellt, auf der
unterschiedliche Ventiltypen
montiert sind. (Wir berichteten in der März-Ausgabe.)
Die inzwischen erweiterte
Ausstellung kann weiterhin
von Mitgliedsunternehmen,
aber auch von Gemeinden,
Verbänden und öffentlichen
Einrichtungen ausgeliehen
werden. Bei Interesse senden
Sie bitte eine E-Mail an
info@ifs-ev.org.
Filmbeiträge veranschaulichen die Funktionsweise
Infos zu Absperrventilen
IFS untersucht Schiffsbrand an der Mittelmeerküste
Feuer im Hafen von Monaco
Besuchen Sie uns !
Im Filmbeitrag wird die Installation des Absperrventils gezeigt.
Es brannte an Bord, und der
Fluchtweg über den Salon
war bereits abgeschnitten.
Über die Luke der Eignerkabine rettete sich der Mann
ins Freie. Kurz nachdem er die
Yacht verlassen hatte, stand
sie im Vollbrand. Das Schiff
befand sich zu diesem
Zeitpunkt an seinem Liegeplatz in einem Hafen von
Monaco und war an die
Stromversorgung am Steg
angeschlossen. Es sank noch
während der Löscharbeiten.
IFS-Gutachter Kai Günther
flog in den Stadtstaat, um eine Brandursachenermittlung
durchzuführen. Das Wrack
war mittlerweile gehoben
worden und lag auf der
Pier. Von den Aufbauten
hatten die Flammen
nichts übrig gelassen. Die
Zerstörungen durch das
Feuer waren auf dem gesamten Schiff sehr hoch.
Dennoch konnte der
Gutachter einen Schadenschwerpunkt ausmachen,
und im Laufe der weiteren
Das Wrack der Motoryacht; die Ellipse markiert den
Schadenschwerpunkt. Das kleine Bild zeigt die Spuren
des folgenschweren Kurzschlusses.
Untersuchung gelang es
ihm, die Brandausbruchstelle
zu lokalisieren: An einem Leitungsabschnitt, der sich auf
der Steuerbordseite in der
Schiffsaußenwand befunden
hatte, fand er eine auffällige
Spur – zwei Adern waren miteinander verschmolzen. An
dieser, für jedermann unzugänglichen Stelle, hatte es einen Kurzschluss mit Lichtbogenüberschlag gegeben.
Wegen der dabei entstehenden hohen Temperaturen geriet brennbares Material in
der Umgebung in Brand, und
der Schaden nahm seinen
Lauf. Im Bereich des Brandausbruchs befand sich ein
Anschluss des Diesel-Treibstofftanks. Dieser leistete seinen Beitrag zur schnellen
Brandausbreitung. Der Eigner
hatte großes Glück, sich gerade noch rechtzeitig retten
zu können.
Einbausituation, die einen
Schaden geradezu unumgänglich machte: Ein flexibler
Schlauch verband das Eckventil eines Zahnarztstuhls
mit einem Entkalkungsgerät.
Bei der Installation wurde der
Schlauch innerhalb des Stuhls
geknickt und an einigen
Stellen fixiert. Durch die
Bewegung außerhalb des
Stuhls rieb er an anderen
Bauteilen. Bei der Laboruntersuchung waren deutlich
Knickstellen und mechanischer Abrieb erkennbar.
Sucht man in der Schadendatenbank des IFS nach flexiblen Schläuchen, so bekommt man sehr viele
Einträge. Doch diese Bauteile
sind nicht per se eine
Schwachstelle. Beim Einbau
und im Betrieb darf nur nicht
vergessen werden, dass dem
großen Vorteil der Flexibilität
eine gewisse Empfindlichkeit
gegen mechanische und chemische Einflüsse gegenübersteht. Sie sollten darum mit
der nötigen Sorgfalt behandelt und an einer gut einsehbaren Stelle eingebaut werden, damit man entstehende
Beschädigungen rechtzeitig
bemerkt.
Ähnlichem ausgesetzt“, erklärt sie. Dadurch wurde die
Korrosion verursacht und das
Drahtgeflecht schließlich zerstört.
Eine häufige Schadenursache
ist auch die Schädigung des
Stützgeflechts durch mechanische Kräfte. Dies kann bereits bei der Installation geschehen, wenn der Monteur
den Schlauch verdrillt einbaut. In vielen Fällen ist die
Einbausituation ungünstig,
sodass der Schlauch an anderen Bauteilen oder Gegenständen scheuert.
In einem weiteren untersuchten Fall war es ebenfalls die
IMPRESSUM
Herausgeber:
Institut für Schadenverhütung
und Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
Preetzer Straße 75
24143 Kiel
Tel. 0431 7 75 78 – 0
E-Mail: mail@ifs-ev.org
www.ifs-ev.org
Adressfeld
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Redaktion, Layout:
Redaktion Kiel, Ina Schmiedeberg
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10435 Berlin
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E-Mail: schmiedeberg@redaktion-kiel.de
Druck:
Carius Druck Kiel GmbH
Boninstraße 25
24114 Kiel
Tel. 0431 6 24 46
Fotos: IFS
Schäden an flexiblen Schläuchen
Flexible Anschlussschläuche sind in manchen
Bereichen unverzichtbar. Sie
bestehen aus einem gummielastischen Innenschlauch
und einem äußeren Metallgeflecht, das diesen stützt. Ist
einer der beiden Bestandteile
beschädigt, so kommt es zum
Wasseraustritt.
Im IFS wurden und werden
sehr viele flexible Schläuche
untersucht, deren Versagen
zum Teil zu erheblichen
Schäden geführt hat. In manchen Fällen ist die Ursache ein
Produktfehler, doch bei der
deutlichen Mehrzahl der
untersuchten Schäden wurde
der Schlauch mechanisch beschädigt oder Betriebsbedingungen ausgesetzt, für die
er sich nicht eignet. In der
Regel wird dabei zunächst
das schützende Metallgeflecht geschwächt oder sogar
zerstört. Daraufhin wird der
Innenschlauch nicht mehr gestützt und kann dem
Leitungsdruck nicht standhalten. Es kommt zum Riss im
gummielastischen Material
und damit zum Wasseraustritt.
In nahezu jedem Haushalt
sind flexible Schläuche installiert. Ein typischer Einsatzbereich ist der Wasseranschluss in der Küche. Die
Schläuche führen gewöhnlich
im Schrank unter der Spüle
vom Wasseranschluss zur
Armatur. Doch dort befinden
sich oft noch eine Menge anderer Dinge, wie zum Beispiel
Reinigungsmittel und Putzutensilien. In einem Beispielfall fand IFS-Gutachterin
Heidrun Verfürden bei der
Laboruntersuchung Spuren
von Korrosion am Metallgeflecht eines flexiblen
Schlauches, der zu einem
Kaltwasseranschluss in der
Küche eines Versicherungsnehmers gehörte. „Der
Schlauch war aggressiven
Reinigungsmitteln oder etwas
Oft sind Fehler im Betrieb oder bei der Installation die Ursache
Knickstellen im Schlauch sind deutlich erkennbar.
Ein chloridhaltiges Medium hat die Edelstahldrähte des flexiblen Schlauches angegriffen. Es kam zu Korrosion
(mittleres Bild) und Teilweise zum Abriss. Die REM-Aufnahme (rechts) zeigt einen angerissenen Draht.