IFS Report 2-2017
Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.
1IFS-Report 2/2017
Auf ein Wort … Aufwand und Kosten – nicht zuletzt, weil
das Schadenobjekt schneller wieder ge-
nutzt werden kann. Eine chemische Un-
tersuchung der Verunreinigungen an der
Brandstelle ist Grundlage für ein Sanie-
rungskonzept inklusive Personenschutz
und Entsorgungsplan. Dabei werden
rechtliche Vorgaben und gesundheitli-
che Erfordernisse ebenso berücksichtigt
wie die Wirtschaftlichkeit. Beim IFS lie-
gen die Brandursachenermittlung und
die Untersuchung der Brandfolgen in
einer Hand. Dieses Potential wird in zu-
nehmendem Maße genutzt.»
«Ist ein Schadenfall eingetreten, dann
gilt es, schnell zu handeln, um die Fol-
gen zu begrenzen. Im Zusammenhang
mit Leitungswasserschäden ist diese
Dringlichkeit mittlerweile bekannt. Doch
in manchen Fällen vergrößert sich auch
nach einem Feuer das Schadenausmaß
weiter, wenn die Flammen bereits ge-
löscht sind. Grund hierfür sind vor allem
korrosive Schadstoffe, die beim Abbrand
entstehen können. Auch einige Lösch-
mittel wirken korrosiv.
Je früher mit der Sanierung begonnen
wird, desto geringer sind in der Regel
Dr. Hans-Hermann Drews
Geschäftsführer des IFS
20. Jahrgang Juni 2017
Brände und Brandfolgen durch Wärmedämm-Verbundsysteme mit Polystyrol
Deutschland saniert. Energiesparen ist
angesagt, und darum werden landauf,
landab Gebäude in Wärmedämmver-
bundsysteme (WDVS) gehüllt. Das wird
gefördert und gefordert. Als Dämmstoff
zugelassen und als schwer entflammbar
klassifiziert ist Polystyrol oder genauer
„expandiertes Polystyrol“, kurz EPS.
Der Kunststoff ist bei der energetischen
Sanierung häufig das Mittel der Wahl
für den Wärmeschutz der Außenwän-
de. Mauerwerk und Beton verschwin-
den also zusehends hinter EPS-Platten.
„Damit ändert sich allerdings der brand-
schutztechnische Charakter der Gebäu-
dehülle“, sagt IFS-Gutachter Dr. Jacob
Duvigneau.
Das Beitragsbild oben zeigt eine Folge
dieses Wandels von „nicht brennbar“ zu
„schwerentflammbar“: Vor einem Wohn-
haus gerät eine Mülltonne in Brand. Das
Feuer greift auf die gedämmte Fassade
über und breitet sich bis zur Traufe aus.
Rauchgase dringen in das Gebäude ein;
insbesondere im Ober- und im Dachge-
schoss entstehen umfangreiche Brand-
folgeschäden.
„Polystyrol verbrennt mit starker Rauch-
gasbildung, und dieser Rauch enthält to-
xische Schadstoffe“, erklärt Duvigneau,
der im IFS für das Fachgebiet Brandfol-
geschäden verantwortlich ist. Im hier
beschriebenen Fall wies das IFS in den
mit Rauchgaskondensaten verunreinig-
ten Räumen Polycyclische Aromatische
Kohlenwasserstoffe (PAK) nach, die
Krebs verursachen und das Erbgut ver-
ändern.
Die Brandschadensanierung ist folglich
aufwendig, wenn ein Gebäude mit die-
sem modernen Wärmeschutz betroffen
ist. Hinzu kommt ein bisher ungelöstes
Entsorgungsproblem: EPS-Dämmstoffe
enthalten in der Regel das Flammschutz-
mittel Hexabromcyclododecan (HBCD),
das eine Brandausbrei tung verlang-
samt. Lesen Sie weiter auf Seite 2
-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Wie der neue Leitfaden des Um-
weltbundesamtes den Umgang
mit Schimmelschäden verändert,
lesen Sie auf Seite 3
Feuer hat von einer Mülltonne auf die gedämmte Fassade übergegriffen. Foto: IFS
Im Schadenfall wird es teuer
2IFS-Report 2/2017
Brandschutz beim Bauen und Wohnen
Durch das Flammschutzmittel HBCD
wird aus dem Polystyrol ein gefährli-
cher Abfall, der getrennt gesammelt,
dokumentiert und einer „thermischen
Verwertung“ zugeführt werden muss,
bei der schwer abbaubare, organische
Schadstoffe zerstört oder unumkehrbar
umgewandelt werden. Allerdings haben
viele Abfallverbrennungsanlagen dafür
nicht die technischen Voraussetzungen.
Weil eine Lösung für das sich auftür-
mende Entsorgungsproblem hermusste,
setzte die Bundesregierung die Einstu-
fung von HBCD-haltigen Dämmstoffen
als Sondermüll im Dezember für ein Jahr
aus. Nun arbeitet das Umweltbundes-
amt an einer neuen bundesweiten Ver-
ordnung.
Ist es erst einmal zum Brandausbruch
gekommen, wird es also gefährlich, auf-
wendig und teuer. Umso wichtiger ist
der Brandschutz. Das Bauordnungsrecht
unterscheidet hier zwischen Gebäuden
unterschiedlicher Höhe und Nutzungs-
art. Demnach ist für Hochhäuser und
Krankenhäuser mit mehr als fünf Stock-
werken eine Außenwandbekleidung aus
EPS nicht zugelassen.
Einer Brandausbreitung wird mit
Brandriegeln vorgebeugt. Wo und wie
diese Streifen aus Mineralwolle gesetzt
In der Schadendatenbank des IFS fiel
eine schnell wachsende Reihe von Brän-
den an Geschirrspülern der Marken
Bosch und Siemens auf, die stets durch
einen Defekt auf der Steuerungsplatine
ausgelöst wurden. Im Frühsommer 2013
veröffentlichten wir unsere Erkenntnis-
se, und später im Jahr startete die BSH
GmbH einen umfangreichen, weltweiten
Rückruf. Insgesamt seien fünf Millionen
betroffene Geräte verkauft worden, al-
lein zwei Millionen in Deutschland, teil-
te uns der Hersteller mit. Der Rückruf
betrifft Geräte der Marken Bosch, Con-
structa, Junker+Ruh, Neff und Siemens,
die zwischen 1999 und 2005 hergestellt
wurden. Da das IFS immer wieder neue
Brandfälle untersucht, die zu dieser Se-
rie gehören, weisen wir noch einmal auf
die nach wie vor aktuelle Sicherheits-
maßnahme hin: Die damals eingerichte-
te Internetseite www.dishcareaction.de,
auf der Besucher anhand der Modell-,
Chargen- und Seriennummer prüfen
können, ob ihr Geschirrspüler betroffen
ist, ist nach wie vor erreichbar. Auch
eine gebührenfreie Telefonhotline (0800
90 60 100 ) ist noch immer geschaltet.
Bisher haben sich fast zehn Millionen
Verbraucher erkundigt; rund 681.000
Geräte wurden repariert oder den Kun-
den wurde ein Rabatt für eine neue Ma-
schine angeboten.
werden müssen, haben Fachverbände
im Merkblatt „Brandschutzmaßnahmen
bei WDVS mit EPS“ zusammengefasst,
das auf der Internetseite www.heizkos-
ten-einsparen.de unter „Aktuelles“ kos-
tenlos heruntergeladen werden kann.
Soweit der bauliche Brandschutz. Doch
auch das fertige WDVS braucht Auf-
merksamkeit: Um einer Brandeinwir-
kung von außen vorzubeugen, empfiehlt
das Deutsche Institut für Bautechnik
(DIBt), die Fassade regelmäßig zu kon-
trol lieren und Putzschäden schnell zu
beseitigen. Außerdem sollte zwischen
brennbaren Materialien und der ge-
dämmten Außenwand ein Mindestab-
stand von drei Metern liegen. Sollen
Mülltonnen aus Kunststoff direkt am
Gebäude aufgestellt werden, dann in
geschlossenen Einhausungen aus Stahl
oder Beton, heißt es in einem Merkblatt
des DIBt.
Das Brandrisiko ist offensichtlich. Eine
Alternative sind Wärmedämmverbund-
systeme aus nicht brennbaren Baustof-
fen.
Hier ist auf einem Balkon die gedämmte Fassade eines Mehrfamilienhauses in Brand gera-
ten. Rechts: Der Gutachter entnimmt eine Probe des Dämm-Materials.
Fortsetzung von Seite 1
Die besondere Brandgefahr im
Sockelbereich
Fast zehn Millionen Kunden informierten sich bisherDer Geschirrspüler-Rückruf der Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH ist nach wie vor aktuell