IFS Report 2- 2014

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.Auf ein Wort … eines Sachschadens nach Expertenein­
schätzung erheblich ist. Auch ideelle
Werte und Kulturgüter können unwie­
derbringlich geschädigt werden, wenn

das eigene Zuhause oder, wie auf Sei­
te 2 beschrieben, eine Schule oder ein

Museum betroffen ist. Der Gesetzgeber

überlässt hier den Marktakteuren das

Handeln. Dem Nachweis von Produkt­
mängeln kommt darum eine wichtige

Rolle zu: Sie belegen die Verantwortung

des Herstellers für den eingetretenen

Schaden und können so Antrieb für Qua­
litätsverbesserungen sein.»
«Leitungswasserschäden verursachen
jedes Jahr enorme Kosten. Im Gegensatz

zu Brandrisiken sind sie jedoch in der Re­
gel nicht lebensbedrohlich. „Die Markt­

überwachungsbehörden haben den

Rückruf (…) von Produkten anzuordnen

(…), wenn diese ein ernstes Risiko für

die Sicherheit und Gesundheit von Per­
sonen darstellen“, heißt es im Produkt­
sicherheitsgesetz. Bauteile oder Geräte,

die wegen eines Produktmangels Lei­
tungswasserschäden verursachen kön­
nen, werden darum gewöhnlich nicht

zurückgerufen – selbst wenn das Risiko

Dr. Hans-Hermann Drews

Geschäftsführer des IFS
17. Jahrgang Juni 2014
In zehn Fällen wies das IFS den gleichen technischen Defekt nach
Eine knappe halbe Stunde nachdem sie

den Wäschetrockner eingeschaltet hat­
te, nahm eine Frau Brandgeruch wahr.

Auf der Suche nach der Ursache sah sie,

dass Rauch aus dem Wäschekeller quoll.

Sie rief die Feuerwehr, die den bren­
nenden Wäschetrockner löschte und

ins Freie trug. Später untersuchte ein

IFS­Gutachter das betroffene Gerät im
Labor und stellte als Brandursache einen

Defekt auf der elektronischen Platine in

der Bedieneinheit fest.

Bei dem Wäschetrockner handelte es
sich um ein älteres Modell der Marke

Siemens. Im IFS wurden mittlerweile

14 Geräte mit dem oben beschriebenen

Schadenbild untersucht. In zehn Fällen

war die Bedieneinheit noch so gut er­
halten, dass die Gutachter die Brand­
ausbruchsstelle im Bereich eines Relais

auf der Platine lokalisieren konnten. Die

betroffenen Siemens­Wäschetrockner
wurden in den Jahren 2001 bis 2003

produziert und tragen die Typbezeich­
nung „WTXL“ sowie eine drei­ oder vier­
stellige Nummer.
Die „Bosch und Siemens Hausgeräte

GmbH“ (BSH) wurde vom IFS über die

auffällige Schadenhäufung informiert,

hat aber bisher keine entsprechende

Auffälligkeit an Siemens­Wäschetrock­
nern bestätigt. „Es werden (…) um­
fangreiche labortechnische Untersu­
chungen an Prüfständen angestrengt,

um aussagekräftige Analyseergebnisse

zu erlangen“, heißt es in einem Schrei­
ben der Rechtsabteilung des Konzerns.

Die BSH habe für ihre Untersuchungen

zehn Trockner aus dem betroffenen Pro­
duktionszeitraum zurückgekauft, so die

telefonische Auskunft bei Redaktions­

schluss. Mit Ergebnissen rechne man in

den kommenden Wochen.

Die vom IFS untersuchten Geräte sind

vermehrt in jüngster Vergangenheit in

Brand geraten. Der Fachverantwortliche

für Brandursachen, Dr. Andreas Pfeiffer,

bittet um eine Mitteilung, wenn ähnliche

Fälle auftreten, um die Untersuchungen

ausweiten zu können. Er ist zu erreichen

unter 0611 174 63 68 ­ 10.
-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Viel unterwegs? Den aktuellen

Report gibt es auch per E-Mail.

Melden Sie sich an unter

report@ifs-ev.org
Deutlich ist der Brandschwerpunkt oben rechts zu erkennnen. Foto: IFS
Brände durch Wäschetrockner von Siemens
2IFS-Report 2/2014
Wasserschäden in Schule und Museum
Die Feuerwehr musste 200 Kubikmeter
Wasser aus einem Schulgebäude pum­
pen, nachdem in einem Wandhydranten

im ersten Stock das Anschlussventil für

Feuerlöschschläuche gebrochen war.

IFS­Gutachterin Dr. Meike Quitzau un­
tersuchte den Schaden vor Ort und das

Ventil später im Labor.

Das Ventiloberteil aus Messing war im

letzten Gewindegang fast rundum ge­
brochen. Die Laboruntersuchung ergab,

dass eine fortgeschrittene Spannungs­

risskorrosion in Zusammenhang mit

selektiver Korrosion zum Bruch geführt

hatte. Bei der Härteprüfung ermittelte

die Gutachterin einen Wert oberhalb des
Am 09. Mai 2014 verstarb unser Kollege

Dipl.­Ing. Dirk Horstmann im Alter von
45 Jahren nach schwerer Krankheit. Er

hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Seit 2002 war er für die IFS Umwelt und
Sicherheit GmbH tätig und hat die Ent­
wicklung des Unternehmens entschei­
dend mit beeinflusst.

Analytisches, kluges und zielgerichtetes

Denken, Beharrlichkeit und Praxisnähe,

Kundenorientierung und Freundlichkeit

zählten zu seinen Stärken, die ihn zu

einem unentbehrlichen Mitarbeiter wer­
den ließen.
In seiner Funktion als Umweltgutachter,

Auditor und Arbeitssicherheitsbeauf­
tragter des IFS konnte er diese Fähig­
keiten hervorragend einbringen. Seine

Arbeitsweise, verbunden mit Humor,

Optimismus und einer ruhigen Art, wur­
de von Kunden und Kollegen sehr ge­
schätzt.
Wir trauern um einen engagierten Mit­
arbeiter und beliebten Kollegen
Geschäftsführung und Mitarbeiter
des IFS
Grenzwertes, der von der Gütegemein­
schaft Messing­Sanitär für genormte
Messingwerkstoffe als ausreichend be­
ständig gegen Spannungsrisskorrosion
festgelegt wurde. Sie ließ die Messing­
legierung im „centrum für materialana­
lytik“ der Uni Kiel untersuchen. Dabei

stellte sich heraus, dass die Konzentra­
tion der Werkstoff­Bestandteile keiner
genormten Messinglegierung entspra­
chen. Das führt zu nicht vorhersehbaren

Änderungen der mechanischen Eigen­
schaften des Werkstoffs.

Einen weiteren Produktmangel fand Dr.

Quitzau bei der Untersuchung des Ge­
windes. Dessen Materialstärke war zu
gering und außerdem asymmetrisch,

was zu erhöhten Spannungen im Werk­
stoff führte und damit Spannungsriss­

korrosion eben falls begünstigte.
Bei dem Anschlussventil handelte sich

um ein Produkt der „TKW Armaturen

GmbH“, die Armaturen für Feuerweh­
ren und die Industrie herstellt. Auf dem

Gehäuse befand sich die Kennzeichnung

„DIN PVR 7/96 TKW 2“ PN16 1 11/05“

und auf dem Ventiloberteil „DIN PVR

7/96 1 11/05 Zu <– 2“ –> Auf TKW“.

Ein Ventil mit gleicher Kennzeichnung

und gleichem Schadenbild hatte auch in

einem Museum einen Leitungswasser­
schaden verursacht. Das IFS empfiehlt,

Löschwasseranlagen zu prüfen und bei

Vorhandensein der oben genannten

Ventile den Hersteller zu kontaktieren.
IFS empfiehlt Austausch von mangelhaften Anschlussventilen
Nachruf
Das linke Bild zeigt den Blick in den Wandhydranten: Das Gewinde des Ventiloberteils ist fast rundum gebrochen. In der Mitte ist die Mini-
malstärke und rechts die Maximalstärke des asymmetrischen Gewindes abgebildet.