IFS Report 1-2019

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download.

1IFS-Report 1/2019
22. Jahrgang März 2019
Kälte, Hitze, Handhabungsfehler – immer wieder kommt es zu Bränden durch Fahrradakkus
Im vergangenen Jahr wurden in
Deutschland 850.000 bis 900.000
Elektrofahrräder verkauft, so schätzt
der Zweirad-Industrie-Verband
(ZIV). Etwa jedes fünfte neu gekauf-
te Rad ist mit einem Elektromotor
ausgestattet. Die Verkaufszahlen
steigen seit Jahren; langfristig rech-
net der ZIV mit einem Marktanteil
von 35 Prozent. Die Unterstützung
durch den Elektromotor zaubert
dem Radler auch bergan ein ent-
spanntes Lächeln aufs Gesicht. Doch
dass die Energie, die in 200 Jahren
Draht
eselgeschichte aus den Mus-
keln kam, nun von Lithium-Akkus
geliefert wird, hat einen Preis: „Wir
verzeichnen immer wieder Brände
durch die Akkus von Elektrofahrrä-
dern“, sagt IFS-Geschäftsführer Dr.
Hans-Hermann Drews.
Die Energiespeicher sind im Allge-
meinen sicher. Allerdings sind sie
anfällig für technische Defekte. Die-
se können zum Beispiel durch me-
chanische Beschädigungen, niedrige
Temperaturen oder Tiefentladungen
hervorgerufen werden. „Wenn Ihr
E-Fahrrad den Winter in der kalten
Garage verbracht hat, sollten Sie bei
den ersten Ladevorgängen etwas
genauer hinsehen“, rät Drews. Die
meisten Brände entstehen in der La-
dephase. Darum empfiehlt das IFS,
Lithium-Akkus auf einer nicht brenn-
baren Unterlage und in einem Raum
mit Rauchmelder zu laden.
Neben Frostwerten können auch
hohe Temperaturen Auswirkun-
gen haben. In der Bedienungsan-
leitung zu seinem „Power Pack
300/400/500“ weist zum Beispiel
der Hersteller Bosch darauf hin,
den Akku vor dauernder Sonnen-
einstrahlung zu schützen, und das
abgebildete Piktogramm zeigt eine
Maximaltemperatur von 50 °C. In den
meist schwarzen Gehäusen der Ak-
kupacks kann dieser Wert im Som-
mer freilich überschritten werden.
Auf Nachfrage gab der Bosch eBike
Service jedoch Entwarnung: Es sei
unproblematisch, die Elektrofahrrä-
der bei Sonnenschein abzustellen.
Wärme könne allerdings dazu füh-
ren, dass der Alter
ungsprozess eines
Akkus beschleunigt werde, erläutert
Bosch den Sicherheitshinweis. Lithi-
um-Akkus sind üblicherweise bis zu
einer Temperatur von 80 °C zugelas-
sen. Bei höheren Werten besteht die
Gefahr einer Schädigung oder sogar
einer Brandentstehung.
Auch Überladungen können zum
Defekt im Akku und damit zum
thermischen Durchgehen führen.
Dabei wird die gespeicherte Ener-
gie explosionsartig freigesetzt. Um
Überladungen zu vermeiden, dürfen
Akkupacks von Elektrofahrrädern
ausschließlich mit dem vom Herstel-
ler vorgesehenen Ladegerät aufgela-
den werden.
-ReportEine Information des Institutes für Schadenverhütung und
Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V.
Der chinesische Hersteller „Haier“
warnt nun offiziell vor Brandgefahr
an Waschmaschinen. Lesen Sie mehr
dazu auf Seite 3
Ein Fahrradakku geht beim Ladevorgang thermisch durch. www.ifs-ev.org/videos
Vorsicht beim Start in die Fahrradsaison
Videos zur Schadenverhütung unter www.ifs-ev.org/videos
In unserem Akku-Beitrag zeigen wir, was beim thermischen Durchgehen
passiert, und fassen die wichtigsten Sicherheitshinweise zusammen.
Die Reste eines Fahrradakkus: Einige der
Zellen sind aufgeplatzt. Foto: IFS
2IFS-Report 1/2019
Fahrzeugbrände entwickeln sich zum Schwerpunktthema
Brandstiftungen an Fahrzeugen ma-
chen vor allem in Großstädten re-
gelmäßig Schlagzeilen. Doch nicht
immer wurde gezündelt, wenn ein
Pkw in Flammen aufgeht. Wie bei
Gebäudebränden ist auch bei Fahr-
zeugen Elektrizität die am häufigs-
ten vom IFS ermittelte Ursache. Die
technische Ausstattung wird bei Pkw
wie auch bei Nutzfahrzeugen immer
nem Elek
troauto sind mehrere Tau-
send Lithium-Akkuzellen verbaut.
Kommt es in einer Zelle zum Defekt,
so kann eine Kettenreaktion und da-
mit ein Feuer initiiert werden, das
nicht leicht zu löschen ist. Bisher ist
nicht bekannt, dass Elektroautos be-
sonders häufig brennen. Allerdings
wird allein die steigende Zahl dieser
Fahrzeuge zu mehr Schäden führen.
Das IFS hat Erfahrungen mit Brandursachenermittlungen an Fahrzeugen aller Art. Besonders bei modernen landwirtschaftlichen Nutzfahr-
zeugen ist die Schadensumme oft sehr hoch.
Das IFS bereitet sich auf steigende Untersuchungszahlen im Bereich Pkw- und Nutzfahrzeuge vor
komplexer. „Darum gehen wir davon
aus, dass Fahrzeugbrände uns in den
kommenden Jahren in zunehmen-
dem Maße beschäftigen werden. Wir
bauen unsere Ressourcen bereits
dahin gehend aus“, sagt Dr. Andreas
Pfeiffer, der im IFS das Fachgebiet
Brandursachenermittlungen leitet.
Eine neue Schadenursache in die-
sem Bereich sind Akkubrände. In ei-
Mikromobilität – Rückrufe in Serie
Hoverboards und E-Scooter sind mit starken Akkupacks unterwegs
Verkehrsminister Andreas Scheuer
sieht in der Mikromobilität enormes
Zukunftspotential. Elektroscooter,
also Tretroller mit Motor, erleichtern
den letzten Kilometer vom Bahnhof
zur Arbeit und in der Mittagspause
den Weg zum Restaurant. Hover-
boards, das sind Skateboards mit
Motor, sind besonders bei Jugendli-
chen beliebt. In diesem Jahr sollen
die beiden kleinen Elektrofahrzeug-
typen für den Betrieb auf öffentli-
chen Straßen und Radwegen zuge-
lassen werden.
Die Energie für den Elektromotor
liefern leistungsstarke Lithium-Ak-
kupacks, die unterwegs einiges aus-
halten müssen und zugleich nicht
für ihre Robustheit bekannt sind.
Zudem werden Hoverboards und
E-Scooter in sehr unterschiedlichen
Preisklassen und häufig als Billigim-
port aus Fernost angeboten. Erst im
Februar wurde eine ganze Reihe von
Warnmeldungen wegen Brandgefahr
an verschiedenen Hoverboards ver-
öffentlicht. Vor dem Kauf lohnt sich
darum eine kurze Internetrecherche.
Das IFS hat bereits zahlreiche Boards
untersucht, an deren Akkus es zum
Brandausbruch kam. Die aktuellen
Rückrufe haben wir
unter www.ifs-ev.org
zusammen gefasst.