IFS Report 1- 2013

Das IFS berichtet viermal jährlich im IFS-Report über aktuelle Schadenfälle und weitere Aspekte der Arbeit zur Schadenverhütung. Der IFS-Report erscheint gedruckt und im PDF-Format zum Download

Den IFS-Report gibt es jetzt auch als PDF-Version per E-Mail.
Für die Anmeldung genügt eine kurze Mitteilung an
report@ifs-ev.org
Ein grundsätzlicher Konstruktionsfehler?Es treten vermehrt Brände in den Bunkern oder Fördersystemen von Hackschnitzelheizungen auf
Kurz vor acht Uhr in einem Kindergarten: Eine Mitarbeiterin

bemerkt Brandgeruch und alarmiert die Feuerwehr. Die
Einsatzkräfte stoßen auf ein Feuer im Keller des Gebäudes. Dort

befinden sich der Heizungsraum mit einer Hackschnitzel-

heizung und ein Raum, der als Bunker für das Brennmaterial

genutzt wird. IFS-Gutachter untersuchten später die

Brandstelle: Das Feuer entstand zweifelsfrei im Bunker, im

Bereich der Förderschnecke, mit der die Hackschnitzel zur

Heizung transportiert wurden. Ein Rührwerk schob

Hackschnitzel in Richtung der Schnecke. Der Gutachter konnte

die Betriebssituation rekonstruieren und stellte dabei fest, dass

die Arme des Rührwerks gegen das Gehäuse der

Förderschnecke schlagen konnten. Möglicherweise waren

dadurch Funken oder Reibungswärme entstanden, und

brennbares Material entzündete sich. Doch auch Steine in den

Hackschnitzeln konnten nicht ausgeschlossen werden, und

diese hätten einen ähnlichen Effekt gehabt. Dem Gutachter fiel

zudem auf, dass die betroffene Anlage unter anderem mit

getrocknetem Material aus Biogasanlagen befeuert wurde. In

ähnlichen Schadenfällen hatten die Anlagen jahrelang prob-

lemlos funktioniert, und erst seit neuerdings das sehr trockene

Brennmaterial aus den Biogasanlagen verwendet wird, häufen

sich die Schadenereignisse.

Das IFS hat darüber hinaus bereits mehrere Hackschnitzel-

heizungen untersucht, bei denen es zu Rückbränden gekom-

men war. Heiße Gase aus dem Brennraum der Heizungsanlage
Das IFS dokumentiert seit

über zehn Jahren die
Ergebnisse eigener Ursachen-

ermittlungen in einer Scha-

dendatenbank. Es fließen die

Ergebnisse bundesweiter

Untersuchungen von Feuer-

und Leitungswasserschäden

ein. Diese Arbeit trägt nun

Früchte: Die systematische

Auswertung von Schäden

läßt Schadentrends erkenn-

bar werden, über die auch
Brandspuren in der Förderschnecke einer Hackschnitzelheizung Foto: IFS
regelmäßig im IFS-Report

berichtet wird. Hinter Scha-

denhäufungen stehen oft

gefährliche Produkte mit

technischen oder konstruktiv-

en Mängeln. Aber auch unser

Nutzungsverhalten von Ge-

genständen des Alltags kann

eine Gefährdung darstellen.

In solchen Fällen trägt um-

sichtiges Verhalten dazu bei,

Risiken im Alltag einzudäm-

men. Auch in dieser Ausgabe

werden wieder entsprech-

ende Beispiele aufgezeigt:
das richtige Betreiben von
Ethanolkaminen und Empfeh-

lungen für den Betrieb von

Elektrogeräten mit Stand-by

Funktion. Diese Erkenntnisse,

von technischen Experten

zusammengetragen, unter-

stützen sowohl das Schaden-

management als auch die

Kundenkommunikation.
Stefan Richter
Vorstand Westfälische Provinzial
und Hamburger Feuerkasse,
Vorstandsvorsitzender IFS
EIN WORTAUF
Eine Information des Institutes
für Schadenverhütung und
Schadenforschung der
öffentlichen Versicherer e.V.
gelangten über die Zellradschleuse in das Fördersystem und
schließlich in den Bunker für das Brennmaterial. Es gibt bisher

noch keine aussagekräftigen Untersuchungen dazu, ob es

grundsätzliche Konstruktionsprobleme in Zusammenhang mit

Hackschnitzelheizungen oder mit der Verwendung von

Brennmaterial aus Biogasanlagen gibt. Das IFS wird die

Entwicklung weiter im Auge behalten und gegebenenfalls über

neue Erkenntnisse berichten.
Damals rief ein bekannter
Markenhersteller Kaffeevoll-

automaten zurück, bei denen

sich der Elektromotor des

Mahlwerks überraschend

wieder einschalten konnte.

Auslöser war ein probleman-

fälliges Bauteil auf der

Steuerungsplatine. Durch die

Überhitzung des infolge des

Fehlers dauerhaft eingeschal-

teten Mahlwerks wurden
zahlreiche Brände verursacht.
An der Gerätefront gab es ei-

nen vermeintlichen Ein/Aus-

Taster, sodass die Benutzer

glaubten, sie hätten die

Maschine tatsächlich ausge-

schaltet.

Eine Kaffeemühle, die plötz-

lich zu mahlen beginnt, ist –

zugegeben – ein ungewöhnli-
ches Beispiel. Häufiger wer-
den Brände durch Kurzschlüs-

se verursacht. Das Resultat ist

allerdings das gleiche und für

den Betroffenen nicht weni-

ger überraschend. In den

meisten Haushalten stehen

diverse Verbraucher Tag und

Nacht unter Spannung, ob-

wohl sie nur für kurze Zeit-

räume genutzt werden.

Damit gehen überflüssige

Kosten und Risiken einher.

Wer im Elektrofachmarkt ein

Gerät kauft, findet allerdings

auf der Verpackung zumeist

keinen Hinweis darauf, ob es

nach dem Betätigen des Aus-

Schalters auch wirklich span-

nungsfrei ist. Auch vom

Verkaufspersonal bekommt

man bei der Frage nach ei-

nem manuellen Netzschalter

gewöhnlich nur einen ratlo-

sen Blick. Selbst Fachleute

können diese Frage bei einem

Gerät, das sie nicht messtech-

nisch überprüft haben,

manchmal nicht beantwor-

ten. Wer also sicherer sein

will, sollte entweder nach

dem Gebrauch den Netz-

stecker ziehen oder Geräte

über schaltbare Steckdosen

mit dem Stromnetz verbin-

den.
2
Mitgliederversammlung
Das Institut für Schaden-

verhütung und Schaden-
forschung wird als eingetra-

gener Verein geführt, dessen

Mitgliedsunternehmen die öf-

fentlichen Versicherer sind.

Seine Organe sind die

Mitgliederversammlung, der

Vorstand und der Beirat. Die

Mitglieder der IFS-Gremien

werden von den Mitglieds-

unternehmen entsandt.

Dieses Engagement stärkt

die Zusammenarbeit von IFS

und öffentlichen Versiche-

rern. So werden Schaden-

themen aus den Häusern im
Institut aufgenommen und
die Arbeitsergebnisse der

Gutachter für die Versicherer

auf kurzem Wege zugänglich

und nutzbar.

Während der jüngsten

Mitgliederversammlung in

Baden-Baden wurden Vor-

stand und Beirat des IFS tur-

nusgemäß neu gewählt.

Stefan Richter, Vorstand der

Westfälischen Provinzial, hat

das Amt des Vorstands-

vorsitzenden übernommen

und löst Michael Schütze von

der Provinzial Nord ab. Rainer

Fürhaupter, Vorstand der VKB
Vorstand und Beirat neu gewählt
in München, und Dr. Klaus

Zehner, Vorstand der SV

SparkassenVersicherung in

Stuttgart, werden weiterhin

im Vorstand des IFS tätig sein.

Dem IFS-Beirat wird für eine

weitere Amtszeit Thomas

Vorholt von der VGH in

Hannover vorsitzen. Auch die-

ses Gremium hat ein neues

Mitglied bekommen: Silke

Liedtke von der Provinzial

Nord in Kiel tritt an die Stelle

von Michael A. Dirks. Günter

Fröhlich vom BGV in

Karlsruhe, Günter Mohr von

der Provinzial Rheinland in
Düsseldorf und Klaus Ross
von der VKB in München so-

wie Michael Hein von der

Westfälischen Provinzial in

Münster, Martin Schulze-

Bruckauf von der SV Sachsen

in Dresden und Peter Philipp

von der SV Gebäude-

versicherung in Stuttgart set-

zen ihre Beiratsarbeit fort.

Das IFS heißt Stefan Richter

und Silke Liedtke herzlich

willkommen und bedankt

sich bei den ausgeschiedenen

Vorstands- und Beiratsmit-

gliedern für ihre geleistete

Arbeit.
Sind Sie sicher?
Sehr viele elektrotechnische

Geräte, die wir benutzen,
haben keine „echten“ Netz-

schalter. Damit ist ein Schalter

gemeint, mit dem man das

Gerät tatsächlich aus- und

damit spannungsfrei schalten

kann. Manchmal leuchtet

nach dem Ausschalten noch

irgendwo etwas, das verrät,

dass zum Beispiel der

Fernseher nur in den Stand-

by-Betrieb geschickt wurde.
Doch das ist nicht immer
so. Oft glaubt der

Benutzer, dass er ein

Gerät tatsächlich ausgeschal-

tet hat, und wähnt sich damit

in vermeintlicher Sicherheit –

nicht nur vor weiterem

Stromverbrauch, sondern

auch vor einem Brandrisiko.

Ein anschauliches Beispiel für

diese Brandgefahr liefert eine

Schadenserie, die mittlerweile

ein paar Jahre zurückliegt.
Brandschaden in einer Küche: Rechts sind die Reste des Kaffeevoll-
automaten zu sehen, der das Feuer verursacht hat.
Viele Elektrogeräte haben keine echten Netzschalter